TPatientin rastet aus: Angriff auf Stader Retter und Polizisten

Eine Rettungssanitäterin wurde bei einem Einsatz in Stade-Bützfleth laut Polizeiangaben im Rettungswagen angegriffen. Foto: PixelHeini auf Pixabay
Bei ihrer Behandlung im Rettungswagen soll eine Frau in Bützfleth aggressiv geworden sein. Vor der Polizei machen sie und ihr Partner mit ihren Attacken mutmaßlich nicht Halt.
Stade. Sie kamen, um zu helfen – und wurden attackiert: Eine Notfallsanitäterin wurde in Stade-Bützfleth während eines Einsatzes verletzt. Das teilt der Landkreis Stade jetzt mit. Eine „aggressive Patientin“ habe nicht nur die Frau, sondern auch die herbeigerufenen Polizisten angegriffen.
Am 24. September sei die Polizei gegen 7 Uhr nach Bützfleth alarmiert worden: Im Bereich Obstmarschenweg wurde ein Angriff auf Mitarbeiter des Rettungsdienstes gemeldet. Das teilt der Sprecher der Polizeiinspektion Stade, Matthias Bekermann, dem TAGEBLATT auf Nachfrage mit. Er hat auch genauere Informationen, wie es dazu kam:
Der Rettungsdienst sei am Dienstagmorgen alarmiert worden, weil eine Frau aus einem Fenster gestürzt sein sollte. Vor Ort trafen die Sanitäter eine 20-jährige Staderin und einen 35-jährigen Stader an. „Die Frau wies äußerliche Verletzungen auf und wurde deshalb zur Untersuchung in den Rettungswagen gebracht“, sagt der Stader Polizeisprecher.
Patientin rastet plötzlich aus
Dort begann das Übel: Der Partner der Patientin habe die Behandlung mehrfach unterbrochen. „Lassen Sie meine Frau in Ruhe“, solle der Mann der Sanitäterin durch die geöffnete Tür des Krankenwagens immer wieder zugerufen haben.
Daraufhin sei die Patientin ausgerastet. Sie habe die 47-jährige Sanitäterin plötzlich angespuckt, beleidigt und geschlagen. Erst als die weitere Besatzung des Rettungswagens hinzukam, habe sich die 20-Jährige beruhigt. Die Sanitäter alarmierten die Polizei.
Massiver Angriff auf die Einsatzkräfte
Der anwesende Notarzt habe angewiesen, die Staderin im Elbe Klinikum Stade von einem Facharzt für Psychiatrie untersuchen zu lassen. Damit sei die 20-Jährige jedoch nicht einverstanden gewesen. Aggressiv habe sie sich zur Wehr gesetzt. Als sie zum Transport in den Rettungswagen gebracht werden sollte, habe sich die 20-Jährige „massiv gewehrt“, so Bekermann. Die Beamten seien von der Frau bespuckt, getreten und beleidigt worden.
Auch der 35-Jährige habe verhindern wollen, dass seine Partnerin im Elbe Klinikum untersucht wird. „Als seine Lebensgefährtin in den Rettungswagen gebracht wurde, versuchte er, dazwischenzugehen“, sagt der Stader Polizeisprecher. Der Mann habe durch die Besatzung des zweiten Streifenwagens nur unter „Ausübung körperlicher Gewalt“ davon abgehalten werden können.
Diverse Strafverfahren erwarten das Paar
Die Frau sei schließlich zu Boden gebracht und im Rettungswagen fixiert worden. „Während der Fahrt ins Krankenhaus hat sie die anwesenden Einsatzkräfte übel beleidigt und sie bedroht“, berichtet Matthias Bekermann.
Nach einer Untersuchung im Elbe Klinikum sei der Facharzt zu dem Schluss gekommen, dass keine akute Eigen- oder Fremdgefährdung vorliege. Die Frau wurde aus dem Krankenhaus entlassen. Gegen die 20-Jährige wird jetzt unter anderem wegen Körperverletzung und tätlichen Angriffen auf Einsatzkräfte ermittelt.
Bei ihrem Partner habe ein Atemalkoholtest laut Bekermann einen Wert von 1,6 Promille ergeben. Gegen ihn laufen nun Strafverfahren wegen Beleidigung, Bedrohung und tätlichen Angriffen auf Einsatzkräfte.
Nach Angaben der Pressestelle des Landkreises Stade droht beiden eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren. Die verletzte Notfallsanitäterin habe im Krankenhaus behandelt werden müssen.
20-Jährige soll auch Anwohnerin verletzt haben
Das ist jedoch nicht alles: Bereits am selben Morgen soll das Paar schon an anderer Stelle aggressiv aufgefallen sein. Die beiden sollen sich nach Angaben der Polizei vor der Attacke auf die Rettungskräfte unerlaubt auf einem Privatgrundstück aufgehalten haben. Auch dort habe die 20-jährige eine Frau verletzt.
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„Als es von einer Anwohnerin angesprochen wurde, hat das Paar zunächst das Grundstück verlassen. Nur wenige Zeit später tauchte es dort jedoch wieder auf“, berichtet Stades Polizeisprecher. Als sie von der 60-jährigen Anwohnerin erneut des Grundstücks verwiesen wurden, habe die 20-jährige die Frau angegriffen. Die 60-Jährige sei gestürzt, dabei habe sie sich an beiden Handgelenken verletzt. Das mutmaßliche Opfer sei zur weiteren Untersuchung ins Krankenhaus gebracht worden.
Angriff auf Rettungskräfte löst Entsetzen aus
„Dieser Angriff ist beschämend“, sagt Landrat Kai Seefried. „Ich verurteile diese Attacke aufs Schärfste.“ Die Einsatzkräfte hätten Wertschätzung und Respekt verdient, die Gesellschaft müsse ihnen den Rücken stärken. In der Strafverfolgung müssten alle Möglichkeiten des Rechtsstaats ausgeschöpft werden. „Unsere Einsatzkräfte stehen ein für unseren demokratischen Rechtsstaat“, sagt der Landrat. „Wer Einsatzkräfte angreift, der greift diesen Staat an.“
„Helfende Hände schlägt man nicht“, sagt der Präsident des DRK-Kreisverbandes, Michael Roesberg. „Unsere Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter rücken aus, um Verletzte oder Verwundete zu versorgen. Sie leisten einen wichtigen Dienst für unsere Gesellschaft.“ Angriffe auf Rettungskräfte dürften nicht toleriert werden. Die gemeinsame Botschaft von Seefried und Roesberg ist eindeutig: „Null Toleranz bei Gewalt gegen Einsatzkräfte!“
Polizeipräsident Thomas Ring von der Polizeidirektion Lüneburg hatte bei der Vorstellung des Sicherheitsberichts der Polizei im Kreishaus kürzlich dazu aufgerufen, Übergriffe auf Einsatzkräfte publik zu machen, konsequent zu verfolgen und den Betroffenen den Rücken zu stärken. „Polizistinnen und Polizisten, Feuerwehrfrauen und -männer sowie Rettungskräfte helfen Menschen in Not, schützen unsere Demokratie und die Rechte jeder und jedes Einzelnen“, sagte Ring.