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T24 Konzerte auf sieben Bühnen: So lief das Hanse Song Festival in Stade

Peter Astor singt im Verhandlungssaal im Landgericht Stade.

Peter Astor im Verhandlungssaal im Landgericht Stade. Foto: Sabine Lohmann

Wenn Landgericht und Museum zu Konzertsälen werden und Kirchen zu Musik-Tempeln, ist in Stade jede Menge los. Zwischen sieben Bühnen mit 24 Acts pendelten 1000 Besucher am Sonnabend beim 12. Hanse Song Festival. Ein Rundgang.

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Von Sabine Lohmann
Montag, 06.05.2024, 05:16 Uhr

Stade. Mit der Pianistin Sofi Paez aus Costa Rica und ihren betörend-sanften Instrumentalstücken beginnt das Festival um 17.15 Uhr im vollbesetzten Königsmarcksaal im historischen Rathaus.

Ein ruhiger Beginn mit ruhigen Tönen, der viele begeistert. Da hotten bereits die Zuhörer bei der Berliner Band Braake in der Seminarturnhalle ab - das komplette Gegenprogramm.

Bands entdecken, bevor sie auf den großen Festivals sind

Dass sie in völlig verschiedene Welten eintauchen kann, gefällt Anja Weber. Das zwölfte Hanse Song Festival ist für sie selbst das zehnte. Die frühere Staderin, die heute bei Peine lebt, hockt auf der Bordsteinkante vor der Seminarturnhalle mit ihrer Freundin Kerstin Marwik aus Braunschweig. Diesmal seien sie zu viert unterwegs.

„Es ist eigentlich immer gut“, sagt Anja Weber.

Was ihr gefällt: Bands zu entdecken, die hier spielen, bevor sie auf großen Festivals zu sehen sind; dass die Künstler selbst herumlaufen und schauen, nahbar sind. Die Freundinnen haben einen Plan, doch sie lassen sich auch treiben.

Anja Weber und Kerstin Marwik vor der Seminarturnhalle.

Anja Weber und Kerstin Marwik vor der Seminarturnhalle. Foto: Sabine Lohmann

Mit Braake haben sie angefangen, „das war ein Super-Auftakt“, von Sofi Paez haben sie nur noch einen Rest gesehen. Noch unentschieden ist, wo der Abend enden soll: Moyka oder Top-Act Berq.

Das Hanse Song Festival ist ausverkauft

Newcomer Berq gehe zurzeit durch die Decke, die Tournee des Hamburgers war schnell ausverkauft, sagt Sebastian Tim, der das von Stade Marketing und Tourismus veranstaltete, ausverkaufte Festival organisiert hat.

Beim Programm müsse er jonglieren, um die 1000 Besucher gut zu verteilen, denn kein Konzertsaal fasst alle.

Viele wollen Indie-Sänger Tjark erleben

In St. Wilhadi hat Pastor Götz Brakel Aufsicht. Das Format gefällt ihm: Es sei eine „Entdeckungsreise“, bei der man unterschiedliche Künstler entdecken kann und Menschen begegnet. Rund 300 Zuhörer passen in die Kirche, doch mehr wollen Indie-Sänger und Gitarrist Tjark erleben. Die Bänke sind voll, wer später kommt, bleibt hinten stehen. Zu hören ist der Neu-Hamburger auch dort, die Akustik im Gotteshaus ist gut.

Mathilde Brakel aus Stade will auf jeden Fall Nils Keppel sehen, das Indie-Talent aus Leipzig. Sie kennt ihn von einem Konzert in Hamburg. Ansonsten will sie spontan entscheiden, „was uns anspricht und was zeitlich passt“. Sie ist mit Freundin Luna Schleßelmann unterwegs; die 21-Jährige aus Horneburg studiert in Erfurt.

