T Essen brennt an - darüber ärgert sich Stades Feuerwehr

Großfeuer: Die Stader Feuerwehrleute kämpfen gegen die Flammen. 2024 war für sie ein „heißes Jahr“. Foto: Stefan Braun
600-mal rückte die Ortswehr Stade 2024 aus. Das ist für sie Ehrensache. Was die Freiwilligen schwer frustriert: Immer wieder werden sie gerufen, weil Essen auf dem Herd angebrannt ist.
Stade. Die Stader Ortswehr besteht aus den beiden Zügen in der Innenstadt mit dem Gerätehaus an der Hansestraße (Zug I) und Zug II in Riensförde. Ihr Ortsbrandmeister ist Stephan Woitera. Der pflegt einen verbindlichen Ton, kann aber auch Tacheles reden, wie bei der Jahreshauptversammlung vor gut 100 Freiwilligen.
Aus dem Schlaf gerissen, weil Essen auf dem Herd kokelt
Die Kameradinnen und Kameraden seien allzeit bereit. 24 Stunden an allen 365 Tagen im Jahr, 2024 waren es sogar 366. Sie springen nachts aus dem Bett, wenn sie alarmiert werden, oder verlassen ihre Arbeitsstelle. Häufig sind Menschen in Not. 235-mal wurden sie zu Feuern gerufen, 19-mal lösten dabei Brandmeldeanlagen in Flüchtlingsunterkünften aus. Ursache: Essen wurde auf dem Herd vergessen und kokelte vor sich hin.

Einsatz bei schweren Unfällen gehört zum Alltag der Stader Feuerwehrleute. Foto: Stefan Braun
„Das ist sehr besorgniserregend“, sagte Woitera, „und zerrt an der Motivation der Kameraden.“ Schwerpunkte sind hier das ehemalige Kreiswehrersatzamt in der Albert-Schweitzer-Straße und die Unterkunft im Sophie-Scholl-Weg. Bereits im neuen Jahr rückten sie deswegen viermal aus.
Was ihn ärgert: Die Zahl nimmt zu, Verbesserungen sind nicht spürbar. Scheinbar sei es auch allen Verantwortlichen egal. Das stimmt so nicht, entgegnete Bürgermeister Sönke Hartlef in seinem Grußwort. Eine Lösung wisse er aber auch nicht.
Stader retteten 2024 Werte von sechs Millionen Euro
Insgesamt war es ein „heißes Jahr“ wie Woitera betonte, mit vielen Bränden. Stade war dabei auch öfter zu Einsätzen im Norden des Landkreises oder nach Lamstedt im Kreis Cuxhaven geeilt. Die gesamte Schadenssumme betrage eine Million Euro, die geretteten Werte bezifferte Woitera auf sechs Millionen Euro.
Lokalpolitik
T Zukunft der Feuerwehr: Plan der Stadt Stade hat es in sich
358-mal rückten die beiden Züge zu Hilfeleistungen aus - ob Unfälle, Sturmschäden oder Wasser im Keller. Auffällig hier: 98-mal wurde die Ortswehr zu Türöffnungen gerufen. Eine Zahl, die nicht nur bei Woitera auf Unverständnis stößt.
Sorgen bereitet dem Feuerwehrchef zudem das Alter und der Zustand der Fahrzeuge. Zwar ist der Rauch nach dem großen Knatsch zwischen Feuerwehr und Stadt vor zwei Jahren verraucht, weil in der Zwischenzeit ein Feuerwehrbedarfsplan aufgestellt worden ist. Doch die darin aufgeführten Beschaffungen müssen auch finanziert werden können. Eine neue Drehleiter, darauf wies Sönke Hartlef hin, kostet mindestens 800.000 Euro.
Stades Drehleitern kommen langsam in die Jahre
Doch genau bei diesem zentralen Einsatzfahrzeug hapert es offenbar. Die beiden Drehleitern seien 18 und 23 Jahre alt, die technische Zuverlässigkeit sei bedenklich. Da springe mal ein Fahrzeug nicht an, das andere verzeichnete zwischenzeitlich einen Totalausfall. Elf Großfahrzeuge umfasse der Fuhrpark der Ortswehr. Das Durchschnittsalter betrage 18,6 Jahre. Woitera: „Seriöse Feuerwehrarbeit ist keine Lotterie und darf nicht zur Glückssache werden.“
Gut aufgestellt ist die Feuerwehr beim Personal. Die Mitgliederstärke, so Woitera, sei mit 168 Männern und Frauen erfreulich stabil. Das Durchschnittsalter liege bei 36,8 Jahren. Jugendfeuerwehr mit 28 jungen Leuten und Kinderfeuerwehr mit 20 Jungen und Mädchen böten für die Zukunft eine gute Basis.

Peter Köhn (Mitte) ist jetzt Ehrenmitglied der Ortswehr Stade. Ihm gratulierten (von links) Wilfried Spreckels, Klaus Ney, Stephan und Thomas Woitera. Foto: Stefan Braun
So waren die Gastredner voll des Lobes über die Arbeit der Ortswehr Stade, ob Bürgermeister Hartlef, Feuerschutz-Ausschussvorsitzender Bernhard Augustin, Stadtbrandmeister Klaus Ney, Kreisbrandmeister Henning Klensang oder Ralf Michaelis von der Stader Polizei. Sie alle lobten die hohe Einsatzbereitschaft und Professionalität der Stader Feuerwehrleute.
Einer erhielt zudem eine besondere Ehrung. Peter Köhn (67) wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Er war seit 1977 in der Feuerwehr aktiv und hatte diverse führende Aufgaben übernommen.