TAblenkung und Mobbing: Halepaghen-Schule führt Handyverbot ein

Weil es unter anderem zu Mobbing-Fällen kam, gibt es an der Halepaghen-Schule in Buxtehude jetzt ein Handyverbot. Foto: Marijan Murat/dpa
Weil Schüler Opfer von Mobbing in sozialen Medien wurden, greift die Halepaghen-Schule jetzt durch. Auch andere Schulen im Kreis Stade haben Konzepte zur Handynutzung.
Stade. Schülerinnen und Schüler, die vor dem Unterricht, in den Pausen und beim Essen auf ihr Handy starren und sich teilweise sogar im Unterricht vom Smartphone ablenken lassen - das war Alltag an der Halepaghen-Schule (HPS) in Buxtehude, sagt Schulleiterin Bettina Fees-McCue.
Es habe sogar Fälle von „Mobbing übelster Art“ in sozialen Netzwerken gegeben. Zwar in der Freizeit, aber das habe Auswirkungen auf den Schulbetrieb gehabt. Jugendliche hatten unter der Toilettentür hindurch Handyfotos von ihren Mitschülern gemacht und diese verbreitet.
Halepaghen-Schule verbietet Handynutzung
Daraus hat die Schulleitung Konsequenzen gezogen und gemeinsam mit Lehrkräften, Eltern- und Schülervertretern ein neues Handynutzungskonzept erarbeitet. Seit Montag gilt das Handyverbot an der HPS. Lediglich für Oberstufenschüler gibt es eine Ausnahme in der neuen Lernlandschaft: Dort dürfen sie das Handy zu schulischen Zwecken nutzen.
„Wir müssen an unseren Bildungsauftrag denken und junge Leute schützen“, sagt Fees-McCue. Die intensive Handynutzung führe dazu, dass Schülerinnen und Schüler den im Unterricht gehörten Lernstoff nicht im Gedächtnis behielten.
Eine Zeit lang ohne Handy - die Halepaghen-Schule erhofft sich eine befreiende Wirkung davon. „Die Schülerinnen und Schüler sollen einfach mal Pause machen“, sagt Elternvertreter Sebastian Lenk. Bereits nach wenigen Tagen zeigt das Handyverbot offenbar auch schon Wirkung. „Wir sehen deutliche Veränderungen. Die Schüler sprechen wieder miteinander“, hat Fees-McCue beobachtet.
Bildungspolitik
CDU will Handyverbot an Schulen bis zur Oberstufe
Was die Umsetzung des Verbots angehe, sei die HPS noch in der Erprobungsphase. Verstöße würden derzeit mit der Aufforderung, das Smartphone nicht zu nutzen und wegzustecken, geregelt.
Nahezu alle Schulen in Niedersachsen haben bereits Konzepte im Umgang mit Handys, bestätigt Britta Lüers vom Niedersächsischen Kultusministerium auf TAGEBLATT-Nachfrage. Manche seien damit extrem zufrieden, andere hoch unzufrieden, weil es bei ihnen nicht funktioniere.
Smartphone-Sucht
T Finger weg vom Smartphone: So gelingt die Handy-Pause
Noch in diesem Herbst will das Kultusministerium deshalb eine Handreichung für Schulen herausgeben. Diese soll Empfehlungen geben, etwa in Form von Muster-Schulordnungen oder Konzepten, die anderswo bereits gut laufen. Die Schulen können aber trotzdem weiterhin selbst entscheiden, wie sie die Handynutzung regeln.
Was gilt an anderen Schulen im Kreis Stade?
Sowohl an der IGS Buxtehude als auch an der IGS Stade und am Aue-Geest-Gymnasium in Harsefeld ist in der Schulordnung geregelt, dass die Benutzung von mobilen elektronischen Geräten nur mit Erlaubnis einer Lehrkraft erlaubt ist. Das Handy muss ansonsten ausgeschaltet in der Tasche bleiben. Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II dürfen aber während der Pause das Handy in bestimmten Bereichen benutzen.
An der Oberschule Stade werden die Handys während des Unterrichts eingesammelt. Wenn die Kinder Nachmittagsunterricht haben, dürfen sie das Handy in der Mittagspause in einer klar definierten Zone auf dem Schulhof für eine gewisse Zeit nutzen. Wird das Handy ohne Erlaubnis benutzt, wird es einbehalten.
Am Vincent-Lübeck-Gymnasium (VLG) in Stade müssen Handys am Vormittag ausgeschaltet in der Tasche bleiben. Ab 14 Uhr dürfen die Schülerinnen und Schüler die Handys wieder benutzen. Wer drei Mal gegen das Verbot am Vormittag verstößt, muss vor der Klasse zum Thema Handysucht referieren.
Die Porta-Coeli-Schule Himmelpforten hat Anfang Februar die sogenannte Handygarage verbindlich in allen Klassen eingeführt. Alle Schüler müssen während des Unterrichts ihr Handy in die Garage legen.
Solche Handygaragen gibt es auch an der Elbmarschen-Schule Drochtersen. Grundsätzlich sollen Handys zu Hause gelassen werden. Wer eins dabei hat, muss es in den Flugmodus schalten.
Ein grundsätzliches Handyverbot gilt an der Grund- und Oberschule Nordkehdingen. Eine Nutzung ist nur dann erlaubt, wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter der Schule sie in Ausnahmefällen ausdrücklich gestattet, und auch dann ausschließlich unter Aufsicht.
Handynutzung kann Sucht und Depressionen fördern
Intensive Handynutzung – auch in den sozialen Medien - habe zum Teil gravierende negative Folgen für die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, sagt Britta Lüers. Exzessiver Konsum könne Sucht fördern, Depressionen und andere psychische Erkrankungen verstärken. Zugleich würden Kinder und Jugendliche Cybermobbing, Hassrede, Fake News und jugendgefährdenden Inhalten ungeschützt ausgesetzt.

Intensive Handynutzung – auch in den sozialen Medien - hat zum Teil gravierende negative Folgen für die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Foto: Tobias Hase/dpa
Das bestätigt auch eine neue Studie der OECD. Demnach kommen 15-Jährige in Deutschland bereits auf 48 Stunden Bildschirmzeit wöchentlich - also fast sieben Stunden am Tag. Eltern sollten die Nutzungszeiten begrenzen, klare Regeln aufstellen und Gespräche über die sichere und verantwortungsvolle Handynutzung führen. Empfehlungen reichen von 1,5 bis 2,5 Stunden pro Tag für 12- bis 18-Jährige.
Die CDU in Niedersachsen fordert ein striktes Handyverbot in Schulen bis zur Oberstufe. Die regierende SPD lehnt das ab. In Bayern, Hessen oder Bremen gibt es bereits generelle Handyverbote an Schulen.
Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.