Hanse Song Festival 2024 in Stade

Foto: Sabine Lohmann

Rosmarin in der Seminarturnhalle.
Rosmarin in der Seminarturnhalle. Foto: Sabine Lohmann

Foto: Sabine Lohmann

Berq im Schlachthof.
Berq im Schlachthof. Foto: Sabine Lohmann

Foto: Sabine Lohmann

Tjark in St. Wilhadi.
Tjark in St. Wilhadi. Foto: Sabine Lohmann

Foto: Sabine Lohmann

Luna Schleßelmann und Mathilde Brakel vor St. Wilhadi.
Luna Schleßelmann und Mathilde Brakel vor St. Wilhadi. Foto: Sabine Lohmann

Foto: Sabine Lohmann

Sofie Paez im Königsmarcksaal.
Sofie Paez im Königsmarcksaal. Foto: Sabine Lohmann

Foto: Sabine Lohmann

Braake in der Seminarturnhalle
Braake in der Seminarturnhalle Foto: Sabine Lohmann

Foto: Sabine Lohmann

Nils Keppel in der Seminarturnhalle
Nils Keppel in der Seminarturnhalle Foto: Sabine Lohmann

Foto: Sabine Lohmann

Fiio im Schlachthof
Fiio im Schlachthof Foto: Sabine Lohmann

Foto: Sabine Lohmann

Tristan Brusch in St. Wilhadi
Tristan Brusch in St. Wilhadi Foto: Sabine Lohmann

Foto: Sabine Lohmann

Stella Sommer im Königsmarcksaal
Stella Sommer im Königsmarcksaal Foto: Sabine Lohmann

Foto: Sabine Lohmann

Nichtseattle im Schwedenspeicher.
Nichtseattle im Schwedenspeicher. Foto: Sabine Lohmann

Foto: Sabine Lohmann

PeterLicht in St. Cosmae
PeterLicht in St. Cosmae Foto: Sabine Lohmann

Foto: Sabine Lohmann

Brockhoff in der Seminarturnhalle
Brockhoff in der Seminarturnhalle Foto: Sabine Lohmann

Foto: Sabine Lohmann

Katharina Franck mit Werner Neumann im Königsmarcksaal.
Katharina Franck mit Werner Neumann im Königsmarcksaal. Foto: Sabine Lohmann

Beim britischen Indie-Künstler Pete Astor, der mit Gitarre im Gerichtssaal musiziert, ist kein Reinkommen. Vor der Saaltür hat sich eine große Traube gebildet. Einige lauschen bei einem Glas Wein, im Gerichtsflur werden Getränke ausgeschenkt.

Jupiter Jones ist ein Highlight

Britta Rust und Tilmann Weißer sind wieder auf dem Weg ins Freie. „Es hat sich gelohnt“, sagen die Stader. Jetzt wollen sie zu ihrem dritten Act. Auch sie haben einen Plan, und wissen doch: Sie werden nicht alles schaffen.

Tilmann Weißer und Britta Rust vor dem Landgericht.

Tilmann Weißer und Britta Rust vor dem Landgericht. Foto: Sabine Lohmann

Sicher ist nur: bei Jupiter Jones werden sie am Ende landen, bei der Band um Sänger Nicholas Müller, die sich 2018 auflöste, dann zurückkehrte und als letzte Gruppe in St. Wilhadi auftreten wird. „Das ist unser Highlight.“

Chanson-Kunst in der St.-Wilhadi-Kirche

Bei Nils Keppel in der Seminarturnhalle wird wieder abgehottet. Auch Maren Posselt und Birgit Meyer sind angetan. Sie freuen sich, dass das Festival eine Mischung für alle Generationen bietet, dass Künstler wie Tjark auch bei jungen Leuten gut ankommen. Die Berlinerin Lotte aus der deutschen A-Liga-Pop steht auf ihrer To-Go-Liste.

Und Berq. Und die Berliner Singer/Songwriterin und langjährige Indie-Größe Katharina Franke, die im Gitarren-Duo mit Werner Neumann später die Reihen im Königsmarcksaal füllen wird.

