TWarum der Landesfeuerwehrverband diese Altländer auszeichnet

Der Landesfeuerwehrverband Niedersachsen hat die DRK-Kindertagesstätte An der Este und die Feuerwehr der Gemeinde Jork für vorbildliche Brandschutzerziehung ausgezeichnet. Foto: Vasel
Altländer sind vorbildlich bei der Brandschutzerziehung. Der Landesfeuerwehrverband hat die Kita An der Este und die Feuerwehr für ihr Engagement ausgezeichnet. Das zahlt sich aus.
Altes Land. Die DRK-Kindertagesstätte An der Este sei die erste Kita im Landkreis Stade, die die Plakette „Vorbildliche Brandschutzerziehung“ durch den Landesfeuerwehrverband Niedersachsen erhalten habe, sagt Kreisbrandmeister Henning Klensang. Das Engagement sei vorbildlich und trage Früchte. Brandschutzerzieher Peter Bey verweist immer wieder auf ein Beispiel: Bei einem Kellerbrand wählte ein geschultes Mädchen sofort 112 und konnte Feuerwehr- und Rettungsleitstelle umfassend informieren. Der Schaden hielt sich dank ihres Notrufs in Grenzen. Verwaltungsvize Arne Krüger und Gemeindebrandmeister Jens Lohmann untermauerten die Aussage mit Verweis auf die Einsatzstatistiken der vergangenen Jahre. Kita-Leiterin Karina Klingbeil lobt die enge Zusammenarbeit mit der Feuerwehr.

Vorbildliche Brandschutzerziehung: Kreisbrandmeister Henning Klensang überreicht Urkunde und Plakette an Karina Klingbeil von der Kita An der Este in Estebrügge. Foto: Vasel
Stefan Lawrence, Stefan Kropka und Peter Bey klären rund 200 Kinder im Jahr über die Gefahren von Feuer und Rauch auf. Ehrenamtlich. Das Ziel: Jedes Kind soll mindestens einmal im Kindergarten oder in der Grundschule erreicht werden. Sie sollen einen Notruf absetzen und Disponenten in der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle die wichtigsten Fragen beantworten können. „2500 Feuerwehrfrauen und -männer sind landesweit in der Brandschutzerziehung aktiv“, so Ingo Mehrkens. Der Harsefelder ist im Kreis Stade der oberste Brandschutzerzieher. Knapp 80 von rund 4200 Feuerwehrleuten der 92 Ortsfeuerwehren engagieren sich zusätzlich zum Einsatzdienst in diesem Bereich.
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„Vielen Kindern sind die Gefahren des Feuers vorher nicht bewusst“, sagt Peter Bey. Der Königreicher legte im September 1996 mit der Wahl zum Brandschutzerziehungsbeauftragten den Grundstein des Erfolgsprojekts in der Gemeinde Jork. Zwei Handschuh-Paare und zwei Telefone „mit Wählscheibe“, das waren seine ersten Utensilien. Ende 1998 folgte das erforderliche Seminar bei der Landesfeuerwehrschule in Loy. Sponsoren wie VGH und Sparkasse halfen beim Erwerb von Schulungsmaterialien - zum Beispiel Brandschutzkoffer. 1999 warb die Feuerwehr in Kitas und Schulen für das Projekt. Im Jahr 2000 legte Bey in den Kitas los, auch seine Frau Ina brachte sich ein.
Rauchhaus fasziniert Kinder beim Feuerwehrbesuch
2008 konnte Peter Bey ein Rauchhaus beschaffen. Das Puppenhaus kann mit Disconebel verraucht werden. Brandmelder springen - wie in einer echten Wohnung - sofort an. Der Ansatz: Wer mit eigenen Augen beobachten könne, wie schnell sich der Brandrauch durch offene Türen ausbreitet und wie ein Rauchmelder rechtzeitig Alarm auslöst, „wird die Gefahr von Feuer und Rauch viel schneller begreifen als durch lange Erklärungen“, ist Bey überzeugt. Kindern könnten die Gefahren im Haushalt und das richtige Verhalten im Brandfall vermittelt werden.

Brandschutzerziehung: Peter Bey und Stefan Kropka präsentieren ihr Rauchhaus (von links). Foto: Vasel
Das Haus hat der frühere Berufsfeuerwehrmann Michael Bals aus Menden gebaut. Dank kindgerechter Ausstattung falle es leichter, mit Kindern eine Sprache zu sprechen. Das richtige Verhalten wird geübt - etwa, wenn Kinder aufgrund des Rauchs die Wohnung nicht mehr verlassen können. Bey: „Wir zeigen, dass sie die Tür hinter sich schließen sollen und am offenen Fenster laut um Hilfe rufen sollen.“ Wenn Zeit bleibt: „Das Zimmer verlassen, Tür schließen, andere warnen und dann nichts wie raus.“ Die geschlossene Tür bremse das Ausbreiten von Rauch und Feuer. Dann gelte es, die Feuerwehr zu alarmieren. Auch die Gefahren von Ladekabeln, Computern und Mehrfachsteckdosen können durch Ergänzungen seit 2025 deutlich gemacht werden.

Auch die Gefahren von Elektrobränden werden mit dem Rauchhaus spielerisch vermittelt. Foto: Vasel
Damit nicht genug: Bei jeder Schulung werfen die Brandschutzerzieher das Blaulicht und Martinshorn an. Sie zeigen Kindern auch ihr Einsatzfahrzeug und Gerätehaus, ergänzt der heutige Gemeindebrandschutzerzieher Stefan Lawrence. Er übernahm das Amt von Bey im Jahr 2019. Sie haben rund 20 Termine jährlich in ihren Kalendern. „Früher habe ich dafür extra Urlaub genommen“, so Bey. Auch Teddys zündete Lawrence schon an. Kinder sollen begreifen, dass Stofftiere in wenigen Sekunden in Flammen stehen. „Wenn die Kinder schon einmal eine Flamme gesehen haben, haben sie im Ernstfall weniger Angst“, sind beide überzeugt. Kinder zünden bei dem Besuch der Feuerwehr mit einem Streichholz auch ein Teelicht an. So nehme die Neugier ab, und das heimliche Zündeln werde reduziert.
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Brandschutzerziehung in Kita und Schule rettet Leben
Das Meerschweinchen müsse notfalls in der Wohnung zurückbleiben. „Euch können Mama und Papa nicht in der Zoohandlung neu kaufen“, ist ein Standardsatz von Lawrence. Rauch ist lebensgefährlich. Fünf Atemzüge reichen zum Sterben. Laut Statistischem Bundesamt starben 243 Menschen im Jahr 2023 bei einem Feuer - unter ihnen fünf Kinder unter 14 Jahren. Jedes Jahr müssen allein in Deutschland mehr als 30.000 Kinder mit Verbrennungen und Verbrühungen ärztlich versorgt werden. Rund 7000 Kinder verletzen sich so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Sind bei Kindern zehn Prozent der Körperoberfläche verbrannt, bedeute das Lebensgefahr. Krüger dankte: „Sie retten Leben.“

Blick in das Rauchhaus. Foto: Vasel