TAbriss oder Sanierung? Stadt stellt marodes Stadeum für die Zukunft auf

Das Stadeum ist in die Jahre gekommen und muss dringend saniert werden. Foto: Martin Elsen /Stadt Stade
Politik und Stadtverwaltung haben in dieser Woche weitreichende Beschlüsse gefasst, wie es mit dem Renovierungsstau und dem Chef-Posten im Stadeum umgehen will.
Stade. Das Stadeum soll in den nächsten Jahren schrittweise bei laufendem Betrieb saniert werden. Eine von der Gebäudewirtschaft Stade (GWS) erarbeitete Lösung in Absprache mit Stadeum-Geschäftsführer Tobias Paulsen soll dies ermöglichen.
Stadt pumpt jedes Jahr drei Millionen Euro ins Stadeum
Demnach sollen 15 Jahre lang jeweils 500.000 Euro jährlich extra aus der Stadtkasse spendiert werden, um das Stadeum flott zu kriegen. Bereits jetzt lässt sich die Stadt den defizitären Betrieb des Kulturtempels jährlich zwischen 2,3 und 2,5 Millionen Euro kosten.
Grundlage dieser finanziellen Entscheidung ist ein Gutachten, das Verwaltung und Politik jetzt vorliegt. Es arbeitet keine wirklich überraschenden Aspekte heraus. Das 40 Jahre alte Stadeum ist in die Jahre gekommen und dringend sanierungsbedürftig. Die Bühnentechnik könnte ein Problemfall werden, die Energiekosten sind extrem hoch.
Kulturzentrum
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Parallel zu Theater, Musik oder Tagungen haben in den kommenden Jahren also die Handwerker ihren großen Auftritt in dem Veranstaltungszentrum. Die Renovierungen werden schrittweise umgesetzt, womöglich ist der Tagungsbereich als erstes dran, weil sich hier die Anforderungen der Gäste stark verändert haben, sagte Stadtrat Carsten Brokelmann bei der Vorstellung der Pläne.
Gutachter: Von Pinselsanierung bis zum Abriss
Die Gutachter aus München hatten drei Varianten empfohlen. Eine „Pinselsanierung“ als kleinste Möglichkeit, eine groß angelegte Komplettsanierung oder - ganz drastisch - Abriss und Neubau. Die Pinselsanierung hätte fünf Millionen Euro gekostet und etwa fünf bis zehn Jahre gehalten, sagt Brokelmann.
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Eine Komplettsanierung würde laut Gutachten mit 28 Millionen Euro zu Buche schlagen. Das Stadeum hätte dann eine verlängerte Lebenszeit von 15 bis 25 Jahren. Nachteil hier: Das Haus müsste geschlossen werden. Das gilt auch für die dritte Variante.
Ein Neubau würde Millionen kosten
Abriss und Neubau werden mit 56 Millionen Euro beziffert. Stand heute. Das kann sich die Stadt nicht leisten. Zudem wäre das Stadeum lange Zeit von der Bildfläche verschwunden, Theater- und Musikmanager würden sich umorientieren und womöglich nicht zurückkommen. Deswegen wird jetzt Lösung Nummer vier umgesetzt, die von der GWS entwickelt wurde: die Operation am offenen Herzen.
Die Gebäudewirtschaft Stade wird bis zum Jahresende prüfen, welche Reparaturen in welcher Reihenfolge umgesetzt werden müssen. Das Geld, das jetzt ins Stadeum fließt, geht zu Lasten möglicher anderer Investitionswünsche, sagte Brokelmann als Finanzchef im Rathaus.
Die Arbeiten finden im Laufe der Jahre statt, das Stadeum kann weiter genutzt werden. Womöglich wird die Sommerpause verlängert, je nach Aufwand der Sanierung. Das alles wird abgestimmt mit der Stadeum-Leitung, die jetzt aus dem Rathaus eine gute Nachricht erfuhr.
Paulsen erhält neuen Vertrag als Geschäftsführer
Tobias Paulsen, jahrelang zweiter Mann, war im Sommer 2023 zum kommissarischen Geschäftsführer ernannt worden. Er scharrte ein vierköpfiges Leitungsteam um sich. Die Probezeit hat das Quintett offenbar zur Zufriedenheit bestanden, denn die ursprünglich geplante und dann ausgesetzte Ausschreibung für den Posten der Geschäftsführung/ der Intendanz wurde jetzt vom Verwaltungsausschuss komplett aufgehoben.
Paulsen darf den entfristeten Vertrag unterschreiben.

Das neue Team, das das Stadeum seit gut einem Jahr führt (von links): Tobias Giehler, Svenja Müller, Tobias Paulsen, Sönke Hartlef, Lea Redlich und Jessica Jungclaus. Foto: Stadt Stade
„Wir sind sehr zufrieden“, sagte Brokelmann, der von positiven Rückmeldungen spricht. „Das gesamte Führungsteam, das wir im vergangenen Jahr etabliert haben, hat eine exzellente Arbeit geleistet“, sagt Bürgermeister Sönke Hartlef.
„Das Stadeum hat als Kultur- und Veranstaltungsort eine Strahlkraft weit über Stade hinaus ins gesamte Elbe-Weser-Dreieck. Daher bin ich froh, dass wir nun einen Weg gefunden haben, die notwendigen Schritte einzuleiten, um im Stadeum auch künftig Comedy, Theater und Konzerte bieten zu können“, lässt Bürgermeister Sönke Hartlef dann noch mitteilen.