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Bildung

TSpektakuläre Pläne für die Ganztagsschule in Guderhandviertel

Die Grundschule in Guderhandviertel soll zur Ganztagsschule werden.

Die Grundschule in Guderhandviertel soll zur Ganztagsschule werden. Foto: Vasel

Sporthalle und Sportplatz in Guderhandviertel sind sanierungsbedürftig. Zudem ist das Grundstück der Grundschule beengt. Doch auch die Altländer müssen ab 2026 den Rechtsanspruch auf Ganztag umsetzen. Jetzt gibt es eine neue Option.

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Von Björn Vasel
Samstag, 17.08.2024, 11:50 Uhr

Steinkirchen. „Es ist eine einmalige Chance“, sagt Lühes Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke (parteilos). Einen Steinwurf von der Grundschule Guderhandviertel entfernt steht ein Resthof zum Verkauf. Dieser war für 800.000 Euro im Internet inseriert. Die Immobilienanzeige vom 24. Juni 2024 bei kleinanzeigen.de ist mittlerweile gelöscht, allein die Kurzbeschreibung ist noch zu finden.

Auf diesem um 1900 errichteten Resthof könnte - ganz in der Nähe der Grundschule - eine Anlage für Schul- und Vereinssport entstehen.

Auf diesem um 1900 errichteten Resthof könnte - ganz in der Nähe der Grundschule - eine Anlage für Schul- und Vereinssport entstehen. Foto: Vasel

Die Idee: Auf der Fläche wird eine neue Sporthalle errichtet - plus Sportplatz. Die jetzige, 1967 errichtete Halle wird abgerissen. Dort könnte ein neues Gebäude mit Mensa für den Ganztag errichtet werden. Gerke hat bereits mit den Behörden gesprochen. Demnach wäre eine Sportanlage westlich des Lühedeichs rechtlich umsetzbar. Das ins Auge gefasste Grundstück liegt flussaufwärts,150 Meter von der Schule entfernt.

Grundstück für neue Sporthalle und Schulerweiterung sichern

Der Rat der Gemeinde Guderhandviertel hatte sich im Juli mit dem Hinweis auf den Paragrafen 25 des Baugesetzbuches ein Vorkaufsrecht im Umkreis der Schule über eine Satzung gesichert.

Die Gemeinde Guderhandviertel hat sich über eine Satzung in diesem Bereich (rot umrandet) ein Vorkaufsrecht gesichert.

Die Gemeinde Guderhandviertel hat sich über eine Satzung in diesem Bereich (rot umrandet) ein Vorkaufsrecht gesichert. Foto: Gemeinde

Über das Vorkaufsrecht sollen die Planungshoheit der Gemeinde und die städtebauliche Zielvorstellung (Erhaltung des Schulstandorts) gesichert werden. Basis des Eingriffs in das Eigentumsrecht ist das Allgemeinwohl.

Gerke hatte bereits Kontakt mit den Eigentümern. Doch im nicht öffentlichen Samtgemeindeausschuss gab es offenbar Vorbehalte. Der Rathaus-Chef musste die Gespräche auf Eis legen.

Der Grund: Nach TAGEBLATT-Informationen wollte eine Mehrheit einen Ankauf an eine Bedingung knüpfen, um unter anderem Schülerbewegungen zu verhindern und Bildungschancen für alle Kinder zu sichern. Deshalb sollte sich auch die Schule in Guderhandviertel beim Ganztag ab 2026 für das verpflichtende, teilgebundene Konzept entscheiden. Dieses wird in Hollern und Steinkirchen eingeführt.

Schulausschuss stellt sich hinter die Obere Lühe

Doch Kollegium sowie Schul- und Kita-Eltern aus Guderhandviertel, Mittelnkirchen und Neuenkirchen haben sich laut Schulleiterin Katharina Fauth für das offene Konzept entschieden. Bei der offenen Ganztagsschule ist die Teilnahme am Unterricht am Vormittag für alle Schüler bis zum Mittag verpflichtend.

