TObstblüte: Diese Ausflugsgäste besuchen das Alte Land

Hein Lühs, Seniorchef des Herzapfelhofs Lühs in Jork, bereitet die Blüte an den Apfelbäumen der Sorte Red Jona Prince sichtlich Freude. Foto: Sulzyc
Wenn die Obstbäume Blüten tragen, brechen Ausflugsgäste in das Alte Land auf. Bei Begegnungen am Ostersonntag erzählen Menschen, was sie dorthin treibt.
Altes Land. An mehr als zehn Millionen Obstbäumen im Alten Land öffnen sich nach Angaben des Tourismusverbandes Landkreis Stade/Elbe die Knospen. Obstblüte nennt sich diese Zeit. In diesem Jahr fällt sie auf Ostern. Denn seit diesem Wochenende blühen zunehmend die Apfelbäume in sanftem Rosa. Und 90 Prozent der Obstbäume im Alten Land sind Apfelbäume. Sie prägen die Szenerie.
Genau genommen hat die Obstblüte früher begonnen. Die Blüte an den Pflaumenbäumen ist bereits nahezu vorüber. Den Blüten hat der Regen in den vergangenen Tagen zugesetzt. Die Kirschbäume dagegen stehen in voller Blüte - in ihrem typischen Schneeweiß.

Zur Obstblüte im Alten Land prägen weiße Kirschblüten und sanftrosa Apfelblüten das Landschaftsbild. Foto: Sulzyc
In dem 10.000 Hektar großen Obstanbaugebiet ist die Obstblüte so etwas wie eine eigene Jahreszeit. Denn sie ist nicht nur von landwirtschaftlicher Bedeutung. „Sie bedeutet den Start in die Tourismussaison“, sagt Hein Lühs, Seniorchef des Herzapfelhofs Lühs in Jork. Sie biete Ausflugsgästen den ersten großen Anlass, ins Alte Land aufzubrechen.
Viele nehmen spontan an Hofführungen teil
500 Hofführungen im Jahr unternimmt Hein Lühs. Dabei erklärt er den Menschen den Obstanbau und die Natur. Das Interesse daran habe deutlich zugenommen, sagt er. Kitas und Schulen förderten das. Ausflugsgäste, die an den Hofführungen teilnehmen, erscheinen spontaner als früher. „Lange Planung ist heute nicht mehr so ihr Ding“, sagt Hein Lühs.

Familie Löwe aus Gödenstorf im Landkreis Harburg begeht den Ostersonntag mit einem Picknick im Herz-Apfel-Garten auf dem Herzapfelhof Lühs in Jork. Foto: Sulzyc
Im Garten des Herzapfelhofs verbringt Familie Löwe aus Gödenstorf (Landkreis Harburg) den Ostersonntag. Sie sind Tagestouristen. Das Potenzial für diese Gruppe in der Region ist groß: Knapp eine Million Menschen leben im Einzugsgebiet - und sind in weniger als 60 Minuten mit dem Pkw im Landkreis Stade.
Neben der Erntezeit ist die Obstblüte die wichtigste Zeit des Jahres.
Carola Matthies, Geschäftsführerin Obsthof Matthies
Bei kühlen zehn Grad picknicken Vater, Mutter und die drei Kinder. Zu Ostern wollten sie etwas Besonderes unternehmen, erklären sie. Im Tagesverlauf möchte die Familie noch an das Ufer der Elbe. Zur Obstblüte ist Oliver Löwe zum ersten Mal im Alten Land. Einziges Manko an diesem Tag: „Man hört das Summen der Bienen nicht“, sagt der Mann, der hauptberuflich Imker ist, und lacht. Die Bienen schwärmen nicht aus, weil es zu kühl ist.

