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Start-up

TVon Eisbär Eis zum prickelnden Cider made in Apensen

Henri Müller stellt prickelnden Cider aus alten Apfelsorten her.

Henri Müller stellt prickelnden Cider aus alten Apfelsorten her. Foto: Susanne Laudien

Ob Horneburger Pfannkuchen oder Ingrid Marie: Henri Müller hat es auf alte Apfelsorten auf Streuobstwiesen abgesehen. Der Lebensmitteltechniker macht daraus süffigen Apfelschaumwein. Die noch junge Geschichte eines Start-ups.

Von Susanne Laudien Freitag, 29.03.2024, 11:50 Uhr

Apensen. „Ich hüte die alten Apfelsorten, die den Geschmack meines Ciders ausmachen“, sagt Henri Müller. Der 28-Jährige ist studierter Lebensmitteltechniker, arbeitet hauptberuflich in der Lebensmittelproduktion eines Unternehmens in Sittensen und hat sich in seiner Freizeit an die Herstellung eines alkoholhaltigen Erfrischungsgetränks gewagt. Im ehemaligen Schweinestall auf dem Hof seiner Großeltern in Grundoldendorf steht jetzt eine Obstpresse. Nebenan in der alten Kartoffelscheune kann der selbstgepresste Saft bestens reifen, da dort optimale Bedingungen von 15 Grad herrschen, erklärt Müller.

Die Idee zum Cider sei ganz spontan gekommen, da ihm ähnliche alkoholhaltige Getränke einfach zu süß waren. „Ich wollte etwas spritziges, fruchtigeres kreieren, das auch gut zum Essen passt.“ Auslöser war auch die Streuobstwiese direkt hinter dem Haus in Grundoldendorf, die von der Familieninitiative Kunterbunt aus Horneburg gepflegt wird. Auch der große Birnbaum, der seit 1901 auf dem Hof Müller in Grundoldendort steht, inspirierte den Enkel, aus den Früchten seinen leichten Birnenwein Perry zu entwickeln. Selbst für kalte Wintertage hatte er eine Idee und kreierte aus Cider und Gewürzen den Glüh-Cider, der heiß getrunken wird.

Streuobstwiesen als artenreiche Lebensräume erhalten

Die Apfel- und Birnensorten für seine Cider sammelt der 28-Jährige auf Streuobstwiesen rund um Grundoldendorf. Damit möchte er nicht nur verhindern, dass die alten Sorten in Vergessenheit geraten. Auch die Streuobstwiesen sollen als artenreiche Lebensräume für Insekten erhalten bleiben.

Henri Müller auf der Streuobstwiese in Grundoldendorf.

Henri Müller auf der Streuobstwiese in Grundoldendorf. Foto: Laudien

Neben Obst ist auch Hefe eine entscheidende Zutat für den Cider made in Apensen. Mehrere Sorten hat Müller getestet, bis er herausfand, welche Hefe am besten passt. Durch Fachlektüre und Know-how experimentierte der Lebensmitteltechniker, der einst bei Eisbär Eis in Apensen gelernt hat, anfangs in der Küche für seinen Cider, der schließlich bei seiner Familie als Testpersonen sehr gut ankam.

Prickeln ohne Kohlensäure-Zusatz

Daraufhin kaufte er die Obstpresse und Abfüllanlage, besorgte Flaschen und produzierte bei der letzten Apfelernte auf den Streuobstwiesen insgesamt ungefähr 600 Kilo Äpfel. Das Besondere: Für den prickelnden Cider aus Grundoldendorf wird kein Kohlensäure-Zusatz verwendet. Die Moussierung entsteht lediglich durch natürlichen Gärungsprozess. Nach sechsmonatiger Reifezeit kommt der Cider in die Flasche, wo er sich weiterentwickelt. „Dadurch gibt es eine besonders feine Kohlensäure“, sagt Müller.

Handarbeit: Henri Müller bei der Abfüllung seines Ciders.

Handarbeit: Henri Müller bei der Abfüllung seines Ciders. Foto: Henri Müller

Süße und Säure müssen harmonieren. Eine optimale Kombination hinzubekommen, sei die besondere Kunst. Bereits das Wetter kann eine entscheidende Rolle spielen, da es sich auf den Geschmack der Äpfel auswirkt. Generell zeichnen sich aber Sorten wie Horneburger Pfannkuchen, Ingrid Marie oder Schafsnase durch besondere Fruchtigkeit aus, weiß der Kenner alter Obstsorten.

Verlobte entwarf das Flaschen-Etikett

Bei seiner „Manufaktur Hof Müller“ ist alles Handarbeit, betont der junge Unternehmer. Selbst das Flaschenetikett mit Aquarellzeichnung entwarf seine Verlobte - und jede Flasche wird per Hand mit Kronkorken verschlossen. „Die Franzosen haben ihren Cidre, die Engländer den Cider und die Apenser jetzt Müllers Cider“, sagt der 28-Jährige. Sein Traum ist es, irgendwann von seinem eigenen Produkt leben zu können. Doch seiner Rezeptur möchte er auch weiter treu bleiben und nur natürliche Zutaten und ausschließlich alte Obstsorten von Streuobstwiesen verwenden. „Mein Cider soll eine besondere Rarität sein“, sagt Müller.

Prickelnde Erfrischung: Apfel- und Birnen-Cider aus Apensen.

Prickelnde Erfrischung: Apfel- und Birnen-Cider aus Apensen. Foto: Henri Müller

Den Cider gibt es bislang in Filialen der Bäckerei Dietz, Tipkes Hof-Kontor in Hollenbeck, Cohrs Hofladen in Rutenbeck und im Internet: www.manufaktur-hofmueller.de.

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