TWarum dieser Chor in Apensen so einzigartig ist

Chorprobe im Apenser Gemeindehaus mit Chorleiterin Katja Protzen (links). Foto: Laudien
Erfahrene Sänger ebenso wie Gesangs-Neulinge aus der Region sind für kurze Zeit ein Chor. Nur ein einziges Mal treten sie gemeinsam in Apensen auf. Was hat es mit diesem Projekt auf sich?
Apensen. Das Projekt ist nahezu einmalig: Sängerinnen und Sänger mit und ohne Chorerfahrung haben sich aktuell für lediglich vier Wochen zu einem Chor zusammengefunden und treten als Abschluss ein einziges Mal in der Apenser Kirche zusammen auf.
Ein Casting musste Apensens Kirchenmusikerin und musikalische Leiterin Katja Protzen nicht veranstalten. Nach einem Aufruf in der Zeitung und mehreren Aushängen in Apensen und Umgebung fanden sich schnell 30 Männer und Frauen unterschiedlichen Alters mit unterschiedlichen Gesangserfahrungen.
„Die Zeiten des Probesingens ist für uns längst vorbei“, erklärt einer der fünf Männer selbstbewusst, der Mitglied im Männergesangsverein Nottensdorf ist.
Sänger aus Neu Wulmstorf, Ahlerstedt und Stade
Im Apenser Gemeindehaus erklingt es an dem Abend aus allen Räumen. Beim mittlerweile sechsten Probenabend hat längst jeder seinen Platz im Chor, auch seine Stimmlage, gefunden und kennt genau seinen Einsatz.

Der Mann am Klavier: Reinhard Gundlach, ehemaliger Kreiskantor im Kirchenkreis Buxtehude. Foto: Laudien
„Sind Sie Sopran?“, fragt Pianist Reinhard Gundlach, einstiger Kreiskantor im Kirchenkreis Buxtehude und musikalische Probenbegleitung, als ein neues Gesicht auftaucht. Selbst aus Buxtehude, Stade und Neu Wulmstorf kommen Sängerinnen und Sänger, um an dem Chorprojekt in Apensen teilzunehmen.
Einige singen auch in anderen Chören
Neben Sopran sind auch Alt, Tenor und Bass vertreten, die zusammen ein lebendiges Klangbild gestalten. Erfahrung ist von Vorteil, aber nicht Bedingung. Einige der Stimmen ertönen auch in anderen Chören, etwa im Frauenchor Dreiklang und dem Apenser Kirchenchor sowie im Ahlerstedter Chor Camerata Rossinyol.
Noten sind zwar das Gerüst für die anspruchsvollen Gesangsstücke aus dem Barock. Doch wer keine Noten kann, muss gut hören können, lautet die simple Parole bei dem Projekt in Apensen. Obgleich die klassischen Stücke selbst für erfahrene Sängerinnen und Sänger eine Herausforderung darstellen.
Aufführung am Sonntag, 28. April in Apensens Kirche
In sieben Proben werden die doppelchörige Motette, also mehrstimmige Komposition „Singet dem Herrn ein neues Lied“ von Johann Pachelbel (1653 bis 1706) erarbeitet und der Choral „Jesus bleibet meine Freude“ aus der Kantate „Herz und Mund und Tat und Leben“ von Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750).
Die Aufführung ist am Sonntag, 28. April, ab 10 Uhr, in der Apenser Kirche mit Streichern und Cembalo. Der vierte Sonntag nach Ostern hat im Kirchenjahr die Bezeichnung Kantate (übersetzt: Singt) und ist traditionell der Sonntag der Kirchenmusik.
Den Gottesdienst hält Pastor Olaf Gieseke. „An diesem Sonntag wird in der Kirchengemeinde Apensen ein besonderer musikalischer Gottesdienst gehalten“, sagt Katja Protzen.
Erfahrene Chorleiterin kommt aus Hamburg
Apensens Kirchenmusikerin und Chorleiterin, die in Hamburg wohnt, kommt eigens zu den Chorproben nach Apensen. Ihre Professionalität und die freundliche Atmosphäre wird von den Teilnehmern gelobt - und das motiviere sie selbst bei schwierigen Passagen.

Chorleiterin Katja Protzen kommt eigens aus Hamburg zu den regelmäßigen Chorproben in Apensen. Foto: Laudien
„Ich weiß, dass es gut wird“, sagt die versierte Chorleiterin aufgrund ihr musikalischen Erfahrung von mehr als 30 Jahren. In kleinen Abschnitten übt sie die Stücke mit dem Chor. Erst bei der letzten Probe wird zusammen mit dem Orchester geprobt.
Singen als Labsal für die Seele
„Es sind keine einfachen Volkslieder, sondern äußerst anspruchsvolle Barock-Stücke“, sagt eine der Sängerinnen. Doch gerade diese Herausforderung mache das Projekt so interessant, bestätigen alle.
„Außerdem ist Singen gesund und Labsal für die Seele“, ergänzt ihre Gesangsnachbarin. Hilfreich bei den Proben sind nicht nur die Noten, sondern auch die Übungs-CD für zu Hause, die Chorleiterin Katja Protzen beim ersten Probentag an alle verteilt hat, sagen selbst versierte Chor-Sänger.
24-jährige Studentin als Chor-Neuling
Warum sie an dem Chorprojekt in Apensen teilnehmen? „Singen macht Spaß, ist gesund und es ist toll, einmal mit anderen Stimmen zusammen zu singen. Außerdem sind es auch tolle Gesangsstücke“, sind alle einer Meinung.

Neuling im Chorgesang: Die 24-jährige Lea Bartelt aus Apensen (Mitte) inmitten versierter Chorsängerinnen. Foto: Laudien
Das bestätigt auch Neuling Lea Bartelt. Die 24-Jährige studiert Kommunikationsmanagement und macht gerade ihre Master-Arbeit. Seit zwei Jahren lebt sie in Apensen und ist absoluter Chor-Neuling. Früher habe sie lediglich mal in einem Schulchor gesungen.
„Ich habe den Aushang zu dem Chorprojekt bei der Post entdeckt und mir gedacht, ich kann ja mal reinschnuppern.“ Jetzt ist die Studentin auf den Geschmack gekommen und kann sich vorstellen, auch nach dem Ende des Projekt in einem Chor zu singen.