TSo erlebte Kathrin Heinz den Brand ihrer Musikschule in Steinkirchen

Bei dem Dachstuhlbrand in Steinkirchen im Juni waren mehr als 100 Feuerwehrleute im Einsatz. Foto: Vasel
Kilometerweit war die Rauchsäule zu sehen, die beim Großbrand in Steinkirchen im Juni aufstieg. Die Musikpädagogin Kathrin Heinz war im Gebäude, als das Feuer ausbrach. Wie sie die Tragödie damals erlebte und wie es mit ihrer Musikschule weitergeht.
Steinkirchen. Es roch, als wäre in der Küche etwas angebrannt. Das war der erste Gedanke, der Kathrin Heinz durch den Kopf ging, als sie am 13. Juni 2023 ihre nächste Musikstunde vorbereitete. Kurze Zeit später hämmerte ein Mitarbeiter aus dem Laden im Erdgeschoss bei ihr an die Wohnungstür und rief: „Raus hier, dein Dach brennt!“

Seit dem Brand kommen die Kleinen zum Musizieren in Kathrin Heinz' Übergangswohnung. Foto: Buchmann
Der Großbrand in der Bürgerei 22 in Steinkirchen rief alle Feuerwehren der Samtgemeinde Lühe sowie Verstärkung aus Stade und Harsefeld auf den Plan. Am Ende des stundenlangen Einsatzes stand Kathrin Heinz vor einem Trümmerhaufen: Das Haus ihrer Großeltern war durch den Einsatz unbewohnbar geworden, Erinnerungsstücke auf dem Dachboden sowie das Kinderzimmer ihrer Tochter waren den Flammen zum Opfer gefallen.
Die Tränen kamen erst später
Feuerwehr und Polizei bezifferten den Schaden auf mindestens 500.000 Euro. Ein Kabelbrand ohne Fremdverschulden, wie sich später herausstellen sollte.
„Ich habe erst später realisiert, was hier um mich herum passiert ist“, erinnert sich die Musiklehrerin. Instinktiv habe sie sich sofort einige Dinge geschnappt und nach ihren Eltern geschaut, die im Nachbargebäude im Laden arbeiteten.
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Sie sei eine innere Checkliste durchgegangen, bis sie draußen auf der Straße stand und den Einsatzkräften beim Löschen ihres Hauses zusah. Erst später, als sie auf einer Mauer gegenüber ihrem Haus gesessen habe, seien ihr die Tränen gekommen.

Das Feuer vernichtete fast alles, was Familie Heinz auf dem Dachboden aufbewahrt hatte. Foto: privat
Im Haus hat Kathrin Heinz erst gar nichts von den Ausmaßen des Brandes geahnt. Ihr Mann habe ihr später erzählt, die Rauchsäule sei schon von der Autobahn aus zu sehen gewesen, sagt sie. Per Whatsapp hatten sie etliche Nachrichten besorgter Freunde, Nachbarn und Bekannter erreicht, die wissen wollten, ob bei ihr alles in Ordnung sei und ob sie Hilfe bräuchte.

Mit viel Hingabe unterrichtet Kathrin Heinz ihre Klasse etwa in Tonleitern auf der Flöte. Foto: Buchmann
„Ich bin allen so dankbar, die uns in dieser schweren Zeit ihre Hilfe angeboten haben“, sagt Kathrin Heinz. Auch viele Eltern ihrer Musikschüler, die sie eigentlich an diesem schicksalhaften Dienstag unterrichten sollte, griffen der Familie unter die Arme und bezahlten weiterhin die Monatsbeiträge, auch ohne Unterricht. „Das hat mich sehr gerührt“, sagt die Musikpädagogin.
Flöte spielen zwischen Sofa und Spülbecken
Nach dem Brand sei die Familie für einige Wochen in Bützflethermoor untergekommen, aktuell leben sie in einem Mietshaus in der Nähe des Grünendeicher Leuchtturms. Doch mit dem Musikunterricht habe sie bereits im Juli wieder begonnen, sagt Kathrin Heinz. Zunächst im Dorfgemeinschaftshaus Steinkirchen, nun in ihrer Übergangswohnung. „Die musikalische Arbeit mit den Kindern ist mir immens wichtig, es ist wie eine zweite Familie für mich“, sagt die Musikpädagogin, die seit 2010 ihre eigene Musikschule in Steinkirchen betreibt.

Das stark beschädigte Wohnhaus der Familie Heinz mit der Musikschule im Erdgeschoss wird derzeit kernsaniert. Foto: Buchmann
Auf lange Sicht wolle sie jedoch wieder in die Bürgerei 20 zurückkehren, aktuell werde das zerstörte Dach für den Winter gerichtet. Bis dahin übt Kathrin Heinz mit ihren Schülern zwischen Sofa und Spülbecken das Spielen auf der Flöte. „Ich möchte, dass die Kinder sich sicher fühlen, deshalb ist mir ein gemütliches Unterrichtsumfeld wichtig“, sagt sie. Die Kleinen hätten auch schon Ideen, wie sie die renovierte Musikschule mitgestalten wollen - mit bunten Noten und Handabdrücken an den Wänden.

Die Kinder sind froh, dass der Unterricht auch nach dem Brand weitergeht. Foto: Buchmann

Bei dem Dachstuhlbrand in Steinkirchen im Juni waren mehr als 100 Feuerwehrleute im Einsatz. Foto: Vasel