Die Chanson-Kunst von Tristan Brusch in St. Wilhadi hätte mehr Zuhörer verdient. Der Berliner singt Songs über existentielle Themen und begleitet sich selbst am Klavier und mit der Gitarre.

Einige Besucher sind immer auf dem Sprung

Ein Kommen und Gehen auch bei Stella Sommer im Königsmarcksaal. Wenn sie auf der Bühne mit Gitarre sitzt und auf Englisch mit tiefem Timbre singt, ist es im Raum unruhig. Die Zuhörer applaudieren begeistert, doch weil sich die Konzerte überschneiden, sind immer einige auf dem Sprung.

Bei Liedermacherin Nichtseattle alias Katharina Kollmann, die im Schwedenspeicher zwischen den Holzbalken vor weißer Leinwand mit der Gitarre steht und singt, sind die Reihen dagegen voll. Vor dem Eingang hat sich eine Schlange gebildet. Nur wenn jemand den Raum verlässt, darf der nächste eintreten.

Rosmarin heizt die Seminarturnhalle ein

Derweil heizt Rosmarin die Seminarturnhalle mit einer Mischung aus Funk und Techno ein. Die Fans verlangen eine Zugabe, doch die gibt es nicht. Denn das junge Sextett aus Kassel muss sofort abbauen.

Der Sänger hat keine Zeit für ein Kurzinterview. In einer Dreiviertelstunde beginnt hier der nächste Act: Lina Brockhoff mit Band. Und der Zeitplan muss eingehalten werden. Nur soviel: Das Konzept - 45 Minuten Konzert, keine Zugabe - findet er „voll in Ordnung“. Später wollen sich die Musiker andere Acts angucken - unter anderem Berq.

Ein passendes Geschenk für die Band

Auch ihre größten Fans müssen den Raum verlassen. „Das war das beste Konzert aller Zeiten“, sagt die 18-jährige Ayla aus Stade. Sie hat der Band eine Rosmarin-Pflanze mitgebracht. Sie habe Rosmarin in den Sozialen Medien entdeckt und nun zum ersten Mal live gesehen. „Das war richtig cool.“

Vor der Tür wartet sie mit ihren Freundinnen Jolina (19) und Fabienne (18) darauf, dass ihr Idol Zeit für ein Foto hat. Sie sei hier wegen Berq, sagt Jolina. Auch Tjark haben sie gefeiert. Weil sich in ihrer Liste die Zeiten nicht überlappen, werden sie wohl alle Favoriten schaffen.

Bei Lotte im Schlachthof ist die Schlange lang. Geduldig wird darauf gewartet, dass jemand geht und Platz macht. Auch nach einer halben Stunde - gespielt wird eine Stunde - stehen noch Besucher draußen an. Drinnen ist hinten nicht viel zu sehen; dafür ist es zu voll.

PeterLicht erhält stehenden Applaus

PeterLicht hat zeitgleich seinen einstündigen Auftritt in St. Cosmae. Nach einer halben Stunde haben sich die Reihen gelichtet. Anfangs war es rappelvoll, da ging nichts mehr, erzählt Aufseherin Karin Fischer.

Die Besucher saßen auf dem Fußboden, im Gang. Dann wurden es weniger. Zum Schluss erhält der Pop-Musiker und Poet von seinen treuen Fans stehenden Applaus; sie saßen vorn auf dem Boden und in den ersten Reihen.

Mit welchem Act das Festival um 22.45 Uhr ausklingen soll - die Wahl fällt schwer. Die Neugierde siegt, und so geht‘s zum Schluss zu Berq. Es ist vergleichsweise ruhig, der Schlachthof ist nur zur Hälfte voll. Seine Fans werden sich aber gefreut haben, ein solches Talent in einem solch kleinen Konzerthaus in Stade erleben zu können.

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