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Trockenheit

TViel Sonne, kaum Regen: Wird das Trinkwasser im Kreis Stade knapp?

 Der Trinkwasserverband Stader Land appelliert an die Menschen, Trinkwasser nicht zu verschwenden.

Der Trinkwasserverband Stader Land appelliert an die Menschen, Trinkwasser nicht zu verschwenden. Foto: picture alliance/dpa

So herrlich die derzeit schönen Tage sind - sie bergen auch Risiken, denn die Grundwasserstände sinken. Das ist die Lage im Landkreis Stade.

Von Susanne Laudien Samstag, 10.05.2025, 07:50 Uhr

Apensen. Es ist in diesen Tagen und Wochen eines der Hauptgesprächsthemen: das Wetter. Viel Sonne, wenige Wolken, kein Regen - das zumindest ist die Vorhersage für die kommenden Tage im Landkreis Stade.

Nach zwei sehr nassen Jahren regnete es in diesem Jahr vor allem nördlich der Mittelgebirge nur sehr wenig. Folge: Die Böden trocknen immer mehr aus und bis mindestens Mitte Mai ist kaum Regen in Sicht.

Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Trockenheit sogar ausgeprägter als zur gleichen Zeit des Dürrejahres 2018. Das zeigt der Dürre-Monitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung. Der diesjährige Frühling ist ungewöhnlich trocken – und Meteorologen warnen: Wenn sich das Wettermuster fortsetzt, erwarten uns im Sommer neue Hitze-Extreme.

Wird demnächst also das Trinkwasser knapp? Immerhin stammen mehr als 70 Prozent des deutschen Trinkwassers aus Grundwasser. Wie sieht es mit der Trinkwasserversorgung auf der Stader Geest aus?

Das Ausmaß der Dürre in Norddeutschland im Oberboden am 5. Mai. In Knallrot wird „extreme Dürre“ gezeigt, in Dunkelrot „außergewöhnliche Dürre“. (Quelle: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung)

Das Ausmaß der Dürre in Norddeutschland im Oberboden am 5. Mai. In Knallrot wird „extreme Dürre“ gezeigt, in Dunkelrot „außergewöhnliche Dürre“. (Quelle: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung) Foto: Helmholtz-Zentrum

Himmelpforten und Heinbockel liegen nahezu trocken

Beim Trinkwasserverband Stader Land in Dollern macht man sich über die aktuelle Lage noch keine großen Sorgen - doch das kann sich schnell ändern. „Die Böden auf der Geest sind noch feucht“, sagt Geschäftsführer Ralf Burghartz.

Anders sehe es hingegen bei den Wasserwerken in Himmelpforten und Heinbockel aus. Hier sind die Grundwasserstände stark gesunken und liegen teils trocken. „Derzeit ist das aber noch eine Aufgabe der Verteilung“, sagt Burghartz.

„Die Grundwasserstände sind stark gesunken und liegen teils trocken“, sagt Ralf Burghartz, Geschäftsführer des Trinkwasserverbandes Stader Land mit Sitz in Dollern.

„Die Grundwasserstände sind stark gesunken und liegen teils trocken“, sagt Ralf Burghartz, Geschäftsführer des Trinkwasserverbandes Stader Land mit Sitz in Dollern. Foto: Vasel

Allerdings kommt demnächst die Zeit der Wärme und des höheren Wasserverbrauchs, gibt der Geschäftsführer zu bedenken. Von Juli bis August wird erfahrungsgemäß doppelt so viel Wasser verbraucht wie im Januar und Februar. „Im Sommer kommen wir an die Grenzen. Dann sind wir froh, wenn es endlich regnet.“

Vorsorgemaßnahmen auf der Geest

Dass Trinkwasser nicht unbegrenzt verfügbar ist, mussten Bewohner der Geest in heißen Sommermonaten der vergangenen Jahre immer wieder erfahren, wenn nur Tropfen aus der Leitung kamen. Als Folge daraus baute der Trinkwasserverband Stader Land in Harsefeld ein Reservoir unter der Erde und investierte in den Rohrleitungsausbau und zusätzliche Leitungen.

Auch in Apensen wurde investiert: Im Gewerbegebiet entstand für drei Millionen Euro der Neubau eines oberirdischen Trinkwasserpufferspeichers. Die Notwendigkeit der Investition zeigte sich bei extremen Abnahmeerhöhungen deutlich: Am 5. Mai 2024 wurden 18.512 Kubikmeter Gesamtabgabe bei Trinkwasser gemessen, am 15. Mai, als die Tage sehr warm waren, waren es 27.818 Kubikmeter.

Braune Verfärbung des Trinkwassers

Im Februar und zuletzt im März ließ der Trinkwasserverband zur Säuberung der Rohre in Apensen Rohrnetzspülungen durchführen. Das machte sich bemerkbar: Wie berichtet wurde bei der Seniorenresidenz Delmer Hof eine bräunliche Verfärbung des Leitungswassers sichtbar. „Bei der Spülung lösen sich Eisen und Mangan, die das Wasser trüben, aber ansonsten harmlos sind, wie auch die Untersuchungen bestätigten“, so Burghartz.

Die neuen Trinkwasserspeicher in Apensen und Harsefeld sollen Hauptabgabespitzen abpuffern. Diese treten erfahrungsgemäß gegen 17 Uhr auf, wenn Berufstätige nach Hause kommen. Dann werden höhere Wasserabgaben im Wasserwerk Dollern gemessen.

Der Trinkwasserverband appelliert, Trinkwasser nicht zu verschwenden - dazu zählt vor allem das Rasensprengen. Insgesamt wurde in den vergangenen Jahren viel in die Infrastruktur investiert. „Der Stresstest kommt allerdings noch im Hochsommer, wenn der Wasserverbrauch steigt“, sagt Burghartz.

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