TRund 200 Teilnehmer bei Fridays for Future: Kritik an der Stadt Buxtehude

Die Demonstration der Klimaschutzbewegung Fridays for Future in Buxtehude führt über die Bahnhofstraße. Nach Angaben des Veranstalters beteiligen sich 250 Menschen daran. Foto: Sulzyc
Die Stadtverwaltung wollte nur eine leise Demo von Fridays for Future dulden. Wie sich die Klimaschutzbewegung mit Erfolg dagegen wehrte.
Buxtehude. Nach einer stillen Phase der Erneuerung ist die Klimaschutzbewegung Fridays for Future in Buxtehude wieder aktiv. Mit einer Kundgebung im Stadtpark und einem Demonstrationszug um die Altstadt hat sie am späten Freitagnachmittag am globalen Klimastreik teilgenommen.
Aktivistinnen von Fridays for Future haben nach eigenen Angaben etwa 250 Teilnehmer und Teilnehmerinnen gezählt. Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl zu Beginn der Kundgebung auf 180 Menschen.
Diese Gruppen unterstützen Fridays for Future
Die Initiative Omas gegen Rechts und das Bündnis Bunter Block unterstützen den Klimastreik in Buxtehude. Beide sind für ihr Engagement gegen Rechtsextremismus bekannt. Die Buxtehuder Fridays-for-Future-Sprecherin Charlotte Freudenthal begrüßt die Beteiligung: „Ziel ist, das Klimathema neu zu denken.“

Ein Demo-Teilnehmer auf Stelzen fällt besonders auf. Die Gruppen Bunter Block und Omas gegen Rechts unterstützen Fridays for Future in Buxtehude. Foto: Sulzyc
Charlotte Freudenthal engagiert sich seit 2019 für den Klimaschutz. Es sei schwieriger geworden, Klimaaktivistin zu sein, sagt sie. Der Politik wirft sie vor, den Klimaschutz zu vernachlässigen. Der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas müsse ganz oben auf die politische Tagesordnung. Sie habe genug davon, dass Politik wie gewöhnlich betrieben werde. „Wir wollen endlich Taten sehen“, ruft Charlotte Freudenthal den Demo-Teilnehmern zu.
15-Jährige mit Appell an andere
Neue junge Leute haben sich Fridays for Future in Buxtehude angeschlossen. Eine von ihnen ist die 15 Jahre alte Frizzi. Die Schülerin am Gymnasium-Süd spricht bei der Kundgebung im Stadtpark: „Es ist absehbar, dass unsere Kinder viele Tierarten nicht mehr kennenlernen werden.“ Sie appelliert an andere, sich für eine bessere Zukunft einzusetzen. „Wir stehen hier und demonstrieren, als gäbe es ein Morgen.“
Mit fragwürdigen rechtlichen Auflagen für den Demonstrationszug hatte die Buxtehuder Stadtverwaltung für Unverständnis bei Fridays for Future gesorgt. Demnach hätten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sich lediglich auf dem Fußweg und nicht auf der Fahrbahn bewegen sollen, berichtet Charlotte Freudenthal.

Die Buxtehuder Fridays-for-Future-Sprecherin Charlotte Freudenthal hält eine Rede im Stadtpark. Klimaschutz wie gewöhnlich reiche nicht mehr aus, kritisiert sie die Politik. Foto: Sulzyc
Zudem ordnete die Stadtverwaltung an, dass die zulässige Lautstärke nicht 60 Dezibel überschreiten dürfe. Das hätte lediglich Gesprächslautstärke bedeutet - nicht üblich für eine politische Demonstration.
Die Buxtehuder Aktivistinnen und Aktivisten informierten deshalb die Rechtshilfe AG von Fridays for Future. Die Juristen hätten die Auflagen als ungeeignet und rechtswidrig bewertet. Daraufhin, so Charlotte Freudenthal, habe das Ordnungsamt die Auflagen zurückgenommen. „Wir dürfen auf die Straße und laut sein“, ruft sie im Stadtpark der Menge zu. Dafür gibt es Jubel und Applaus.
Fridays for Future
Tausende bei Demonstrationen für Klimaschutz
Proteste in 120 Städten in Deutschland
In circa 120 Städten in Deutschland beteiligen sich am Freitag Menschen an den Kundgebungen von Fridays for Future. Die Proteste mobilisieren aber weniger Menschen als noch vor fünf Jahren. In Hamburg erwartete der Veranstalter 18.000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen - 3000 sollen es laut Polizei lediglich gewesen sein, berichtete der NDR.
Fridays-for-Future-Gründerin Greta Thunberg machte mit ihren Teilnahmen an pro-palästinensischen Kundgebungen auf sich aufmerksam. Wegen einzelner antisemitischer Äußerungen im Umfeld einer Kundgebung von Fridays for Future im Mai in Hannover, wollte der CDU-Landtagsabgeordnete André Bock von der Landesregierung wissen, ob sich Fridays for Future politisch radikalisiere.
Radikalisiert sich Fridays for Future?
Erkenntnisse, dass sich Fridays for Future strukturiert politisch radikalisiere, lägen nicht vor, antwortete das Niedersächsische Innenministerium.
Die Bedeutung der früheren Ikone Greta Thunberg schwindet offenbar. Fridays for Future sei mittlerweile wichtiger und größer als Greta Thunberg, sagte die Buxtehuder Aktivistin Mascha Richter dem TAGEBLATT. Die Schülerbewegung emanzipiert sich von ihrer Gründerin.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version der Titelzeile war von 250 Teilnehmern die Rede, dies war eine Schätzung des Veranstalters. Wir haben die Zahl an die Angaben der Polizei angepasst.