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Familienbetrieb

TIn vierter Generation: Quereinsteiger sichern Tischlerei in Apensen

Lennard (links) und Ole Prigge sichern die Zukunft der alteingesessenen Tischlerei.

Lennard (links) und Ole Prigge sichern die Zukunft der alteingesessenen Tischlerei. Foto: Prigge

Handwerksbetriebe stehen vor immer größeren Herausforderungen. Insbesondere der Fachkräftemangel und die Nachfolgefrage sind zunehmend ein Problem. Die alteingesessene Apenser Tischlerei Prigge hat eine Lösung gefunden und geht jetzt neue Wege.

Von Susanne Laudien Montag, 04.03.2024, 05:50 Uhr

Apensen. Eigentlich hatten die beiden Söhne Ole und Lennard Prigge ganz andere Zukunftspläne, als in den eigenen Familienbetrieb einzusteigen. Ole ist Softwareberater, Lennard Land- und Baumaschinen-Mechatroniker. Als Quereinsteiger wollen die beiden aber künftig in der familieneigenen Tischlerei sukzessive für frischen Wind sorgen.

Ein neuer Markenauftritt mit neuem Logo, eine modernisierte Internetseite und Auftritte auf Social-Media-Kanälen wie Instagram und TikTok sind die ersten Maßnahmen. Die neue Homepage bietet bereits einen umfassenden Überblick über den Handwerksbetrieb - auch durch Referenzen der vielfältigen Handwerkskunst.

Der 27-jährige Ole kümmert sich künftig verstärkt um die Digitalisierung und den kaufmännischen Bereich. Sein jüngerer Bruder Lennard hat sich ebenfalls entschieden, nach der Ausbildung zum Land- und Baumaschinen-Mechatroniker auf Tischler umzusatteln. Der 23-Jährige macht jetzt eine zweijährige Ausbildung zum Tischlergesellen. Sein Ziel ist es, anschließend die Prüfung zum Tischlermeister abzulegen.

Kunden können Möbel selbst designen

Fenster, Türen, Treppen und Innenausbau - darauf ist die Tischlerei Prigge seit 1933 spezialisiert. Zeitweilig gab es auch das Möbelhaus Prigge an der Zevener Straße. Seit 1995 ist der Tischlereibetrieb im Apenser Gewerbegebiet angesiedelt.

Der klassische Möbelbau macht heute im Betrieb lediglich noch 20 Prozent aus, berichtet Ole Prigge. Doch das soll sich ebenfalls in Zukunft ändern, plant die mittlerweile vierte Generation. Ein Möbelkonfigurator wird für eine neue Dimension sorgen.

„Unsere Kunden können ihre Möbel damit jetzt selbst nach ihren Wünschen designen und auch gleich eine Preisangabe für ihre eigenen Ideen erhalten“, erklärt Ole Prigge. Dazu zählen etwa jede Art von Möbeln wie Küchenmöbel und individuelle Einbaulösungen für jede Nische. Weiterhin gibt es für die Kunden aber die Beratung der Tischler und auch das Aufmaß vor Ort.

Fast jeder fünfte Betrieb soll übergeben werden

Für die Firmeninhaber Ralf und Andreas Prigge, Vater der beiden Brüder Ole und Lennard, ist die gesicherte Nachfolge dank der beiden Quereinsteiger aus der eigenen Familie ein Glücksfall. Das klappt bei weitem nicht immer. Laut Handwerkskammer Lüneburg-Braunschweig-Stade wollen allein in den kommenden fünf Jahren mehr als 22 Prozent der selbstständigen Handwerker ihren Betrieb an einen Nachfolger übergeben.

Doch häufig fehlt dafür der qualifizierte Nachwuchs. Nicht nur aufgrund des demografischen Wandels steht das Handwerk dabei vor zahlreichen Herausforderungen.

Die dritte Generation: Ralf und Andreas Prigge haben sich rechtzeitig um die Nachfolge ihres Tischlerbetriebes gekümmert.

Die dritte Generation: Ralf und Andreas Prigge haben sich rechtzeitig um die Nachfolge ihres Tischlerbetriebes gekümmert. Foto: Prigge

Interesse an Selbstständigkeit hat abgenommen

Das Interesse an der Selbstständigkeit hat in den letzten Jahren deutlich abgenommen. Die sogenannte „Generation Z“ (Jahrgänge von 1995 bis 2012) favorisiert eine „Work-Life-Balance“ mit mehr Zeit für Freizeit und Familie.

Dabei kann die Übernahme eines bestehenden Unternehmens durchaus mehrere Vorteile bieten. Gründe: Das Geschäftskonzept ist erprobt, die Firma ist am Markt bekannt und läuft ohne finanzielle Unterbrechung weiter.

Zudem bringt der Sprung in die Selbstständigkeit mit der Eigenverantwortung auch eine freiere Zeiteinteilung. Mehrere Argumente, die auch die beiden Brüder Ole und Lennard Prigge im Hinblick auf ihre berufliche Zukunft überzeugt haben.

Handwerkskammern bieten Beratungsangebote

Erste Anlaufstelle für die Beratung zum Thema Betriebsnachfolge ist für die meisten Unternehmen ihr Steuerberater. Aber auch die Handwerkskammern bieten Beratungsangebote zum Thema Betriebsnachfolge an.

Das Beratungswesen der deutschen Handwerksorganisationen besteht aus einem Netzwerk mit gut 900 Betriebsberaterinnen und Betriebsberatern. Rund ein Drittel der fast 100.000 durchgeführten Betriebsberatungen jährlich unterstützen Existenzgründungen und Übernahmen, gerade für die kleineren Betriebe.

Die Familie Prigge in Apensen hat sich frühzeitig mit der Zukunftsperspektive ihres Handwerksbetriebes beschäftigt. „Für uns alle in der Familie ist es ein großer Schritt und die neuen Veränderungen müssen sich entwickeln. Doch für den entsprechenden Übergang haben wir jetzt noch ausreichend Zeit“, sagen Andreas und Ralf Prigge.

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