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Mobilität

TVerkehrswende: So will Jork mehr Menschen auf den Sattel bringen

Alexander Gardyan von der IKS Mobilitätsplanung erläutert in der Altländer Festhalle die Analyse, diese ist eine Grundlage des zukünftigen Radverkehrskonzepts.

Alexander Gardyan von der IKS Mobilitätsplanung erläutert in der Altländer Festhalle die Analyse, diese ist eine Grundlage des zukünftigen Radverkehrskonzepts. Foto: Vasel

Die Gemeinde Jork will das Radfahren sicherer und komfortabler machen. Verkehrsplaner legten erste Ideen vor. Diese Lösungen sind im Gespräch.

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Von Björn Vasel
Mittwoch, 07.05.2025, 14:52 Uhr

Jork. Die Gemeinde Jork arbeitet aktuell an einem Radverkehrskonzept. Knapp 35.000 Euro investieren die Altländer. Politik und Verwaltung haben sich mit dem Projektpartner IKS Mobilitätsplanung aus Kassel ausgewiesene Experten ins Boot geholt. Unter dem Motto „Mitdenken, Mitreden und Mitplanen“ will die Kommune bei der Erarbeitung eines Radwegekonzeptes die Bevölkerung einbinden. Fast 70 Bürgerinnen und Bürger verfolgten die Präsentation von Verkehrsplaner Alexander Gardyan in der Altländer Festhalle.

Radfahren attraktiver und sicherer machen

Die Verkehrsplaner haben im Vorfeld die gesammelten Statistiken ausgewertet. Seit dem Jahr 2022 habe es in der Gemeinde Jork 42 Unfälle mit Radfahrerbeteiligung gegeben. Die Dunkelziffer sei allerdings deutlich höher, hinzu kämen unzählige Beinahe-Unfälle. Vor allem beim Einbiegen und beim Kreuzen kracht es, berichtete Gardyan.

Schnelle E-Bikes müssen schon heute auf der Straße fahren, rechts ein maroder Radweg zwischen Jork und Mittelnkirchen.

Schnelle E-Bikes müssen schon heute auf der Straße fahren, rechts ein maroder Radweg zwischen Jork und Mittelnkirchen. Foto: Vasel

Die drei größten Problemstellen seien der Kreisverkehr in der Ortsmitte Jork, die Straßen Wester- und Osterjork im Verlauf der L140 sowie die vielen Grundstückseinfahrten und Einmündungen. Die flache Topographie der Marsch lade zum Schnellfahren ein, immer mehr Radler seien mit einem E-Bike oder Pedelec unterwegs. Das Unfallrisiko steige daher.

Des Weiteren habe das Fachbüro im Februar und März 2025 das gesamte Radwegenetz unter die Lupe genommen und seine Analysen mit Fotos und Beurteilung in einem Geoinformationssystem hinterlegt. Aktuell teilen sich Fußgänger und Fahrräder im Ort den Weg. Häufig werde die „erforderliche Mindestbreite von 2,50 Metern unterschritten“ - trotz Zweirichtungsverkehr.

Außerdem seien die gemeinsamen Fuß- und Radwege laut Gardyan in der Regel „nicht barrierefrei“. Die Oberflächen seien oftmals mangelhaft, Pflaster und Asphalt kaputt. Das gelte auch für viele Wirtschaftswege in der Gemeinde Jork - von Westerladekop bis Gehrden.

Radverkehr stärken: Bürgermeister Matthias Riel und Regionalmanagerin Sylvia Müller nehmen Verkehrsplaner Alexander Gardyan in ihre Mitte.

Radverkehr stärken: Bürgermeister Matthias Riel und Regionalmanagerin Sylvia Müller nehmen Verkehrsplaner Alexander Gardyan in ihre Mitte. Foto: Vasel

Die Beschilderung sei verbesserungswürdig, ebenso die Abstellanlagen und die Rastplätze. In der Borsteler Reihe (K26), Am Fleet und in der Estebrügger Straße mache das Radfahren keinen Spaß. Diese Straßen seien mit einer Fahrbahnbreite um die fünf Meter „sehr schmal“, bei Tempo 50 beziehungsweise Tempo 30 für Autos fühlten sich viele Radfahrer unsicher.

