TNie wieder Nackenschmerzen: Was kleine Übungen am Arbeitsplatz bewirken

Viel trinken und eine starke Nackenmuskulatur sind wichtig für Physiotherapeut Robert Häusler, der die Teilnehmerinnen mit Apfelschorle versorgt. Foto: Felsch
Wer sich an den Ohren zieht, verbessert seine Beweglichkeit. Kein Scherz, das funktioniert. Das Team der Horneburger Musikschule hat es ausprobiert.
Hove. Training von Körper und Stimme ist ihr täglich Brot. Die Sängerin und Geschäftsführerin der gleichnamigen Horneburger Musikschule, Nadine Sieben, buchte eine Veranstaltung zum Thema „Gesundheitsprävention in Betrieben“ für sich und ihr Team - und die Teilnehmer hatten den berühmten Aha-Effekt.
Robert Häusler von der AOK zeigte Übungen, die sich - weil sie weder schwer noch zeitintensiv sind - gut in den Alltag einbauen lassen. „Das können wir auch im Unterricht verwenden“, meinte Sieben. Nicht nur deshalb hatte sie sich für den zweieinhalbstündigen Workshop im Seminarraum DenkMal in Klein Hove entschieden. „Schön, dass wir alle zusammen was machen und gleichzeitig etwas für unsere Gesundheit tun.“
Übungen für den Körper mit musikalischer Untermalung
Nach dem Motto „mit Musik geht alles besser“ spielte der Physiotherapeut, der Klavierunterricht bei Julian Maria Sieben nimmt, „Freude schöner Götterfunken“ als Einstieg, verknüpft mit der Aufforderung, sich auf Gedankenreise zu begeben - um sich in positive Stimmung zu bringen. Der 45-Jährige hatte das Musikstück gewählt, weil Beethoven sich einiges habe einfallen lassen, um seine Gesundheit zu verbessern. Das hatte der Fachberater für Ergonomie und Bewegung auch.

Robert Häusler gibt Anweisungen für das Bodentraining. Foto: Felsch
„Bewegt euren Kopf langsam nach links und nach rechts, knetet dann ein Ohr mit der Hand, zieht es hoch und runter, anschließend lässt sich der Kopf besser zur Seite drehen“, behauptete der Physiotherapeut. „Erstaunlich, es funktioniert“, stimmten ihm die Frauen zu. Nur eine Teilnehmerin äußerte - nicht ganz ernst gemeint - die Befürchtung, ob man davon Eselsohren bekomme.
„Nein“, konnte der Experte beruhigen, „ich zeige euch heute kleine Gesundheitsübungen, die sich leicht in den Arbeitsalltag einbauen lassen.“ Dazu gehörten die Übungen mit einer Mini-Blackroll oder einem Miniball für die Hände, damit die Faszien, das elastische Bindegewebe, nicht verkleben. Danach lasse sich besser Klavier spielen, erklärte er und gab eine weitere Kostprobe seines Könnens.
Ein Miniball unterstützt die Bauchmuskeln
„Langsam rollen, im Schneckentempo, sonst bringt es nichts“, mahnte er und führte eine zweite Finger- und Atemübung vor. Die Tanz-, Gesangs- und Schauspiellehrerinnen machten konzentriert mit. „Richtige Atmung ist sehr wichtig für die Gesundheit“, erläuterte Häusler.
Als Nächstes ging es auf die Matten, mit einem kleinen, festen Ball unterm Bauch. Nicht bei jedem fühlte sich das anfangs gut an. Bei Svenja Schoon war das eine Herausforderung, die sie aber annahm. „Gesundheit entsteht, wenn man mutig ist“, kommentierte Häusler.
Auf dem Stuhl sitzend lasse sich der Beckenboden trainieren, indem man die Beine langsam und vor allem ruhig vom Fußboden hebe. Für die Stimmbildung brauche man den Beckenboden, was ihm Künstlerin Nadine Sieben bestätigte.
Besonders das Bauchmuskeltraining kam bei Katrin Augustin vom gleichnamigen Bio-Obsthof gut an. Wie alle Teilnehmer konnte sie am Ende bestätigen, dass Präventionsmaßnahmen wichtig und richtig für das Wohlbefinden sind.
Prävention hilft nachweislich
Das Bundesgesundheitsministerium empfiehlt Prävention, denn die meisten Krankheiten entstünden durch ungesunde Lebensweise. Alkohol, Rauchen und Ernährung spielten eine Rolle, genauso Bewegung. Angebote mit qualifizierten Trainern der Kassen sind für Versicherte oft kostenlos.
Das Kosten-Nutzen-Verhältnis sieht laut Studien so aus: Mit jedem investierten Euro können 2,70 Euro durch reduzierte Fehlzeiten eingespart werden.
Um verstärkt kleine und mittlere Unternehmen zu erreichen, haben die Krankenkassen gemeinsame regionale Koordinierungsstellen für betriebliche Gesundheitsförderung in den Bundesländern eingerichtet, www.bgf-koordinierungsstelle.de.

Am Faden ziehen zur Konzentrationsschulung. Foto: Felsch
Unterschiedliche Arten der Förderung möglich
Für 2025 liegt der Mindestausgabewert für betriebliche Gesundheitsförderung nach Paragraf 20 bei 3,79 Euro je Versichertem. Die Förderung können gesetzliche Kassen auf drei verschiedene Arten den Unternehmen und Organisationen zugutekommen lassen: Sachliche Förderung wie Gesundheitstage zur Sensibilisierung, Workshops, Kurse, Präventionsangebote oder onlinegestützte Angebote. Personelle Förderung wie durch Robert Häusler, also mit eigenem Personal der Kassen oder finanzielle Förderung. „Die AOK Niedersachsen bietet eine Mischung aus allen drei Möglichkeiten mit dem Fokus auf die Förderung durch eigene Experten“, so Alexander Asmussen, AOK- Geschäftsführungsbereich Gesundheitsmanagement Prävention.
2024 wurden laut AOK-Geschäftsbericht 4684 niedersächsische Betriebe mit den verschiedensten Angeboten und Leistungen in der betrieblichen Prävention erreicht.
„Betriebliche Gesundheitsförderung bietet die AOK Niedersachsen seit Mitte der 90er Jahre an. Die Finanzförderung wurde im Jahr 2019 etabliert“, ergänzt Nicola Dubacher, zuständig für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der AOK Niedersachsen.
Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.