TWenig Platz, viele Aufgaben: DLRG kauft DRK-Rettungswache in Horneburg

Abgebaut: Käufer Rainer Bohmbach (DLRG) übergibt das Schild der Rettungswache bei der Übergabe der Immobilie an Uwe Lütjen und Michael Roesberg vom Roten Kreuz (von links). Robert Rink, Julian Dubbels und Samtgemeindebürgermeister Knut Willenbockel schauen zu. Foto: Vasel
Die DRK-Notfallsanitäter sind im Sommer 2024 umgezogen. Jetzt übernehmen die Wasserretter der DLRG-Ortsgruppe Horneburg/Altes Land die benachbarte Rettungswache.
Neuenkirchen. Die DLRG-Ortsgruppe Horneburg/Altes Land hat die alte Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) für 140.000 Euro erworben. Jetzt haben der Präsident und der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Stade, Michael Roesberg und Uwe Lütjen, die Immobilie an die Wasserretter übergeben.
Das Grundstück mit der Wache und ihren drei Stellplätzen am Marschdamm (K26) liegt sowohl auf dem Gebiet der Gemeinde Neuenkirchen als auch des Fleckens Horneburg - auf einer früheren Schuttdeponie. Das 2005 eingeweihte Gerätehaus der DLRG grenzt unmittelbar an die Wache.
Symbolisch drückte ihnen der Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe, Rainer Bohmbach, das alte Schild der Rettungswache in die Hände. Bohmbach und sein Stellvertreter Robert Rink erhielten im Gegenzug die Baupläne von 2001.
Rettungswache stand mehr als ein Jahr leer
Die Rettungswache stand seit mehr als einem Jahr leer. Im August 2024 war die neue Rettungswache im Gewerbegebiet an der Dollerner Straße (L125) in Guderhandviertel nahe der A26-Anschlussstelle Dollern offiziell eingeweiht worden. Die Notfallsanitäter sollten noch schneller bei ihren Einsätzen vor Ort sein. Die Rettungswache musste infolge eines Gutachtens von 2017 verlegt werden, um die zeitlichen Vorgaben besser einhalten zu können. Laut Verordnung müssen Retter in Notfällen bei 95 Prozent aller Einsätze spätestens innerhalb von 15 Minuten vor Ort sein.
Zwei Millionen Euro hatte der Landkreis Stade in den Neubau investiert. In Horneburg war der DRK-Kreisverband noch als Bauherr aufgetreten. „Wir konnten die Immobilie nicht einfach an die DLRG verschenken“, so DRK-Präsident Roesberg. Diese stand noch in den Büchern. So einigten sich beide Seiten auf 140.000 Euro. Dafür mussten die Wasserretter einen Kredit aufnehmen.
Die Gemeinde Jork und die Samtgemeinde Horneburg unterstützten Erwerb, Sanierung und Umbau der Immobilie am Marschdamm an der vielbefahrenen Kreisstraße mit einer Förderung in Höhe von 25.000 Euro beziehungsweise 35.000 Euro. Die Samtgemeinde Lühe beteiligte sich nicht, die Kasse der Kommune ist leer.
Wasserretter hoffen auf weitere Spenden
Die Wasserretter hoffen jetzt auf Spenden. Im Gegensatz zur Feuerwehr handelt es sich nicht um eine kommunale Pflichtaufgabe, die DLRG ist ein Verein. Bohmbach hofft, dass Bürger deren Arbeit unterstützen - mit einer kleinen oder großen Spende.
„Jeder Euro hilft“, so Bohmbach. Den Bau des Gerätehauses in Horneburg hätten sie seinerzeit ohne eine Testamentsspende nicht in Angriff nehmen können. Wer die Retter unterstützen will, kann spenden. Kontonummer: DE82 2415 1116 0000 9398 50 bei der Kreissparkasse Stade.
Im Jahr 2022 hatte Bohmbach seine Kaufabsicht der DRK-Wache im TAGEBLATT öffentlich gemacht. Eine Idee: ein Haus für die Aus- und Fortbildung der Rettungsschwimmer, Strömungsretter, Funker und Brandschützer auf dem Wasser mit Unterkunftsmöglichkeit. Auch soll es weiter Angebote wie Erste-Hilfe-Kurse für alle geben, Vereine könnten die Räumlichkeiten gegen einen Obolus nutzen.
Erweiterung schafft Platz für Material und Ausbildung
Die Mieteinnahmen und die Spenden sollen helfen, den Kauf sowie die anstehenden Sanierungs- und Umbaumaßnahmen zu finanzieren. Ein Konzept ist in Arbeit. Der Neuerwerb ist wichtig, weil der DLRG-Altbau von 2005 aus allen Nähten platzt. Die Stellplätze sind zum Teil doppelt belegt. Der Kauf der Ex-Rettungswache schafft mehr Platz für Material und Schulungen. „Die Ausbildung der Rettungsschwimmer und Strömungsretter ist sehr theorielastig“, ergänzt Rink.

Blick auf die frühere Rettungswache des DRK (links) und das DLRG-Gerätehaus in Horneburg/Neuenkirchen. Foto: Vasel
Ein harter Kern von 35 Mitgliedern ist 24/7 in Bereitschaft - für Rettungseinsätze auf der Elbe und den Nebenflüssen sowie anderen Gewässern; aber auch im Katastrophenschutz (Stichwort: Hochwasser) und in der Ukraine-Hilfe waren und sind die Horneburger und Altländer aktiv.
Rund 420 Mitglieder zählt die Ortsgruppe. In Jork (Lühe-Wisch) wird von Mai bis Oktober mit den Buxtehudern an der Elbe eine Rettungswache besetzt. Eines der Einsatzboote liegt außerhalb der Sturmflutsaison am Lühe-Anleger in Grünendeich. Regelmäßig werden havarierte Segler oder Schwimmer in Not gerettet, Kranke und Verletzte von Kreuzfahrt- und Frachtschiffen an Land geholt.
Stark engagiert ist die Ortsgruppe auch in der Schwimmausbildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Außerdem unterstützen sie die Kommune mit Aufsichtspersonal im Freibad, dankte Samtgemeindebürgermeister Knut Willenbockel. Mit der Drohne sind sie bei Personensuchen beteiligt. Die Zusammenarbeit mit Feuerwehr und Polizei ist eng.

DRK-Rettungswagen werden weiterhin regelmäßig in Horneburg/Neuenkirchen am DLRG-Gerätehaus stehen. Foto: Vasel
Die DRK-Retter werden weiterhin den Standort nutzen. Wenn bei den Rettungswachen von Falck oder DRK in Buxtehude fast alle ausgerückt sind, müssen die Altländer einen Rettungswagen wegen der Notfallrettungsfrist hierhin verlegen. Stichwort: Gebietsabdeckung. Sie behalten einen Schlüssel für die DLRG-Aufenthaltsräume und -sanitäranlagen in Horneburg. Roesberg: „Die Blaulichtfamilie steht zusammen.“
Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.