TOpfer von Krieg und Terror: Jorker Verein setzt sich für Kinder in Afghanistan ein

Der Jorker Hausarzt Wahid Ghorwall und seine Frau Nadera mit Wachhund Pablo organisieren die Informationsveranstaltung über Afghanistan-Hilfe in der Festhalle. Foto: Franziska Felsch
Afghanistan gilt laut Unicef derzeit als weltweit unsicherster Ort für Kinder. Besonders für Mädchen ist die Lage schwierig. Um den Kindern zu helfen, gründete der Jorker Arzt Wahid Ghorwall mit befreundeten Medizinern einen Verein.
Jork. Afghanistan steht auf der Liste der Krisenherde ganz weit oben. Aktuell sind laut Unicef fast 30 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Davon sind die Hälfte Kinder. Unicef spricht sogar davon, dass die islamische Republik derzeit der unsicherste Ort der Welt für Kinder ist.
Seit der erneuten Machtergreifung der Taliban im August 2021 sowie dem Rückzug der Hilfsorganisationen sind Lebensmittel knapp und teuer, die Infrastruktur und die medizinische Versorgung zusammengebrochen. Entwicklungshilfe kommt nicht mehr an. Erdbeben und Überschwemmungen verschärfen die schwierige Situation zusätzlich in dem von mehr als 40 Jahren durch Krieg und Terror gebeutelten Land.
Leidtragende sind vor allem die Kinder
Für die Kinder setzt sich der Jorker Verein School-Project-Afghanistan ein. „Denn Bildung ist der Schlüssel zur Zukunft“, ist Ghorwall, der am eigenen Leib erfahren hat, was Krieg anrichten kann, überzeugt. Am Sonnabend, 27. Juli, lädt der Verein zu einer Veranstaltung in die Festhalle Jork ein, um über die Lage und die Hilfsprojekte zu informieren.
Als Junge musste Wahid Ghorwall miterleben, wie seine Schule im Osten des Landes niederbrannte. Dank eines Onkels besuchte er das Gymnasium in Kabul. 1989 begann er sein Medizinstudium in Greifswald, 2012 ließ er sich als Hausarzt in Jork nieder und hat auch mittlerweile die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen. Aber das Herz des 55-Jährigen schlägt weiter für seine Heimat.
Mädchen besonders benachteiligt
Auch vor der Machtübernahme der Taliban besuchte die Hälfte aller Kinder keine Schule. Die Situation habe sich weiter verschlechtert. Deshalb bemühe sich der Verein, den von Not und Chancenlosigkeit gezeichneten Kindern eine Perspektive zu bieten. Gerade denen in den entlegenen Regionen.
Der Verein spendet zum Beispiel über Kontakte zu Kaufleuten Grundnahrungsmittel. „Wir machen alles ehrenamtlich, die Spenden und Mitgliedsbeiträge gehen zu 100 Prozent in die Schulen“, versichert der Arzt. Mit dem ersten Geld wurde von einem Tischler vor Ort neues Mobiliar für das Ahmed-Shah-Gymnasium bei Kabul gefertigt.
Aus zuverlässigen Berichten von Verwandten, die als Lehrerinnen arbeiten, weiß der Allgemeinmediziner, dass Mädchen nur noch bis zur vierten Klasse unterrichtet werden. Einige hätten vergeblich versucht, zu fliehen.
Da gerade jungen Mädchen in Afghanistan der Zugang zur Bildung erschwert ist, hat der Jorker Verein im Herbst 2023 beschlossen, ein Mädchengymnasium in Kabul mit Sachspenden und Schuluniformen zu unterstützen.
Nähmaschinen gab es für die Schule der Leiterin Zeinab Mohammadi, in der Englisch und künstlerische Tätigkeiten auf dem Stundenplan stehen. Lehrern, denen von der neuen Regierung die Gehälter gestrichen wurden und die trotzdem weitermachen, hat der Verein Lebensmittel und Geld zukommen lassen.
Anschläge auf Schulen
Besonders tragisch, aber leider kein Einzelfall, ist das Schicksal eines jungen Mädchens, das durch einen Anschlag auf eine Schule im Kabuler Stadtteil Dasht-e-Barchi schwer verletzt wurde. Hier sorgte der Verein für die Bezahlung der Behandlungen. Im Mai dieses Jahres konnte in der Region Surkhrud in Dschalalabad ein weiterer Bewässerungsbrunnen gebaut werden. „Wir haben bereits etwa 25 Familien helfen können“, sagt Wahid Ghorwall.
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Aber immer noch sei die Lage katastrophal. Deshalb sei es wichtig, dass die Unterstützung nicht abreißt. „Jede Hilfe zählt“, sagt Ghorwall, der sich freut, wenn viele Besucher am Sonnabend, 27. Juli, den Weg in die Festhalle finden. Die Veranstaltung beginnt um 16 Uhr und endet um etwa 19 Uhr. Es gibt Getränke, landestypische Süßigkeiten und jede Menge Möglichkeiten zur Information und zum lockeren Austausch.
Spenden und Informationen
Wer für das School-Project-Afghanistan spenden möchte: IBAN DE18 2415 1005 1210 2516 49, BIC NOLADE21STS, Sparkasse Stade-Altes Land.
Weitere Informationen gibt es auf der Homepage des Jorker Vereins unter: www.school-project-afghanistan.de oder auf Facebook unter school-Project-Afghanistan.e.V. Auf der Seite werden die Fortschritte laufend veröffentlicht und es besteht die Möglichkeit, Mitglied im Verein zu werden.

Mädchen sind in Afghanistan besonders benachteiligt. Deshalb unterstützt der Verein Mädchenschulen in Kabul. Foto: Privat.