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TMehr als nur Äpfel: Das bieten Hofläden im Alten Land

Blick in Hofläden im Alten Land.

Blick in Hofläden im Alten Land. Foto: Dreisbach

Viele Hofläden im Alten Land präsentieren ihre Erzeugnisse in rustikalen, umfunktionierten Scheunen oder Obsthallen. Doch längst wird an den Höfen mehr als nur Lebensmittel verkauft.

Von Leo Dreisbach Freitag, 12.07.2024, 17:55 Uhr

Altes Land. In der riesigen Scheune des Hofladens vom Obsthof Meyer in Hollern-Twielenfleth türmen sich hölzerne Obstkisten bis fast unter die Decke. Rustikaler Charme geht von dem Familiengeschäft aus. Einige Betriebe, wie der Hofladen des Obsthofs Lefers in Jork, setzen auf modernere Einrichtung, bessere Beleuchtung und zeitgemäßes Ambiente. Egal ob alt und rustikal oder neu und modern, eins haben fast alle Hofläden gemeinsam: Sie bieten heutzutage eine Vielfalt an Produkten an, die über das saisonale Obst und Gemüse vom eigenen Hof hinausgehen.

Großes Sortiment und regionale Spezialitäten

Hofläden erweitern ihr Sortiment mit regionalen und hausgemachten Spezialitäten. So finden sich neben frischem Obst und Gemüse oft auch hausgemachte Marmeladen, manchmal Essig, Öle, Käse, Wurstwaren oder eingelegtes Gemüse sowie Souvenirs oder Haushaltsgegenstände wie Tassen oder dekorative Servietten.

Der Obsthof Meyer in Hollern-Twielenfleth.

Der Obsthof Meyer in Hollern-Twielenfleth. Foto: Dreisbach

Um die Nachfrage zu bedienen, helfen sich viele lokale Betriebe gegenseitig, um das Sortiment mit regionalen Erzeugnissen aufzuwerten. „Da die Kunden das ganze Programm wollen, muss man natürlich sehen, dass man es auch bekommt“, sagt Dörte Lehmann vom Obsthof Lefers. Dieser ergänzt sein Sortiment um Chips, Müsli und Seife. Andere Hofläden, wie zum Beispiel der Obsthof Meyer, bieten Bio-Südfrüchte wie Orangen, Bananen und Zitronen an.

Der Haufen Kirschen neben der Kasse vom Obsthof Meyer zeigt, welches Obst gerade besonders gefragt ist. „Kirschen sind im Moment der Renner“, bestätigt Hanna Vollmann. Zuletzt wurden die beiden wichtigsten Sorten Kordia und Regina geerntet, die Sauerkirschen kommen Mitte Juli dazu. Die Kirschensaison dauert von Mitte Juni bis Mitte August.

Irrglaube: Hofladen heißt nicht gleich teuer

In den Hofläden kosten die Kirschen, je nach Sorte, zwischen 6 und 9 Euro das Kilo. Ein Blick auf die anderen Obstpreise: Äpfel gibt es für etwa 2,80 Euro das Kilo, 500 Gramm Johannisbeeren für gut 3,20 Euro, die Schale Himbeeren für um die 3,50 pro 250g Schale und Erdbeeren kosten etwa 3,90 Euro je 500 Gramm. Tomaten kosten rund 5,90 Euro das Kilo.

Kirschen sind momentan besonders gefragt.

Kirschen sind momentan besonders gefragt. Foto: Dreisbach

Wer im Hofladen einkauft, ist meist Stammkunde. Manche tätigen hier sogar ihren Wocheneinkauf, sagt Hanna Vollmann vom Obsthof Meyer. Ob das Einkaufen im Hofladen billiger oder teurer ist als im Supermarkt, hängt von den Produkten ab.

Saisonale Erzeugnisse sind teilweise günstiger oder preislich vergleichbar: Die Äpfel kosten beispielsweise bei einem Penny-Markt in Stade 3,74 Euro das Kilo. Für eine Schale Himbeeren zahlen Kunden bei der Stichprobe rund 5 Euro, die Johannisbeeren kosten um die 4 Euro. Die Kirschen und Erdbeeren hingegen sind in Hofläden teilweise etwas billiger. Spezialitäten und weiterverarbeitete Produkte wie Marmelade, Honig oder Säfte fallen in Hofladen dagegen teurer aus.

Touristen beleben das Geschäft

Die meisten Hofläden rechtfertigen die Preise durch den nachhaltigen Anbau regionaler Produkte. Viele Betriebe im Alten Land sind etwa als integrierter Betrieb zertifiziert. „Das heißt, dass man wenige, aber nicht prinzipiell gar keine Pestizide benutzt. Stattdessen fördert der Hof Nützlinge“, erklärt Henning Ramdohr vom Obsthof Ramdohr. „Das klassische Beispiel ist der Marienkäfer. Gibt es genug Marienkäfer, dann haben die Läuse keine Chance und es braucht keine Pestizide.“

Der Obsthof Schuback stellt eigene Gummibärchen her.

Der Obsthof Schuback stellt eigene Gummibärchen her. Foto: Dreisbach

Aktuell werden noch eingelagerte Äpfel von der Ernte 2023 verkauft. Doch die Bauern bemerken, dass die Kunden langsam ungeduldig werden. „Die Kunden fragen schon, ob es neue Äpfel gibt, aber es sind immer noch die vom letzten Jahr“, sagt Hannes Feindt vom Obsthof Feindt. Henning Meyer von Obst vom Hof bestätigt das und muss seine Stammkunden enttäuschen: „Die neuen Äpfel kommen frühestens in drei Wochen“.

Im Sommer kurbeln die Touristen das Geschäft in den Hofläden besonders an. „Jetzt mit den Touristen, die mehr kommen, läuft alles noch ein bisschen besser“, sagt Hannes Feindt. Busgruppen steuern gezielt Höfe im Alten Land an, und die Besucher nehmen frische Produkte und regionale Spezialitäten mit.

Mehr als nur Lebensmittel: Veranstaltungen und Erlebnisse

Obsthöfe bieten mittlerweile mehr als nur Lebensmittel. Regelmäßige Führungen gehören bei den meisten zum Angebot. Der landwirtschaftliche Betrieb von Ulrike Schuback, Obstparadies Schuback, organisiert Events wie das After-Work-Picknick. Manche Höfe haben eine eigene Gastronomie oder bieten Übernachtungen an, viele stellen ihre idyllischen Höfe für Hochzeiten oder ähnliche Feiern zur Verfügung.

Henning Ramdohr vom Obsthof Ramdohr hat frische Kirschen für seine Kunden parat.

Henning Ramdohr vom Obsthof Ramdohr hat frische Kirschen für seine Kunden parat. Foto: Dreisbach

Einige Höfe ermöglichen es den Kunden, das Obst während der Saison selbst zu pflücken. Jedoch sind nicht alle Besucher mit den Abläufen auf dem Land vertraut. „Man erkennt den Unterschied zwischen Stadt- und Landbewohnern, wenn sie während der Blütezeit fragen, ob sie selbst pflücken dürfen“, sagt Schuback.

Noch sind die Äpfel an den Bäumen etwa so groß wie eine Walnuss. Frühäpfel ernten die Landwirte ab Mitte August - dann wird auch in den Hofländen noch mal mehr los sein.

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