Eltern entscheiden für die Dauer eines Schulhalbjahres, ob ihre Kinder nachmittags außerunterrichtliche Angebote wahrnehmen. Bei teilgebundenen Ganztagsschulen gibt es in der Regel mindestens zwei Tage mit verpflichtendem Unterricht am Nachmittag.

Vereinssport sichern und Wohnraum schaffen

Die Mehrheit im Schulausschuss sprach sich am Donnerstag schließlich dafür aus, dass die Samtgemeindeverwaltung die Gespräche über den Grundstückskauf wieder aufnehmen soll. Des Weiteren will der Fachausschuss jeder Schule zubilligen, einen eigenen pädagogischen Weg zu gehen. Das letzte Wort hat der Rat - bei Ankauf und Konzept. Bereits am 25. September könnte der Samtgemeinderat das Go geben.

Darauf bauen auch der Bürgermeister der Gemeinde Guderhandviertel, Marco Hartlef (CDU), und die Sportwartin des MTV Mittelnkirchen, Anna-Lena Olters. „Es ist eine einmalige Chance“, ist sich Hartlef ausnahmsweise mit Gerke einig. Hartlef hat nach TAGEBLATT-Informationen maßgeblich zu dem Befreiungsschlag beigetragen. Denn der Platz am Standort Guderhandviertel 77 ist knapp, es gibt keine Erweiterungsmöglichkeit in unmittelbarer Nachbarschaft. Die Altländer hätten aufstocken müssen.

Im Bereich der 1967 erbauten Sporthalle könnte unter anderem eine Mensa für die Grundschule Guderhandviertel errichtet werden.

Im Bereich der 1967 erbauten Sporthalle könnte unter anderem eine Mensa für die Grundschule Guderhandviertel errichtet werden. Foto: Vasel

Mit dem Erwerb des Resthofs könnte die Schule im Bereich der heutigen Halle neue Klassen- und Differenzierungsräume und eine Mensa bauen. Der zu kleine Schulhof könnte größer und endlich kindgerecht umgestaltet werden.

Wohnbebauung soll Obstbau nicht beeinträchtigen

Grundschule und MTV Mittelnkirchen mit seinen 650 Aktiven würden endlich eine ordentliche Sportanlage bekommen. Die alte Sporthalle müsste - wie die 1900, 1952 und 1997 errichteten Schulgebäude - ohne einen Neubau ohnehin für mehr als eine Million Euro energetisch ertüchtigt werden. Die Sportanlage Blütenstraße mit Rasenplatz und Leichtathletik-Anlage mit Kunststofflaufbahn ist hinüber. Weiterer Vorteil: Der neuer Platz würde näher an der Schule liegen.

Wohnraum schaffen: Der sanierungsbedürftige Sportplatz in der Blütenstraße könnte veräußert und zu Bauland werden.

Wohnraum schaffen: Der sanierungsbedürftige Sportplatz in der Blütenstraße könnte veräußert und zu Bauland werden. Foto: Vasel

Der samtgemeindeeigene Sportplatz an der Blütenstraße sollte zur Mitfinanzierung der Schul- und Sportbauten veräußert werden. Hartlef will dort bezahlbares Wohnen und Wohnen für Senioren im Dorf ermöglichen. Dabei dürfe ein neues Wohngebiet den Obstbau auf den angrenzenden Plantagen nicht beeinträchtigen. Sein Rat könnte das über einen Bebauungsplan steuern.

Kommune muss Millionen investieren

Gerke geht davon aus, dass die Kommunalaufsicht beim Kreis Stade sich nicht querstellen wird, es handele sich beim Ganztagschulbau schließlich um eine Pflichtaufgabe. Die Altländer werden einen Millionen-Kredit aufnehmen müssen. Allein der Neubau einer Schulsporthalle wird um die fünf Millionen Euro kosten.

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