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Lessing-Gespräche

TMacht und Konflikte: Forscherin erklärt die Bedeutung des Wassers

Dr. Rossella Alba von der Humboldt Universität hält bei den Lessing-Gesprächen den Vortrag.

Dr. Rossella Alba von der Humboldt Universität hält bei den Lessing-Gesprächen den Vortrag. Foto: Battmer

Dr. Rossella Alba forscht weltweit an Wasser. Sie weiß, was wir aus Wasserkrisen lernen können, welche Macht Wasser hat und wie dieses globale Thema auch die Region im Einzelnen betrifft.

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Von Mario Battmer
Sonntag, 29.10.2023, 19:06 Uhr

Jork. Wasser ist allgegenwärtig - dennoch wirkt das Thema der diesjährigen Lessing-Gespräche in Jork auf den ersten Blick weit weg von der eigenen Lebenswirklichkeit. „Wasser für alle(s)?“, lautet das Thema von Dr. Rossella Alba von der Humboldt Universität zu Berlin.

Die Italienerin ist vor drei Jahren ins Alte Land gezogen und forscht seit mehr als zehn Jahren an Wasser.

Ihr Schwerpunkt liegt nicht auf der Ingenieursseite oder dem Wasserbau, sondern auf der Wasserpolitik und Koordination: Sie analysiert Entscheidungen, Interviews oder Publikationen, spricht mit Akteuren auf der ganzen Welt. Dabei hinterfragt sie auch, wer an den Prozessen und Entscheidungen beteiligt ist - und sein sollte. „Wie können wir nachhaltige Kooperation und Wassersicherheit für alle schaffen?“, fragt sich die Forscherin.

Bei Wasser spielt alles zusammen

Denn um Wasser ranken sich viele Konflikte. Da geht es zum einen um die Verwendung: Wird es für die Produktion, als Nahrung oder zur Energiegewinnung genutzt? Hier schlägt Alba auch eine Brücke in die Region. Im Obstbau zum Beispiel geht es vorrangig um die Lebensmittelproduktion, aber eben auch um Klima- und Küstenschutz. Und die Obstbauern haben mit den Folgen der Elbvertiefung zu kämpfen. Es spielt alles irgendwie zusammen.

Und genau daran forscht die 35-Jährige. Zunächst studierte Alba - gebürtig aus der Nähe von Venedig - Wirtschaft, ehe sie ein Studium in Wassermanagement in den Niederlanden begann. „Ich verstehe die Region hier also“, sagt Alba mit Blick auf die niederländischen Siedler, die im 12. und 13. Jahrhundert die Kulturlandschaft im Alten Land prägten. In Trier schrieb sie später ihre Doktorarbeit zum Thema Humangeografie, also wie Mensch und Umwelt sich gegenseitig beeinflussen.

Wie Wasser Menschen und Orte verbindet

Wasser ist ein kostbares Gut, betont die Forscherin. „Es ist interessant, wie es eine kulturelle, soziale oder religiöse Bedeutung bekommt“, sagt Alba. Ihre Forschung und die ihrer Kollegen (Fachbereich IRI THESys) bringe die verschiedenen Dimensionen zusammen „für eine nachhaltige und gerechte Wassersicherheit“.

Rednerin Dr. Rossella Alba (Mitte, vorne) mit der Gruppe hinter den Lessing-Gesprächen: Jorks stellvertretender Bürgermeister Partho Banerjea, Archivarin Dr. Kai Janofsky, Dr. Jan Valentin Deichsel, Anping Richter und Bürgermeister Matthias Riel (von links).

Rednerin Dr. Rossella Alba (Mitte, vorne) mit der Gruppe hinter den Lessing-Gesprächen: Jorks stellvertretender Bürgermeister Partho Banerjea, Archivarin Dr. Kai Janofsky, Dr. Jan Valentin Deichsel, Anping Richter und Bürgermeister Matthias Riel (von links). Foto: Battmer

Denn Wasser ist auf der Welt oft ungerecht verteilt. „Das ist auch eine Machtfrage“, erklärt Alba, „aber auf verschiedenen Ebenen.“ Wer Macht hat, kann diese nutzen, um über Wasser zu entscheiden. Andererseits gibt einem Wasser auch Macht, etwa in Krisengebieten, wo das Wasser knapp ist. Was erst mal negativ klinge, könne aber deshalb auch ein guter Punkt für Diplomatie sein, meint Alba.

„Wasser bringt Menschen an einen Tisch.“

Beispiel Hochwasserschutz: Über drei Kommunen haben die Landkreise Stade und Harburg sowie Hamburg als Este-Anrainer gemeinsam einen Hochwasserschutzverband gegründet. Im Deichbau kooperieren Dörfer, Kommunen und ganze Länder. „Wasser ist ein verbindendes Element“, so Alba. Ihr liegt viel an Partizipation und Beteilung. So könne Wasser sogar die Demokratie stärken.

Die Lessing-Gespräche und der Bürgerpreis

Die 31. Lessing-Gespräche finden am Sonnabend, 11. November, ab 15 Uhr im Museum Altes Land statt. Wie üblich wird in diesem Rahmen auch der Jorker Bürgerpreis verliehen. Im vergangenen Jahr zeichnete die Gemeinde die Initiative „Ein Herz für die Ukraine“ aus.

Die Lessing-Gespräche sollen ein Forum sein, welches die Gelegenheit gibt, frei, öffentlich und losgelöst von tagesaktuellen und politischen Zwängen über Themen nachzudenken, die sowohl für die kleine Gemeinschaft einer Gemeinde als auch für die weitere Gesellschaft Bedeutung haben.

Die Verschriftlichung der letztjährigen Lessing-Gespräche ist fertig. Diese gibt es im Museum Altes Land, in der Drogerie Hubert oder im Rathaus der Gemeinde sowie auf der Webseite www.jork.de zu kaufen.

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