TSmokerhontas baut Cannabis ganz legal an geheimem Ort im Alten Land an
Jacqueline Arndt vom Anbauverein Smokerhontas in Jork wirft einen Blick auf die Cannabis-Pflanzen. Foto: Vasel
Cannabis-Anbau mitten in Jork: Im Juli hat der Verein Smokerhontas die Plantage angelegt - ganz legal. Blick in den Growroom, der einem Hochsicherheitspflanzlabor gleicht.
Jork. Früher lagerte ein Obstbauer in dem CA/Ulo-Lager seine Äpfel - bei ein bis vier Grad Celsius und sehr niedrigem Sauerstoffgehalt. Heute zeigt das Thermometer knapp 25 Grad Celsius. Die Luftfeuchtigkeit beträgt 74 Prozent. Ähnlich wie in den Tropen. Der Raum wird vom gleißenden Licht unzähliger Scheinwerfer erhellt. Ventilatoren surren. Auf zwei Ebenen wachsen 640 Cannabis-Pflanzen in einem Kokosfasersubstrat. Die Behälter hängen an kleinen Schläuchen, so werden die Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen versorgt. Das Dripper-Tropfsystem simuliert den natürlichen Niederschlag. Der Zutritt ist streng reglementiert, der Raum hermetisch abgeriegelt. Das Ziel: 37 Gramm pro Pflanze.
Hanf-Plantage gleicht einem Hochsicherheitslabor
Bevor die Vorsitzende Jacqueline Arndt vom Anbauverein Smokerhontas die einem Hochsicherheitslabor gleichende Cannabis-Plantage in Jork betreten darf, pustet sie sich mit einer Luftdüse mögliche Pilzsporen und Insekten von der Kleidung. Lediglich im Einwegschutzoverall, in Extraschuhen und im Haarnetz darf der Anbauraum betreten werden. Kein tierischer oder pflanzlicher Schädling soll die Ernte gefährden.

Blick in die Plantage in einem CA/Ulo-Lagerraum für Äpfel in Jork. Foto: Vasel
Drei bis vier Monate vergehen vom Pflanzen der Stecklinge bis zur Ernte, sagt Arndt. Die Investitionen sind hoch. Sechsstellige Beträge sind keine Seltenheit - für Technik und erstes Pflanzmaterial. Die Altländer setzen auf Sorten wie Permanent Chimera, Cap Junky, Super Buff Cherry oder Cap Junky. Einige der Mitglieder bevorzugen die schnelle, euphorisierende Wirkung, andere die Entspannung. „Einige wollen Party, andere wollen lieber chillen“, sagt die Vorsitzende. Vor allem die Bestandteile THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) beeinflussen die Wirkung.
Hanf ist mehr als Arznei- oder Rauschmittel
Jacqueline Arndt gehört zu den Gründern. Den Namen „steuerte ein Kumpel bei“. Als sie am Strand im Dampf ihrer E-Zigaretten stand, sagte dieser in Anlehnung an die Geschichte der Häuptlingstochter Pocahontas: „Du bist Smokerhontas.“ Ihre Leidenschaft für Cannabis habe sie entdeckt, als ihre Hündin schwer krank geworden sei. Die beruhigende, entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung des aus der Hanfpflanze gewonnenen CBD-Öls habe ihrem Tier geholfen. Sie sieht sich und ihre Mitstreiter als Pioniere.

Die Pflanzen werden vor der Verarbeitung erst einmal getrocknet. Foto: Vasel
Denn Hanf sei mehr als ein Arznei- und Rauschmittel. Medizinisches Cannabis gebe es länger schon auf Rezept - bei Schmerzen oder bei Depressionen. Hanffasern eignen sich zur Textil- und Seilherstellung. Samen und Öl könnten in Lebensmitteln, Kosmetika und als technisches Öl verwendet werden. Die Pflanze kann auch als Dämmstoff dienen. Arndt meint: Anbauvereine könnten zur Renaissance der Hanf-/Cannabis-Pflanze in Deutschland beitragen. Ihre Pflanzen kommen aus Österreich.
Anbau im Verein unterliegt strengen Regeln
Smokerhontas hat bereits 100 Mitglieder, das Gesetz limitiert die Zahl auf 500 Mitglieder. Die Anträge laufen über die Internetseite. Seit dem 1. April 2024 ist es legal möglich, sich in Cannabis Social Clubs (Anbauvereinen) zusammenzutun, um Cannabis für den Eigenbedarf anzupflanzen. Die Ampel-Koalition wollte mit der umstrittenen Teillegalisierung unkontrollierten Konsum und Handel über den Schwarzmarkt und damit die organisierte Kriminalität eindämmen.
Weiterer Fokus: Jugendschutz verbessern. Cannabis wurde im Betäubungsmittelgesetz von der Liste der verbotenen Substanzen gestrichen. Erwachsenen sind bis 25 Gramm in der Öffentlichkeit erlaubt, zu Hause bis zu 50 Gramm. Der Konsum in Gegenwart von Personen unter 18 Jahren ist verboten. Nach Cannabis-Konsum sollte das Auto stehen bleiben.
Smokerhontas müssen 21 Jahre alt sein
Die Smokerhontas müssen mindestens 21 Jahre alt sein. „Das Gramm kostet 6,50 Euro“, sagt Arndt. Der Anbauverein wurde im Juni 2025 offiziell lizenziert. Im Januar 2024 hatten sie den Antrag gestellt. Die Landwirtschaftskammer wacht über den Anbau - auch mit Kontrollen vor Ort.
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Wichtig war der Nachweis, dass die Hanf-Plantage einen Mindestabstand zu Schule, Kita und Spielplatz von 100 Metern einhält sowie 200 Meter zu Sportstätten und Jugendeinrichtungen. Bis zu 50 Gramm darf jedes Mitglied im Monat beziehen. Die Mitglieder kommen insbesondere aus Jork, Buxtehude und Stade. Nach Jork ist eine Ausgabestelle in Hamburg geplant.

Der „Grower“ Patrick Below vom Verein Cannabis Kultur prüft die jungen Pflanzen in Drochtersen. Foto: Vasel
Die Vereine tauschen sich intensiv aus. In Drochtersen ist der Verein Cannabis Kultur mit Abgabestelle in Drochtersen und Neu Wulmstorf an den Start gegangen. Der Vorsitzende Christian Frahm sagt: „Ich selbst kiffe nicht, mich interessiert der Anbau.“ Die Cannabis-Qualität in den Anbauvereinen sei „besser als auf dem Schwarzmarkt“, so Frahm mit Blick auf Preis und Qualität. Dealer auf dem Schwarzmarkt verlangten 8 bis 10 Euro pro Gramm, sie 6,50 Euro. Frahm hofft, dass „Cannabis irgendwann wie ein Lebensmittel betrachtet wird“.
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