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TSchlafstörungen wegen Verkehrslärm: Altländer fordern Tempo 30 auf L140

Weniger Verkehrslärm: Die Samtgemeinde Lühe kämpft weiter für Tempo 30 auf der L140 in Hollern.

Weniger Verkehrslärm: Die Samtgemeinde Lühe kämpft weiter für Tempo 30 auf der L140 in Hollern. Foto: Vasel

Der Verkehrslärm an der L140 bereitet vielen Altländern unruhige Nächte. Jetzt will die Samtgemeinde Lühe die Raser und den Schwerlastverkehr ausbremsen.

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Von Björn Vasel
Donnerstag, 24.04.2025, 05:50 Uhr

Altes Land. Seit Jahren kämpfen die Menschen im Alten Land gegen Verkehrslärm an den Landesstraßen und hoffen, dass das Land Niedersachsen dieses Mal mitzieht. Im Herbst 2022 hatte das Niedersächsische Verkehrsministerium den Landkreis Stade und die Samtgemeinde Lühe ausgebremst. Es untersagte seinerzeit, dass die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der knapp 4,3 Kilometer langen Ortsdurchfahrt (L140) in Hollern nachts von 50 auf 30 km/h reduziert wird.

Das hatte die damalige Kreisdezernentin Nicole Streitz auf Wunsch der Altländer für den Zeitraum zwischen 22 Uhr und 6 Uhr angeordnet. Doch noch vor der Aufstellung der Verkehrsschilder hob die Fachaufsicht im Ministerium die verkehrsrechtliche Anordnung der Straßenverkehrsbehörde beim Landkreis Stade wieder auf. Der Grund: Die Ministerialen hielten den Lärm auf der L140 für zumutbar.

Jetzt planen die Altländer einen erneuten Anlauf: Sie verweisen auf den neuen Lärmaktionsplan. Das Bundes-Immissionsschutzgesetz zwingt Städte und Gemeinden, alle fünf Jahre einen überarbeiteten Lärmaktionsplan vorzulegen. Ziel ist es, die Gesundheit der Anwohner an viel befahrenen Straßen wie der Landesstraße 140 im Alten Land zu schützen. Untersuchungen zeigen, dass die Lärmbelastungen durch Lkw und Pkw unter anderem Herzerkrankungen, Schlaganfälle und Depressionen, aber auch Lerndefizite bei Kindern auslösen können.

Kein Rechtsanspruch auf Lärmminderung

Allerdings lässt sich aus dem 32 Seiten starken Papier des Büros Lärmkontor aus Hamburg kein Rechtsanspruch auf lärmmindernde Maßnahmen ableiten. Deshalb wollten die Altländer sich eigentlich das Geld für die Fortschreibung sparen. Doch das Land Niedersachsen spielte nicht mit. Es mahnte die Überarbeitung schriftlich an.

6000 Euro kostete der Lärmaktionsplan 2020, 5200 Euro wird die Überarbeitung laut Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke die Steuerzahler kosten. „Wenn uns das Land zwingt, einen Lärmaktionsplan aufzustellen, dann kann das Land die von den Fachleuten geforderten Maßnahmen nicht ablehnen“, sagt Gerke. Der überarbeitete Plan dürfe diesmal „nicht als Papiertiger in der Schublade landen“.

Nur eine Forderung aus dem Lärmaktionsplan 2020 wurde umgesetzt

Die Fachplaner zeigen auf, dass nachts 900 und tagsüber 1200 Menschen in Hollern-Twielenfleth, Mittelnkirchen und Neuenkirchen unter dem Verkehrslärm leiden. Fast 600 Wohnungen seien schätzungsweise betroffen. Knapp 15 Prozent der Bevölkerung sind laut Lärmkontor-Projektleiter Carsten Kurz dem Verkehrslärm allein an den Hauptverkehrsstraßen L140, L111 und L125 ausgesetzt.

Lediglich in Mittelnkirchen sei in der engen Dorfstraße (L140) mit Tempo 30 abschnittsweise eine Forderung aus dem Lärmaktionsplan von 2020 umgesetzt worden.

Das Fachbüro schlägt jetzt eine Reduzierung von 50 auf 30 km/h für alle Fahrzeuge zwischen der Lühebrücke und Ortsausgang nach Jork vor. An der L125 in Guderhandviertel sollte - bei einer Sanierung durch das Land - Flüsterasphalt verbaut werden. In Hollern soll Tempo 30 nachts auf der L140 kommen. Die Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit würde die Lautstärke des Autoverkehrs für das menschliche Ohr um die Hälfte reduzieren. Dafür hat sich der nicht öffentliche Samtgemeindeausschuss bereits am Montag ausgesprochen. Der Rat tagt am Montag, 28. April, 19 Uhr, zu dem Thema im Rathaus.

Nach der Reform der Straßenverkehrsordnung von 2024, so Kurz, könne der Kreis Stade bei der Geschwindigkeitsreduzierung einen neuen Anlauf starten. Dazu wollen die Altländer das Kreis-Straßenverkehrsamt laut Gerke explizit auffordern.

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