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TWarum Doris Marks das Alte Land besonders am Herzen liegt

Doris Marks (Zweite von rechts) stellte den neuen Sammelband des Kulturvereins Steinkirchen vor. Von links: Pastor Olaf Prigge, Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke, Blütenkönigin Anna-Sophie Sietas.

Doris Marks (Zweite von rechts) stellte den neuen Sammelband des Kulturvereins Steinkirchen vor. Von links: Pastor Olaf Prigge, Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke, Blütenkönigin Anna-Sophie Sietas. Foto: Buchmann

Der Kulturverein Steinkirchen und Umgebung präsentiert seinen neuesten Sammelband zur Altländer Geschichte. Maßgeblich daran beteiligt war Doris Marks, die sich vor über 40 Jahren in das Alte Land verliebte. Das ist ihre Geschichte.

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Von Steffen Buchmann
Dienstag, 07.11.2023, 15:00 Uhr

Steinkirchen. Die St.-Martini-et-Nicolai-Kirche in Steinkirchen war am Dienstagnachmittag trotz trüben Herbstwetters bis in die hinterste Bankreihe gefüllt. Anlass für das gut besuchte Gotteshaus am Reformationstag war die Vorstellung des neuen Sammelbandes „Drei Meilen Altes Land“, herausgegeben vom Kulturverein Steinkirchen und Umgebung e.V. Mit musikalischer Untermalung des Posaunenchors Obere Lühe präsentierte Doris Marks, 1. Vorsitzende des Kulturvereins, gemeinsam mit anwesenden Autoren und Mitgliedern den inzwischen zehnten Band der langjährigen Reihe.

Über zweieinhalb Jahre hat Doris Marks Geschichten und Aufsätze aus dem Alten Land zusammengetragen. „Wir wollen so die Besonderheiten der Heimatgeschichte festhalten“, sagt sie während ihrer Rede, die sie in traditioneller Altländer Tracht hält. Der Kulturverein wolle so Einheimischen wie Neubürgern etwas an die Hand geben, um mehr über das Alte Land und seine Geschichte zu erfahren.

Die Vorsitzende bedankte sich für die Offenheit der Altländer, die sie und die weiteren Autoren mit Anekdoten und Informationen versorgt haben. Aber auch die Zusammenarbeit mit den Archiven in Lühe und Jork sei essenziell für diesen Buchband gewesen, wie sie besonders betont. Einen besonderen Dank richtete sie auch an ihren Mann Günter Marks, „dafür, dass er immer so geduldig mit mir war“.

So verliebte sich Doris Marks ins Alte Land

Doris Marks kam Mitte der 1970er Jahre ins Alte Land. Gebürtig stammt sie eigentlich aus Wien, aufgewachsen ist sie im Sauerland. Ihren Mann lernte sie in Hamburg kennen, wo er als Hafenlotse tätig war. Gemeinsam zog es die beiden dann nach Grünendeich. Auf das Alte Land sei sie über ihre Tätigkeit als ehrenamtliche Helferin beim Roten Kreuz gekommen, wo sie die Altländerin Elisabeth Lemke kennenlernte. 1980 legten Marks und Lemke gemeinsam mit Thea Schliecker, Cornelia Kenklies und Hilde Hauschildt den Grundstein für ein touristisches Novum im Alten Land: Gästeführungen in Altländer Tracht. Eine Erfolgsgeschichte, die bis heute andauert und jährlich über 30.000 Menschen ins Alte Land zieht.

Die ersten Altländer Gästeführerinnen: Doris Marks, Thea Schliecker, Cornelia Kenklies, Elisabeth Lemke und Hilde Hauschildt.

Die ersten Altländer Gästeführerinnen: Doris Marks, Thea Schliecker, Cornelia Kenklies, Elisabeth Lemke und Hilde Hauschildt. Foto: Archiv des Kulturvereins Steinkirchen u. Umg. e.V.

„Das Alte Land und seine Geschichte hat mich schon immer fasziniert“, sagt Doris Marks. Die heute 79-Jährige sagt, sie erinnere sich noch an den Moment, in dem sie sich in die Region verliebt habe. „Wir haben Freunde in Grünendeich besucht. Ein alter Kapitän feierte dort Geburtstag“, so Marks. Als sie aus dem Fenster schaute, habe sie blühende Kirschbäume entdeckt. „Das war so ein herrlicher Anblick. Da war mir klar: Hier sollen meine Kinder aufwachsen.“

So kam es dann auch: Zwei Söhne wuchsen in Grünendeich auf, inzwischen kamen auch fünf Enkelkinder hinzu. Über 40 Jahre lang führte Doris Marks Gästegruppen durch ihre Heimat, gab anfangs sogar Führungen auf Englisch und auch Kurse an der Volkshochschule. „Mir war immer wichtig, den Menschen auch einen anderen Blick auf die Region zu geben, abseits von Obstbau und Seefahrt “, sagt Marks.

Jüngere Generationen für Heimatkunde begeistern

Die Menschen im Alten Land habe sie bereits zu Anfang als sehr hilfsbereit kennengelernt, sagt Doris Marks. 1989 gründete Doris Marks mit anderen Heimatkundlern den Kulturverein Steinkirchen und Umgebung e.V., damit die Geschichte des Alten Landes nicht in Vergessenheit gerät. Aus diesem Grund bringt der Kulturverein auch seit 1993 regelmäßig neue Sammelbände heraus, um etwa aktuelle regionale Entwicklungen aufzugreifen und zu dokumentieren. Die ersten vier Bände zwischen 1993 und 1997 liefen übrigens noch in der Druckerei des heutigen Stader Tageblatts vom Band. „Wir wollen das Alte Land mit den Büchern am Leben erhalten“, sagt die Vereinsvorsitzende.

Der Posaunenchor Obere Lühe begleitete die Buchvorstellung in der voll besetzten St.-Martini-et-Nicolai-Kirche.

Der Posaunenchor Obere Lühe begleitete die Buchvorstellung in der voll besetzten St.-Martini-et-Nicolai-Kirche. Foto: Steffen Buchmann

Den Einsatz von Doris Marks und des Kulturvereins würdigen auch Pastor Olaf Prigge, Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke sowie Mitautor Dieter Schilling. „Wenn Doris dich um etwas bittet, hast du keine Chance“, sagt Schilling scherzhaft vor den Besuchern in der Steinkirchener Kirche. Es sei jedoch schwierig, jüngere Generationen für die Heimatkunde zu begeistern, so Schilling weiter. „Mitmachen ist die eine Sache, Verantwortung übernehmen die andere“, sagt Doris Marks. Die jungen Menschen hätten inzwischen andere Prioritäten, vor allem durch Beruf und Familie. Deshalb wolle der Kulturverein attraktive Angebote schaffen.

Auch wenn Doris Marks sich inzwischen als Gästeführerin zurückgezogen habe, entdecke sie doch noch regelmäßig neue Ecken im Alten Land. Kürzlich habe sie Post für den Kulturverein ausgefahren und dabei einen alten Hof mit prächtigen Birnenbäumen besucht. „Das war ein atemberaubender Anblick, den man so nur im Alten Land findet“, schwärmt sie.

Der Sammelband „Drei Meilen Altes Land“ ist im Buchhandel sowie beim Kulturverein Steinkirchen und Umgebung e.V. für 25 Euro erhältlich.

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