TMillionen fließen in die Altländer Feuerwehren – Appell nach tödlichem Treckerunfall

Ansicht von Südwest: Die Visualisierung zeigt das geplante Gerätehaus der vereinigten Ortsfeuerwehren Estebrügge und Königreich. Foto: Sandra Köster/Gemeinde Jork
Neues Gerätehaus, neue Fahrzeuge, neue Kleidung: Die Gemeinde Jork investiert kräftig in ihre freiwilligen Feuerwehren. Ein besonderes Löschfahrzeug für Königreich steht jetzt aber auf dem Prüfstand.
Jork. Die Gemeinde Jork investiert kräftig in den Brandschutz. Das ist die Botschaft, die Bürgermeister Matthias Riel bei der Jahreshauptversammlung aller sieben Ortswehren der Gemeinde im Hotel Altes Land aussandte. Trotz der anstehenden, hohen Investitionen in Höhe von knapp 30 Millionen Euro allein für die neue Grundschule in Jork mit Archiv und Sporthalle, fließen auch Millionen in die Feuerwehren.
Riel verwies in diesem Zusammenhang auf den Neubau des Feuerwehrgerätehauses mit fünf Stellplätzen in Königreich. Kostenpunkt: 4,3 Millionen Euro. Die Ortsfeuerwehren Estebrügge und Königreich sollen nach der Fusion im Jahr 2026 einziehen, der Spatenstich an der Königreicher Straße 73 ist für 2024 geplant. Knapp 90 aktive Feuerwehrleute werden im Neubau einziehen. Verwaltungschef Riel lobte die Ehrenamtlichen für ihr Engagement bei der Planung und die Bereitschaft, die beiden Wehren zusammenzulegen.
Altländer investieren in neue Einsatzfahrzeuge
Mit Blick auf die Fusion werde jetzt auch das Fahrzeugprogramm auf den Prüfstand gestellt - gemeinsam mit der Feuerwehr. Geprüft wird, ob in Königreich weiter Bedarf für ein Löschfahrzeug vom Typ LF 8/6 (400.000 Euro) besteht.
Das Löschgruppenfahrzeug hätte einen 600-Liter-Tank zur schnellen Brandbekämpfung an Bord, es sollte eigentlich 2024 bestellt werden. Laut Teamleiterin Brandschutz Anja Blieffert gibt es stattdessen Wünsche für ein Fahrzeug mit Logistikkomponente. Dieses Fahrzeug könnte zusätzliches Material wie Schläuche oder Geräte für technische Hilfeleistungen zur Einsatzstelle bringen. Auch die Ortsfeuerwehr Jork soll 2025 einen Gerätewagen Logistik erhalten (375.000 Euro). Die Jorker werden noch im April 2024 mit einem neuen Einsatzleitwagen (ELW) ausgestattet, an Bord ist modernste digitale Karten- und Kommunikationstechnik (150.000 Euro).
Gesundheitsschutz sichert Einsatzfähigkeit
Um Einsatzfähigkeit und Gesundheit zu sichern, sollen die Feuerwehrleute einen zweiten Satz an Einsatzkleidung bekommen. Nach Brand- und Gefahrstoffeinsätzen muss die Kleidung dekontaminiert werden, sie darf nicht in den Fahrzeugen getragen oder in den Spinden aufgehängt werden. Viele Stoffe sind krebserregend.
Der Rat hat 100.000 Euro für das Hygienekonzept in den Etat 2024 eingestellt. Die Altländer werden so schlagkräftiger. Mit der Ersatzkleidung könnte in Zukunft beispielsweise ein Teil der 126 Atemschutzträger zu einem weiteren Einsatz ausrücken. Bislang müssen diese während der Reinigung der Kleidung aus dem Einsatzdienst genommen werden.
335 Freiwillige in den sieben Ortswehren
Die Altländer haben kein Nachwuchsproblem. Vize-Gemeindebrandmeister Jochen Minners betonte, dass die Zahl der Aktiven weiter steigt. 335 sind es mittlerweile, unter ihnen 32 Frauen. Hinzu kommen 50 Kinder und Jugendliche in den Jugendfeuerwehren Este und Jork, unter ihnen sind 10 Mädchen
Seit 25 Jahren gibt es mittlerweile die Brandschutzerziehung, das Team hat im vergangenen Jahr 303 Kindergartenkinder sowie Grund- und Oberschüler spielerisch über die Gefahren bei Feuer aufgeklärt.

Bürgermeister Matthias Riel, Gemeindebrandmeister Jens Lohmann, Kreisbrandmeister Peter Winter und Vize-Gemeindebrandmeister Jochen Minners nehmen Günther Freudenthal und Jan Mecklenburg - beide sind 50 Jahre in der Feuerwehr - in ihre Mitte (von links). Es fehlen Heino Bey, Peter Lühnen und Hans-Heinrich Quast. Foto: Vasel
2023 sind die Wehren aus Jork, Borstel, Ladekop, Königreich, Estebrügge, Hove und Moorende zu 316 Einsätzen ausgerückt, das sind 32 weniger als im Vorjahr. Feuer spielten eine untergeordnete Rolle. Es gab 20 Brandeinsätze (Vorjahr: 28). Das Einsatzgeschehen wurde vor allem von 185 technischen Hilfeleistungen (237) bestimmt - von der Ölbekämpfung bis zum Verkehrsunfall. Die AED-Notfallgruppen aus Königreich, Borstel sowie Jork, diese leisten Hilfe vor Eintreffen von Notarzt und Rettungsdienst, mussten 2023 zu 30 Einsätzen (41) ausrücken.
In seinem Rückblick ging Gemeindebrandmeister Jens Lohmann auch auf den belastenden Einsatz beim tödlichen Treckerunfall in Höhen im September ein, ein Erntehelfer war unter dem Schlepper eingeklemmt worden. Lohmann, aber auch Pastorin Agnethe Krarup, appellierten an die Ehrenamtlichen, bei Bedarf auch die Notfallseelsorger zu kontaktieren.

Feuerwehrleute richten im September 2023 einen Trecker auf, um den toten Erntehelfer in Jork-Höhen zu bergen. Foto: Vasel
Weihnachten hätten viele Feuerwehrleute mehr Zeit mit ihren Kameraden als mit ihren Familien verbracht, so Lohmann mit Blick auf die Einsätze nach dem Dauerregen an Aller und Lühe. Mit Pumpen mussten Keller insbesondere im Bereich Wisch leergepumpt oder geschützt werden. Im Bereich der tiefsten Stelle hätten sich die Wassermassen gesammelt. Politik und Verwaltung wollen eine Optimierung der Entwässerung mit den Wasser- und Bodenverbänden besprechen.
Kritisch äußerte sich die Feuerwehr-Spitze, unterstützt von Kreisbrandmeister Peter Winter, erneut zu dem immer noch nicht ausreichenden Lehrgangsangebot der Landesfeuerwehrschulen. Das sei, so Minners, „ein gefährliches Spiel“ mit der Gesundheit der vielen ehrenamtlichen Feuerwehrleute.

Starkregen: Weihnachten 2023 waren die sieben Ortsfeuerwehren der Gemeinde Jork im Dauereinsatz. Foto: Vasel