TStreit um Schulstandort in der Samtgemeinde Lühe spaltet den Rat

Auf dem Weg zur Ganztagsschule: In der Grundschule Guderhandviertel besteht Sanierungsbedarf. Foto: Vasel
Die FDP hat den Altländer Schulfrieden infrage gestellt. Doch auch zwischen CDU und FWG/SPD gibt es Zoff. Im Mittelpunkt des Streits: Guderhandviertel. So ging er aus.
Steinkirchen. Eigentlich war die Sache klar: Alle drei Grundschulen in der Samtgemeinde Lühe werden zu Ganztagsschulen. Das hatte der Samtgemeinderat im Juni 2023 beschlossen. CDU und Grüne setzten sich seinerzeit mit 11:8 Stimmen durch. Damit war die von der Verwaltung und den Beratern der VDB favorisierte Campus-Lösung für Guderhandviertel und Steinkirchen an der Oberschule Steinkirchen tot.
Altländer rütteln an Ratsbeschluss von 2023
Doch der Altländer Schulfrieden ist brüchig. Das zeigte sich jetzt im Rat. Zurzeit liegt, wie mehrfach berichtet, die Planung in Hollern-Twielenfleth auf Eis. Um die Schall- und Brandschutzvorgaben einzuhalten, müsste der 1969/1970 errichtete und 1993 umgebaute Mittelbau der Appelsnut Grundschule abgerissen werden. Das Architektencontor Agather Bielenberg Oschkinat aus Hamburg rechnet damit, dass die Kosten für den Neu- und Umbau um 1,9 Millionen auf 17 Millionen steigen werden. Dadurch flammte die Grundschul-Debatte wieder auf.

So sieht einer der vor den Sommerferien vorgelegten Entwürfe für die Grundschule Hollern des Architektencontors Agather Bielenberg Oschkinat aus Hamburg aus, links ist die Turnhalle zu sehen. Foto: Architektencontor
Nicola Hahn (FDP) will die Reißleine ziehen. Die Liberale schlug „angesichts der maroden Finanzen“ im Rat den Neubau einer vierzügigen Grundschule für alle Schüler der Samtgemeinde Lühe an einem zentralen Standort vor.
Die Liberale fürchtet, dass auch in Guderhandviertel und in Steinkirchen gravierende Mehrkosten durch Brand- und Lärmschutzanforderungen drohen werden. Hahn verwies in ihrem Antrag auf die Altbausubstanz. Des Weiteren gebe es viele Vorteile - wie bessere Lehrerversorgung. Sie verwies dabei auf Aussagen von Axel Keusemann vom Landesamt für Schule und Bildung.
Ganztagsschule
T Debatte um Schulstandorte in der Samtgemeinde Lühe flammt wieder auf
Vor der Debatte unterbrach Ratsvorsitzender Heinzfrieder Dürkes (SPD) die Ratssitzung im Dorfgemeinschaftshaus in Grünendeich. Dr. Anne Stechmann appellierte - wie bereits 2023 bei der Übergabe der 1100 Unterschriften der Elterninitiative für den Erhalt der Schule - an die Politiker, die Grundschule Guderhandviertel zu erhalten und die Arbeit der Schulgemeinschaft bei der Erstellung eines pädagogischen Ganztagskonzepts zu würdigen. Außerdem seien mit Verweis auf Erweiterungs- und Umbauten für den Ganztag in den vergangenen Jahren notwendige Baumaßnahmen in der 1900, 1952 und 1997 errichteten Schule zurückgestellt worden.
415 Kinder besuchen die Grundschule in der Samtgemeinde Lühe
Auch Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke unterstrich, dass Eltern, Lehrer und Schüler „ein Recht auf eine verlässliche Politik“ hätten. Joachim Streckwaldt (CDU) schloss sich dem an.
Inge Massow-Oltermann (FWG) schlug sich auf die Seite von Hahn. Die Grünendeicherin geht von sinkenden Schülerzahlen aus, aktuell gebe es 65 freie Kita- und Krippenplätze. Das Geld reiche nicht für drei Schulen. Sie müsse als Kommunalpolitikerin das Wohl der gesamten Samtgemeinde im Blick haben. Die Verschuldung dürfe nicht Freibad, Bücherei oder Jugendzentrum gefährden.
Aktuell besuchen 115 Kinder die Grundschule Guderhandviertel, 151 Kinder die Grundschule Hollern und 149 Kinder die Grundschule Steinkirchen. Eingeschult wurden 27, 53 beziehungsweise 33 Kinder (2025) - unter dem Strich zwölf weniger als im Vorjahr. Lediglich Massow-Oltermann und Hauke Eckhoff (CDU) schlossen sich dem Antrag der abwesenden Hahn an.
Hartlef kämpft für die Grundschule an der Oberen Lühe
Dann kam es zum Schlagabtausch: CDU-Fraktionsvorsitzender Marco Hartlef missbilligte den Antrag von FWG und SPD, den Umbau der Grundschule Guderhandviertel zur Ganztagsschule aus finanziellen Gründen zeitlich zurückzustellen.
Hartlef ist auch Bürgermeister des Dorfes. Zwei-Klassen-Gesellschaft sei inakzeptabel. Er werde nicht zulassen, dass die Obere Lühe abgehängt wird. „In dem Antrag steckt kein Funken sozialdemokratischer Gedanken“, legte der Christdemokrat nach.

Die Samtgemeinde Lühe hat einen Resthof nahe der Grundschule erworben, hier könnten ein neuer Sportplatz und - falls diese der Erweiterung der Schule zum Opfer fällt - eine neue Turnhalle realisiert werden. Foto: Vasel
Er verwies auch auf den Ankauf eines Grundstücks im Ort für neue Schulsportanlagen. Der alte Sportplatz Blütenstraße wurde für Wohnbebauung verkauft, um Geld in die Kasse zu bekommen. Ricardo Schmorl (FWG) versuchte, Dampf aus dem Kessel zu nehmen. „Sportplatz und Sporthalle stellt niemand infrage, nur den Zeitpunkt“ der Investitionen. Offen sei, wie groß eine Mensa bei einer offenen Ganztagsschule ausfallen müsse.

Verkauft: Der Sportplatz in der Blütenstraße wird zu Bauland. Foto: Vasel
Jürgen Michaelis (SPD) schwebt ein Prüfzeitraum von drei bis vier Jahren vor. Rat und Verwaltung sollten in dieser Zeit beobachten, wie viele Kinder nachmittags das freiwillige Angebot der offenen Ganztagschule in Guderhandviertel in Anspruch nehmen. Dann solle der Schulstandort bedarfsgerecht weiterentwickelt werden. Die beiden anderen Schulen setzen auf das verpflichtende teilgebundene Konzept.
Bürgermeister Gerke setzt auf Gleichschritt bei Schulplanung
FWG und SPD scheiterten knapp mit 8:9 Stimmen. Damit bleibt es beim Beschluss von 2023. Gerke will nun mit seiner Verwaltung in Steinkirchen und Guderhandviertel eine Schulentwicklung „im Gleichschritt“ umsetzen, die pädagogischen Konzepte werden für die baulichen Machbarkeitsstudien herangezogen.

Abriss: Blick auf den 1993 umgebauten Mittelbau (links) der 1969/1970 errichteten Grundschule in Hollern. Foto: Vasel
Gerke will erreichen, dass diese Studien 2026 bereits für beide Standorte erstellt werden. Aktuell sind sie haushaltstechnisch auf 2026 und 2027 verteilt. Auch in Hollern geht es weiter: Mitte September werde das Büro Architektencontor neue Varianten und Kostenschätzungen vorstellen.
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