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TSportplatz-Streit in Steinkirchen: Nachbar schließt Klage nicht aus

Sportplatz-Streit in Steinkirchen: Nachbar schließt Klage nicht aus

Der Konflikt um den Sportplatz am Striep in Steinkirchen geht weiter. Sollte der Nachbar klagen, könnte die SG Lühe sogar ohne eigenen Fußballplatz dastehen. Die Fronten sind verhärtet.

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Von Björn Vasel
Mittwoch, 30.04.2025, 11:20 Uhr

Steinkirchen. Seit Anfang 2025 prüft der Landkreis Stade den Bauantrag der Samtgemeinde Lühe zur Legalisierung des Sportplatzes Striep in Steinkirchen.

Das beauftragte Büro Munder und Erzepky hatte die Unterlagen wiederholt nachbessern müssen. Eigentlich hatte Bürgermeister Timo Gerke gehofft, dass die Fußballer der SG Lühe bereits in der Rückrunde wieder auf dem Platz spielen und trainieren können.

Diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Jetzt hofft Gerke, dass die Vereine den Sportplatz zu Beginn der neuen Saison nutzen können. Die startet im August. Ohne den Stempel aus dem Kreishaus hätte der Samtgemeindebürgermeister ein Problem. Der Ausweichplatz an der Grundschule in Hollern kann „ab den Sommerferien“ nicht mehr genutzt werden.

Denn in den Ferien werden die Umzugskartons gepackt, die Baustelle wird eingerichtet.

Die Lehrer und die rund 150 Schüler ziehen zu Beginn des Schuljahres 2025/2026 in die Alte Schule in Hörne um. In Hollern übernehmen Architekten und Bauarbeiter das Kommando, die Appelsnut Grundschool wird bis Ende 2026 für 14,8 Millionen Euro für den Ganztag fit gemacht.

Ohnehin müsste die Kommune für den Ausweichplatz ebenfalls einen Bauantrag stellen, auch hier liegt bislang keine Genehmigung für den Vereinssport vor. Es handelt sich - wie in Steinkirchen - rechtlich betrachtet um eine Schulsportanlage.

Kreis Stade fordert Nachbesserung für Baugenehmigung

Aktuell prüfe der Kreis die Gutachten zu Lärm- und Lichtimmissionen für den Sportplatz Striep. Gerke bleibt Optimist: „Wir gehen davon aus, dass die Baugenehmigung bis zur Schließung der Ausweichspielstätte in Hollern erteilt sein wird.“

Damit werde sichergestellt, „dass der Spielbetrieb der SG Lühe nahtlos fortgeführt werden kann“. Er spricht von einem konstruktiven Austausch mit der Kreisverwaltung, die Verzögerungen gingen allein auf das Konto des von der Samtgemeinde Lühe beauftragten Büros und der Gutachter.

Unkraut im Zuschauerbereich: Die Natur holt sich den Sportplatz zurück.

Unkraut im Zuschauerbereich: Die Natur holt sich den Sportplatz zurück. Foto: Vasel

Kreissprecher Daniel Beneke lässt sich nicht in die Karten gucken. Die Prüfung laufe. „Zum eingereichten Lärmgutachten haben wir Konkretisierungen angefordert“, sagt Beneke. Diese sollten eigentlich am Dienstag eingehen. Nach TAGEBLATT-Informationen soll im Kreishaus eine Genehmigung schon im Sommer nicht ausgeschlossen werden. Das wollte Beneke nicht kommentieren: „Es handelt sich um ein schwebendes Verfahren.“

Unter anderem müssten die Beteiligungsrechte der Nachbarn gewahrt werden. Es sei auch im Interesse der Samtgemeinde Lühe und der SG Lühe, dass eine Genehmigung juristisch wasserdicht sei.

Wie mehrfach berichtet, waren Fußballplatz und Leichtathletikanlage am 10. Oktober 1989 lediglich für den Schulsport genehmigt worden.

Im April 2021 hatte Nachbar Johannes Cordes sowohl den Kreis Stade als auch die Samtgemeinde Lühe aufgefordert, die außerschulische Nutzung zu untersagen. Doch die Kommune handelte nicht. Im Zuge des Streits musste Gerke die Sportanlage - auf Anraten des Kreises Stade - im August 2024 für den Vereinssport sperren. Im Oktober 2024 untersagte das Verwaltungsgericht Stade die „rechtswidrige Nutzung“.

Obstbauer will sich an Bau einer Schallschutzwand beteiligen

Nachbar Johannes Cordes sieht weiter eklatante Mängel bei den Gutachten. Die Samtgemeinde-Gutachter vertreten hingegen die Position, dass der Trainings- und der Punktspielbetrieb der Fußballer, aber auch Leichtathletik und Yoga aus immissionsschutzrechtlicher Sicht mit der Wohnbebauung verträglich und rechtssicher seien.

Dem widerspricht Cordes. Die Gutachter hätten nur Veranstaltungen mit 20 bis 200 Besuchern eingerechnet. Doch bei wichtigen Spielen ständen laut Cordes bis zu 700 Fans der SG Lühe am Spielfeldrand. Auch die Nutzung des Vereinsheims werde nicht betrachtet. Offenbar werde weiter „vorsätzlich von falschen Annahmen ausgegangen“. Nicht alle Wohnungen auf seinem Hof seien betrachtet worden.

Blick auf Ballfangzaun und Lichtmast am Sportplatz Striep: Ein Anwohner würde einen Lärmschutzzaun mitfinanzieren, das lehnt die Samtgemeinde Lühe allerdings ab.

Blick auf Ballfangzaun und Lichtmast am Sportplatz Striep: Ein Anwohner würde einen Lärmschutzzaun mitfinanzieren, das lehnt die Samtgemeinde Lühe allerdings ab. Foto: Vasel

Außerdem dürfe die Nutzung des Sportplatzes nicht isoliert betrachtet werden, auch die Nutzung der Sporthalle müsse einbezogen werden, inklusive Verkehrsaufkommen und Parkplatzbedarf. Es könne zeitgleich zu mehreren größeren Veranstaltungen kommen. Das Baugesetzbuch schreibe eine gesicherte Erschließung vor. Diese sieht der Obstbauer nicht.

Er beklagt, dass die Samtgemeinde ihn zur Klage zwinge. Dabei sei er weiter kompromissbereit, wie er selber sagt.

Er biete der Kommune weiterhin an, sich an dem Bau eines Schallschutzzaunes zu beteiligen - „mit einer erheblichen Summe“. Er schätzte die Kosten auf 150.000 Euro. Er habe nichts gegen den Fußball, das ehrenamtliche Engagement der SG Lühe sei wichtig für die Gesellschaft. Cordes: „Wenn der Schallschutzzaun stehen würde, könnten die auf ihrer Seite - im Rahmen des Zulässigen - machen, was sie wollen.“

Bürgermeister Timo Gerke hat kein Vertrauen mehr

Über die Schallschutzwand gab es Gespräche mit der Gemeinde Steinkirchen. Doch der Kreis Stade habe signalisiert, dass es für diese eine Baugenehmigung nur geben könne, wenn diese im Lärmschutzgutachten verlangt werde.

Das ist (bislang) nicht der Fall. „Dieses Angebot liegt mir nicht vor“, sagt Gerke. Ohnehin habe er kein Vertrauen mehr in Cordes. Er werde nur umsetzen, was rechtlich erforderlich ist. Mehr gebe die Kassenlage nicht her.

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