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Küstenschutz

TLühe-Sperrwerk wird erneuert: Jahrelange Bauarbeiten im Alten Land

Folge des Klimawandels: Das 1964 bis 1967 errichtete und 1968 in Betrieb genommene Lühe-Sperrwerk muss in den nächsten Jahren erneuert oder ersetzt werden.

Folge des Klimawandels: Das 1964 bis 1967 errichtete und 1968 in Betrieb genommene Lühe-Sperrwerk muss in den nächsten Jahren erneuert oder ersetzt werden. Foto: Vasel

Das Land hat erste Pläne für den Neubau des Lühe-Sperrwerks vorgelegt. Im Zuge der Deicherhöhung muss es größer werden. Das sind die Details.

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Von Björn Vasel
Dienstag, 11.02.2025, 09:50 Uhr

Grünendeich. Im Zuge der Erhöhung der Hauptdeiche muss auch das Lühe-Sperrwerk ertüchtigt oder durch einen Neubau ersetzt werden. Die Deiche waren zuletzt nach der verheerenden Sturmflut von 1962 erhöht und das Sperrwerk 1968 in Betrieb genommen worden.

Aufgrund des Klimawandels steigt der Meeresspiegel. Damit das Alte Land und Horneburg links und rechts der Lühe/Aue bei Sturm- und Starkregenfluten geschützt sind, sind Baumaßnahmen in Grünendeich und Jork-Lühe erforderlich.

Sperrwerk muss um 2,40 Meter erhöht werden

Die Forschungsstelle Küste des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hält eine Sollhöhe des Sperrwerks bei einem Neubau von 9,96 Meter über Normalhöhennull für notwendig. Diese liegt 2,36 Meter über der heutigen. Die Anschlussdeiche an der Elbe müssten ebenfalls auf dieses Niveau erhöht werden. Es besteht Handlungsbedarf, denn schon heute können Wellen bei einer schweren Sturmflut über die Flügeltore laufen.

Das alte Sperrwerk muss bis zur Inbetriebnahme des Ersatzbaus in Betrieb bleiben. „Der Küstenschutz muss jederzeit gewährleistet sein“, heißt es in einem Papier des NLWKN. Je nach Variante könne auch ein Neubau der Klappbrücke erforderlich sein. Diese gibt es seit dem Jahr 1982. Vorher gab es an der Mündung eine Rollbrücke.

Blick auf die 1982 errichtete Klappbrücke vor dem Lühe-Sperrwerk.

Blick auf die 1982 errichtete Klappbrücke vor dem Lühe-Sperrwerk. Foto: Vasel

Bis zu 70.000 Fahrzeuge sind in der Woche auf der Kreisstraße K39, der zweiten Hauptverkehrsader des Alten Landes nach der L140 (Obstmarschenweg), entlang der Elbe unterwegs.

Zwei bis vier Jahre Bauzeit

Sechs Varianten haben die Küstenschutz-Experten geprüft. Sie favorisieren einen Neubau südlich (Variante 2) beziehungsweise östlich (Variante 5) des Bestandsbauwerks.

Die NLWKN-Karte zeigt die vom NLWKN ebenfalls favorisierte Variante 2.

Die NLWKN-Karte zeigt die vom NLWKN ebenfalls favorisierte Variante 2. Foto: NLWKN

Der Elbdeich müsste angepasst werden. Baucontainer und -material sollen auf dem Parkplatz in Jork-Lühe unterhalb der K39 vor dem Hotel und Restaurant Elbblick gelagert werden. Damit die Arbeiter unabhängig von Ebbe und Flut arbeiten können, wird im Schutz eines Spundwandkastens gearbeitet.

Die NLWKN-Karte zeigt die von der Gemeinde Grünendeich und vom NLWKN favorisierte Variante 5. Links oben ist der Lühe-Anleger zu sehen.

Die NLWKN-Karte zeigt die von der Gemeinde Grünendeich und vom NLWKN favorisierte Variante 5. Links oben ist der Lühe-Anleger zu sehen. Foto: Vasel

Auf der Binnenseite müsste der Lauf der Lühe leicht angepasst werden. Dieser würde sich am Altarm von 1964 orientieren. Decksteine und Spundwand werden das neue Ufer sichern, heißt es in dem 43-seitigen Vorschlag für den Untersuchungsrahmen im Zuge der Umweltverträglichkeitsprüfung. Die NLWKN-Experten gehen von einer Bauzeit von drei bis vier Jahren bei einem Neubau beziehungsweise von zwei bis drei Jahren bei einer Ertüchtigung aus.

NLWKN rechnet mit Kosten von mehr als 20 Millionen Euro

Eine Nachhaltigkeits- und Wirtschaftlichkeitsbetrachtung wird zeigen, ob eine Ertüchtigung günstiger als ein Neubau ausfallen könnte. Dabei spielt laut NLWKN auch die Restnutzungsdauer des fast 60 Jahre alten Sperrwerks eine Rolle. Eine statische Überprüfung habe gezeigt, dass der Massivbau die Erhöhung und Verstärkung lastenmäßig aufnehmen könne. Die Tore müssten verstärkt oder ersetzt, das Betriebsgebäude neu errichtet oder angepasst werden.

Im Gespräch ist auch die Errichtung eines Spitzenschöpfwerks. Mit dem könnte bei einer Kombination aus Starkregen- und Sturmflut das Wasser aus der Lühe bei geschlossenem Sperrwerk in die Elbe gepumpt werden, um Überschwemmungen im Binnenland - sprich im Alten Land und Horneburg - zu verhindern.

„Der Neubau bewirkt einen Anstieg der Sicherheit für die Menschen“, so NLWKN-Geschäftsstellenleiter Peter Schley. Die Biotop-Kartierung für das Planfeststellungsverfahren soll noch 2025 starten und bis 2026 laufen, ab 2030 könnte es mit einer Ertüchtigung beziehungsweise einem Neubau losgehen. Beim Neubau sei mit Kosten von „etwas über 20 Millionen Euro“ zu rechnen. Die Planung soll ein Ingenieurbüro nach EU-weiter Ausschreibung übernehmen.

Geschwindigkeitsbegrenzung auf der K39

Die Gemeinde Grünendeich favorisiert die Variante 5. Die werde die Verschlickung minimieren. Lkw sollen die Baustelle möglichst außendeichs über den Treibselräumweg anfahren. Während der Bauphase soll Tempo 30 auf der K39 gelten.

In seiner Stellungnahme zur Neubau-Planung fordert der Rat ein Mündungsschöpfwerk, so Bürgermeister Nikolai Müller (CDU). „Das ist unsere Lebensversicherung“, waren sich Kai Klegräfe (CDU), Ulrike Mohr (Grüne) und Inge Massow-Oltermann (FWG) einig. Sie stärken den Deich- sowie Wasser- und Bodenverbänden den Rücken.

Sperrwerks- und Deichbau hängen zusammen. Das Deichschart wird nach der Erhöhung verschwinden.

Blick auf den Lühe-Anleger.

Blick auf den Lühe-Anleger. Foto: Vasel

Die Altländer fordern: Die Buden am Lühe-Anleger müssen bleiben, die Überfahrt über den Deich auch für Reisebusse und Tank-Lkw mit Blick auf die Lühe-Schulau-Fähre befahrbar sein. Sobald die Planungen in den Grundzügen vorliegen, soll es eine öffentliche Veranstaltung mit Deichverbänden und NLWKN geben.

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