TVom Ministerpräsidenten geehrt: Heidi Ritter brennt für das Ehrenamt

Heidemarie Ritter engagiert sich seit drei Jahren ehrenamtlich in ihrer neuen Heimat Steinkirchen. Foto: Buchmann
In Steinkirchen lebt die Rentnerin erst seit drei Jahren. Doch ihre Zeit schenkt Heidi Ritter gerne ihren Mitmenschen. Das führte sie bis nach Berlin.
Steinkirchen. Für Heidemarie Ritter war nach ihrem Umzug von Jork nach Steinkirchen klar: Wenn ich hier Fuß fassen will, muss ich etwas tun. Die 72-Jährige packt in der Region kräftig mit an, ob bei Angeboten des DRK-Ortsvereins oder dem Wellcome Projekt für frischgebackene Familien bei der Familienbildungsstätte Kehdingen/Stade (Fabi). Für ihre Freundin Andrea Bast ist Heidi Ritter eine waschechte Alltagsheldin, weshalb sie die Steinkirchenerin kurzerhand für die Porträt-Reihe von TAGEBLATT und Stage Entertainment vorgeschlagen hatte.
„Heidi ist ein ganz empathischer und herzlicher Mensch“, sagt Andrea Bast. Kennengelernt haben sich die beiden Frauen vor drei Jahren bei der Fabi. Für Heidi Ritter kommt ihre Nominierung unterwartet. „Es gibt ja sehr viele Ehrenamtliche, die mehr machen als ich. Wäre da nicht jemand anderes besser geeignet?“, waren ihre ersten Gedanken, als ihre Freundin sie anrief. Doch was viele nicht wissen: Heidi Ritter blickt auf eine bewegte Ehrenamt-Karriere zurück.
Stadt Buchholz und Land Niedersachsen vergeben Ehrennadel
Gebürtig aus Hamburg, lebte und wirkte Heidi Ritter rund 30 Jahre in Buchholz im Landkreis Harburg. Die gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau suchte neben ihrer Arbeit schon immer den Draht ins Soziale, weshalb sie später als Tagesmutter arbeitete und 1986 in Buchholz einen Verein für Tagesmütter und -väter mitgründete.

2003 erhielt Heidi Ritter (links) für ihr Engagement die Ehrennadel der Stadt Buchholz. Foto: Stadt Buchholz
Dort setzte sie sich gemeinsam mit anderen Tagesmüttern für die Stärkung des Berufsbildes sowie das Angebot von Qualifizierungskursen ein. Später wirkte Ritter auch im Landes- und sogar Bundesverband für Kindertagespflege mit, wo sie rund 15 Jahre lang 2. Vorsitzende war und die Interessen der Tagesmütter unter anderem in Berlin vertrat. Für ihr Engagement erhielt Heidi Ritter 2003 gleich zwei Ehrungen: die Ehrennadel der Stadt Buchholz in der Nordheide sowie die Ehrennadel des Landes Niedersachsen, die ihr der damalige Ministerpräsident Sigmar Gabriel überreichte.
Engagement in Steinkirchen war Schicksal
Unter allen Begegnungen auf ihren Reisen für den Verband habe die ehemalige Bundesministerin Ulla Schmidt einen besonderen Eindruck bei ihr hinterlassen. „Sie ist so eine starke, taffe Frau“, sagt Heidi Ritter. Bei gemeinsamen Treffen habe sie erlebt, dass Schmidt immer gesagt habe, was sie dachte. „Sie war ein echtes Vorbild für mich“, sagt sie.
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„Mir macht es Freude, Menschen Zeit zu schenken“, sagt Heidi Ritter. Das erlebe sie im DRK-Zentrum Windmüller immer wieder, wenn Helfer die Senioren an Weihnachten mit Kuchen beschenken und ihnen eine Möglichkeit bieten, aus dem Alltag rauszukommen. Dass sie jetzt beim DRK Grünendeich-Steinkirchen aktiv ist, sei Schicksal gewesen, sagt Ritter. „Ein Vorstandsmitglied wohnte im selben Haus wie ich und die Begegnungsstätte war direkt um die Ecke. Es sollte wohl so kommen“, sagt sie und lacht.
Nachwuchs im Ehrenamt fehlt
Heidi Ritter lebt nach der Devise: „Wenn du für eine Sache brennst, dann machst du es auch ehrenamtlich.“ Über die Jahrzehnte habe sich im Ehrenamt jedoch einiges geändert. „Unsere Gesellschaft ist schnelllebiger geworden“, sagt sie. Vielen Vereinen und Initiativen fehlt es an Helfern und aktiven Mitgliedern. Der von Heidi Ritter mitbegründete Tagesmütterverein in Buchholz musste sich deshalb 2023 nach 37 Jahren auflösen.

Heidi Ritter (links) und Andrea Bast vor dem DRK-Zentrum in Steinkirchen. Beide lieben das Ehrenamt - und Musicals. Foto: Buchmann
Noch fühlt sich Heidi Ritter fit genug, in ihrer Freizeit mit anzupacken. Die Entwicklung mache ihr jedoch Sorgen. „Wie wird das erst, wenn wir Alten mal aufhören“, überlegt sie laut. Sie könne verstehen, dass viele abends nach der Arbeit und Zeit mit der Familie kaputt sind. Ehrenamt sei jedoch nicht nur für die Gesellschaft wichtig. „Es tut auch der Seele gut“, sagt sie und betont: „Wir brauchen dringend Nachwuchs.“
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