Kritisch sei auch die Lage im Einzugsbereich von Schulen und Kitas. Außerdem werden Radfahrer als zweitklassige Verkehrsteilnehmer behandelt. Beispiel: An der unübersichtlichen Kreuzung von Obstmarschenweg (L140) und Buxtehuder Straße (K39) in Königreich gebe es „Wartezeiten von bis zu 50 Sekunden je Querung“.

Die Gemeinde Jork - die Arbeitsgruppe ÖPNV und Mobilität legte in einem Workshop erste Ziele fest - will die Mängelliste nutzen, um mit dem Verkehrsplaner aus Kassel den Radverkehrsanteil deutlich zu steigern. Die Ausgangslage sei gut, in der Region seien überdurchschnittlich viele Radler unterwegs. Ziel sei ein lückenloses, sicheres und komfortables Radwegenetz, so Jorks Bürgermeister Matthias Riel. Attraktive Pendler- und Freizeitrouten sowie sichere Schulwege sind die Schlagworte. Netzlücken, etwa zwischen Ladekop und Estebrügge, sollen geschlossen werden.

Erste Ideen für Tempo 30 und Alternativrouten

Gardyan legte erste Ideen für Lösungsansätze vor. Die gemeinsame Führung von Rad- und Fußwegen sollte innerorts aufgehoben werden. Fahren auf der Straße - Kinder bis 10 Jahre ausgenommen - sei laut Unfallforschung sicherer und ohnehin Straßenverkehrsrecht. Teils könne die Freigabe als „Gehweg (Radverkehr frei)“ als Kompromiss denkbar sein, Fußgänger hätten dann Vorrang. Schmale Straße erlaubten keine Lösungen wie Radfahrstreifen.

Erste Ideen für Tempo 30 in Jork-Borstel.

Erste Ideen für Tempo 30 in Jork-Borstel. Foto: IKS

Der IKS-Verkehrsplaner regte an, erneut über Tempo 30 im Ort - auf der L140 in Wester- und Osterjork und der K26 (Borsteler Reihe/Große Seite) - nachzudenken. Das neue Verkehrsrecht ermöglicht das nicht nur vor Schulen, Kitas und Altenheimen, sondern jetzt auch vor Spielplätzen, an hochfrequentierten Schulwegen, 300 Meter vor/nach Zebrastreifen oder als Lückenschluss zwischen Tempo-30-Bereichen. Tempo 30 wäre somit auf der L140 zwischen Kastanien- und Blütenweg und an der K26 vom Rathaus bis zum Wehrtschen Hof möglich.

Erster Vorschlag für eine Alternativroute zur L140 in Jork-Borstel.

Erster Vorschlag für eine Alternativroute zur L140 in Jork-Borstel. Foto: Vasel

Außerdem bringt der Verkehrsplaner zwei Alternativrouten zu den Landes- und Kreisstraßen in Jork und Borstel ins Gespräch. Radler könnten Parallelstrecken durch Wohngebiete nutzen - wie Appelhoff und Schul-/Feldstraße (K26) beziehungsweise Wester- und Osterminnerweg (L140). Im Fall Jork-Borstel wäre eine Fahrradstraße zu prüfen, in Jork-Mitte sollte der Straßenzug Am Fleet verkehrsberuhigt werden - verbunden mit der Aufwertung des historischen Ortskerns um Kirche und Bürgerei. In Königreich wäre ein Kreisel sinnvoll.

Erster Vorschlag für eine Alternativroute zur K26 in Jork-Borstel.

Erster Vorschlag für eine Alternativroute zur K26 in Jork-Borstel. Foto: IKS

Im Herbst wird es einen Workshop geben, dann soll das Radverkehrskonzept finalisiert werden. Erste Maßnahmen sollen ab 2026 auch über das Dorfentwicklungsprogramm umgesetzt werden. Riel: „Ohne Fördermittel geht es nicht.“

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