Carola Matthies, Geschäftsführerin des gleichnamigen Obsthofs in Jork: „Die Obstblüte ist neben der Erntezeit die wichtigste Zeit des Jahres.“ Foto: Sulzyc
Die Bedeutung der Obstblüte für Höfe bringt Carola Matthies, Geschäftsführerin des Obsthofs Matthies in Jork, auf den Punkt: „Neben der Erntezeit ist die Obstblüte die wichtigste Zeit des Jahres.“ Im Obstbau bedeute die Obstblüte eine sehr aufregende Zeit, denn sie sei für den Jahresertrag entscheidend.
Und zusätzlich betreiben die Betriebe noch Hofläden und Hofcafés. Am Ostersonntag stehen Ausflugsgäste Schlange im Hofcafé bei Matthies. Torte, Kuchen und Kaffee kaufen sie. Die Obstblüte sei mittlerweile ein verlässlicher Tourismusfaktor geworden, sagt Carola Matthies.
„Jedes Jahr ist die Obstblüte gut besucht.“ Dass der Saisonauftakt und Ostern in diesem Jahr zusammenfallen, sei ein Nachteil. Besser sei es, wenn die beiden touristischen Ereignisse auf unterschiedliche Wochenenden verteilt sind.
Tourismusverband setzt auf Rundtouren für Radtouristen
Der Tourismusverband Landkreis Stade sieht noch Wachstumspotenzial in der Urlaubsregion. Ein Ziel sei, Rundtouren für Radtouristen zu etablieren. Die Grundlage dazu bilden zwölf Themenrouten und sieben Fernradwege, die durch den Landkreis verlaufen. Mehr als 1000 Kilometer sind ausgeschildert. Am Ostersonntag fällt auf: Ausflugsgäste bewegen sich überwiegend mit dem Auto fort.
Mit dem Fahrrad sind am Ostersonntag Anna und Martin Brunnstein aus Wetter in Nordrhein-Westfalen im Alten Land unterwegs. Das Paar macht zu Ostern Urlaub, hat sein Quartier in Jork bezogen. Über das Hofcafé Matthies, in das sie einkehren, haben sie im WDR-Fernsehen einen Bericht gesehen.
Ausflügler genießen Blütenpracht und Einkaufen im Hofladen
Angenehm überrascht von den vielen Blüten an den Bäumen sind die Gäste aus Nordrhein-Westfalen „Wir hatten befürchtet, es sei bereits alles verblüht“, sagt Anna Brunnstein. Denn in ihrem Bundesland habe die Blüte früher begonnen.

Die Familie Tesche aus Hamburg rastet auf einer Sitzbank am Elberadweg in Höhe des Yachthafens Neuenschleuse. Die Ausflugsgäste hatten die Blüte in noch vollerer Pracht erwartet. Foto: Sulzyc
Andere Ausflugsgäste an dem Ostersonntag dagegen haben mehr Blüten an den Bäumen erwartet. „Das Blütenbarometer hat ja volle Blüte angekündigt“, sagt Christian Tesche aus Hamburg. Zusammen mit vier anderen Familienangehörigen unternimmt er einen Ausflug. In Jork haben sie das Museum Altes Land besichtigt und ist von dort zu Fuß an der Elbe entlang bis zum Yachthafen Neuenschleuse gegangen. „Auf dem Rückweg kaufen wir Spargel in einem Hofladen“, sagt Christian Tesche.

Iris Gosch (von links), Kai-Uwe Gosch und Antje Röthling vor ihrem Lokal Möwen-Nest am Yachthafen Neuenschleuse. Foto: Sulzyc
Für die Betreiber des Cafés Möwen-Nest am Yachthafen Neuenschleuse hat die Saison begonnen. „Die Leute kommen auch bei Regen. Die Obstblüte gibt einen kleinen Kick obendrauf“, sagt Kai-Uwe Gosch, einer der vier Betreiber.
ChatGPT liefert Ausflugstipps ins Alte Land
Mit Blick auf den Yachthafen rasten Markus Weißmüller und Kristina Wiechert auf einer Sitzbank. Sie leben in Berlin, verbringen zu Ostern einen Urlaub in Hamburg. Zu Fuß sind die beiden von Jork, wo sie ihr Auto geparkt haben, sechs Kilometer gegangen. „Der Deich hat seine eigene Anziehungskraft“, sagt Markus Weißmüller.

Kristina Wiechert und Markus Weißmüller machen Rast am Yachthafen Neuenschleuse. Das Paar aus Berlin verbringt Ostern in Hamburg. Der Chatbot Chat GPT hat ihnen eine Tour ins Alte Land vorgeschlagen. Foto: Sulzyc
Auf das Alte Land sind die Berliner von einer künstlichen Intelligenz aufmerksam gemacht worden. Auf die Frage nach einem Vorschlag für einen Ausflug in die Umgebung von Hamburg habe der Chatbot Chat GTP ihnen eine Tour dorthin vorgeschlagen.