TSturmflutstele an der Lühe: So soll es mit dem Mahnmal weitergehen

Blick auf die zerlegte Sturmflut-Stele auf dem Lagerplatz des Bauhofs der Samtgemeinde Lühe. Foto: Vasel
Die monumentale Altländer Sturmflutstele könnte im kommenden Jahr wieder stehen. Das Mahnmal für die Katastrophe von 1962 liegt derzeit auf dem Bauhof-Lagerplatz in Sandhörn - überwuchert vom Gras. Dabei soll es aber nicht bleiben. So ist der Stand.
Grünendeich/Lühe. Der Sozialdemokrat Heinzfrieder Dürkes brachte das Thema am Montagabend im Bauausschuss der Samtgemeinde Lühe wieder auf die Agenda. Seit Jahren soll die Sturmflut-Stele des Buxtehuder Architekten und Fachhochschuldozenten Heinz Meyer-Bruck (1927-1997) wieder aufgebaut werden. Diese stand einst am Lühe-Sperrwerk.
Denkmal ruht seit einem Jahrzehnt
Für den Neubau des Betriebsgebäudes durch den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz war das Betonrelief im Jahr 2012 demontiert und in vier Teile zerlegt worden.
Seitdem ruht das Denkmal, das an die verheerende Sturmflut vom 16./17. Februar 1962 mit 340 Toten erinnert, auf dem Gelände des Bauhofs der Samtgemeinde Lühe am Bikepark in Sandhörn.
Engagierte Bürger retteten es, der Förderverein Lühe-Aue warb in den vergangenen Jahren bereits Spenden ein. Volksbank und Sparkasse wollen je 10.000 Euro beisteuern, der Samtgemeinde-Rat hat bereits vor drei Jahren 10.000 Euro dafür zurückgelegt.
Wiese vor Stubbes Gasthaus angeboten
Dürkes hält es für wichtig, einen Ort der Erinnerung und der Mahnung zu schaffen. Zwischenzeitlich war der anvisierte Standort auf dem Deich am Lühe-Sperrwerk aufgrund der klimawandelbedingten Deicherhöhung vom Tisch. Der Deichverband der II. Meile Alten Landes hat stattdessen ein Grundstück im Vorland angeboten - auf einer Wiese vor Stubbes Gasthaus.
Dort standen früher Wohnmobile. Der Platz auf dem Deich werde für die Erhöhung benötigt, erklärt Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts. Der Verband unterstütze das Vorhaben. Kommunalpolitiker Heinzfrieder Dürkes, seine Frau Ute gehört zu den Rettern der Stele, verweist auch auf die kulturelle Bedeutung des Mahnmals.
Das Betonrelief im Architekturstil des Brutalismus – dieser steht nicht für Brutalität, sondern leitet sich von „béton brut“, auf Deutsch „roher Beton“ (Sichtbeton) ab – zeigt sowohl die Zerstörung als auch den Wiederaufbau des Alten Landes nach der Sturmflut.
Meeresgott Neptun wütet, auf einem Fisch stehend mit seinem Dreizack, oben stehen Obstbäume symbolisch für das Alte Land hinter dem Deich. Es entstand unter dem Eindruck der Katastrophe.
Meyer-Bruck hatte im Februar 1962 seine Lehrtätigkeit in Buxtehude aufgenommen. Sein sieben Meter hohes Werk an dem 1964/1967 errichteten Sperrwerk galt damals bundesweit als ein Vorzeigeobjekt für Kunst am Bau.
Stele soll im kommenden Jahr wieder stehen
Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke geht davon aus, dass die Stele im Frühjahr/Sommer 2024 aufgestellt werden kann. Zusätzlich sollen Info-Tafeln zum Thema Deichbau und Sturmflut montiert werden.
Der Bauantrag liegt seit März 2023 bei der Kreisverwaltung in Stade. Wichtig ist Oberdeichrichter Ulferts, dass die Stele sicher am Lühe-Ufer verankert wird.
Der Deichverband stehe dem Projekt positiv gegenüber. Notwendig sei für die Baugenehmigung jetzt noch eine wasserrechtliche Genehmigung durch den Kreis Stade - auch, weil das Grundstück außendeichs im Überschwemmungsgebiet liegt. Kreissprecher Daniel Beneke sagte dem TAGEBLATT auf Anfrage: „Der Aufbau ist grundsätzlich genehmigungsfähig.“