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TLegalisierung des Steinkirchener Sportplatzes: Kreis weist Bauantrag zurück

Das Trommeln auf der Bande ist für den Lärmschutz-Gutachter der Samtgemeinde Lühe kein Problem.

Das Trommeln auf der Bande ist für den Lärmschutz-Gutachter der Samtgemeinde Lühe kein Problem. Foto: Vasel

Es ist mittlerweile ein Possenspiel: Der Bauantrag der Samtgemeinde Lühe zur Legalisierung des Sportplatzes in Steinkirchen ist fehlerhaft. Das hat Folgen.

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Von Björn Vasel
Donnerstag, 02.01.2025, 11:50 Uhr

Steinkirchen. Der von der Samtgemeinde Lühe beauftragte Planer hatte die Unterlagen am 18. Dezember im Stader Kreishaus online eingereicht. Doch die Vorprüfung im Bauordnungsamt des Landkreises ergab: Der Antrag zur Legalisierung des Sportplatzes Striep in Steinkirchen „entspricht nicht den Anforderungen der Niedersächsischen Bauordnung“. Das hat Kreissprecher Daniel Beneke am Montag dem TAGEBLATT bestätigt. Es gebe inhaltliche und formale Fehler. Der Kreis Stade habe Samtgemeinde und Planer bereits am 19. Dezember informiert. Das Schreiben lag also schon vor Weihnachten im Rathaus vor.

Wie berichtet, waren Fußballplatz und Leichtathletikanlage am 10. Oktober 1989 lediglich für den Schulsport genehmigt worden. Im April 2021 hatte Nachbar Johannes Cordes sowohl den Kreis Stade als auch die Samtgemeinde Lühe aufgefordert, die außerschulische Nutzung zu untersagen. Doch die Samtgemeinde handelte nicht. Im Zuge des Streits wurde der Platz im August 2024 für den Vereinssport gesperrt, im Oktober untersagten das Verwaltungsgericht Stade und der Kreis Stade die „rechtswidrige Nutzung“.

Planungsbüro bekommt eine letzte Frist

Das Büro Munder und Erzepky - Landschaftsarchitekten aus Hamburg habe jetzt bis zum 16. Januar Zeit, die Unterlagen nachzubessern, so der Landkreis. Die Frist könne „einmalig“ um bis zu drei Wochen verlängert werden. Danach sei keine Weiterbearbeitung dieses Antrags mehr möglich. Das Verfahren müsste neu starten. Im Juli 2024 waren die Aufträge für die Gutachten vergeben worden.

Damit wird es immer unwahrscheinlicher, dass die Fußballer der SG Lühe ab März auf dem Platz wieder trainieren und Punktspiele austragen können. Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke hatte am 11. Dezember im Rat seine Hoffnung ausgedrückt, dass SG-Fußballer zum Start der Rückrunde wieder in Steinkirchen kicken können.

Gerke erfuhr die Hiobsbotschaft am Montag vom TAGEBLATT. 20.000 Euro lässt sich die Samtgemeinde die Legalisierung für den Vereinssport kosten. Dementsprechend zerknirscht reagierte Gerke: „Wir verlieren wieder wertvolle Zeit.“ Die Planer sind erneut im Urlaub.

Nach mehrfachen Versuchen erreichte Gerke den Fachplaner, das Büro will die Fehler korrigieren - irgendwann ab dem 7. Januar. Nach Informationen des TAGEBLATT hatten die Verantwortlichen im Kreishaus bei mehreren Terminen und Gesprächen erklärt, was im Zuge des Verfahrens gefordert wird. Für die Unterstützung sei er dem Kreis Stade dankbar, so Gerke.

Noch herrschen eisige Zeiten für den Vereinssport, die Kicker müssen auf den Sportplatz an der L140 und an der Grundschule in Hollern ausweichen.

Noch herrschen eisige Zeiten für den Vereinssport, die Kicker müssen auf den Sportplatz an der L140 und an der Grundschule in Hollern ausweichen. Foto: Vasel

Er sei gleichwohl optimistisch, dass der Kreis die Baugenehmigung im ersten Quartal 2024 erteilen wird. Dazu wollte Kreissprecher Beneke nach einer Rücksprache mit Bauordnungsamtsleiterin Annette Krispin keine Prognose wagen. Antragsunterlagen und Lärmschutzgutachten müssten umfassend geprüft werden. Im Zuge des Verfahrens sind Nachbarn zu beteiligen. „Wir werden umfassend prüfen, das wird seine Zeit erfordern“, sagt Beneke. Sollte die Baugenehmigung erteilt werden, müsse diese gerichtsfest sein.

Nachbar spricht von Gefälligkeitsgutachten

Nachbar Cordes behält sich eine Klage vor. Ihm und dem TAGEBLATT liegen das nicht öffentliche Lärmschutzgutachten vor. Er spricht nach einer ersten Durchsicht von einem „Gefälligkeitsgutachten“. Der Obstbauer bedauert, dass ihm bislang Einsicht in die Unterlagen verweigert werde.

Schallmessungen und Simulationen der Gutachter von Lairm Consult aus Bargteheide würden „nicht die tatsächlichen Verhältnisse“ widerspiegeln. Cordes verweist auf seine eigenen, umfassend dokumentierten Messergebnisse. Er hat die renommierte Hamburger Anwältin Dr. Roda Verheyen eingeschaltet - bekannt unter anderem aufgrund der Klimaklage eines peruanischen Landwirts gegen den Energiekonzern RWE.

Gutachter und Gerke rechnen mit Genehmigung

Gerke sieht einer Klage gelassen entgegen. Das Lärmschutzgutachten zeige, dass Vereinssport möglich sei. Der Gutachter geht in der 25 Seiten starken schalltechnischen Untersuchung davon aus, dass Veranstaltungen im Vereinsheim „bei Zimmerlautstärke“ stattfinden.

Das vom Nachbarn in der Vergangenheit immer wieder kritisierte Getrommel der Fußballfans sei laut Lairm Consult „aufgrund der kurzen Einwirkzeit nicht beurteilungsrelevant“. Schließlich gehe es „im pegelbestimmten Torjubel- und Szenenapplaus“ unter.

Lastfälle mit 20 bis 200 Zuschauern von 10 bis 23 Uhr wurden geprüft. Demnach seien „Trainings- und Punktspielbetrieb“ aus immissionsschutzrechtlicher Sicht laut der Verordnung zum Bundesimmissionsschutzgesetz „mit der Wohnbebauung verträglich“ und „rechtssicher“. Das gelte auch für Yoga- und Leichtathletik.

Blick auf das Vereinsheim der SG Lühe, im Hintergrund die Sporthalle Striep.

Blick auf das Vereinsheim der SG Lühe, im Hintergrund die Sporthalle Striep. Foto: Vasel

Cordes werde im laufenden Verfahren die Unterlagen - so wie es Vorschrift ist - sichten können, so Beneke und Gerke. Letzterer ist hoffnungsvoll, dass die SG Lühe über Spenden auch die erforderlichen 40.000 Euro für ein rechtlich sauberes LED-Flutlicht zusammenbekommt.

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