TÄrger an der Grundschule Bützfleth: Eltern fordern bessere Ausstattung

Absperrband statt Spiel und Spaß: Die Elternvertreter Claus-Peter Bahr und Thomas Paur sind enttäuscht. Foto: Richter
Eigentlich sollte der Spielplatz der Grundschule Bützfleth im Juni fertig sein, ist aber bis heute nicht voll nutzbar. Für die Eltern ist das nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Bützfleth. Claus-Peter Bahr mag seinen Heimatort Bützfleth und seine spezielle Mischung aus norddeutschem Deichdorf und Industrie-Siedlung mit internationaler Einwohnerschaft. Hier lebt er mit seiner Familie, hier gehen Sohn und Tochter zur Schule. Der Schulelternvertreter der Grundschule Bützfleth sagt, dass er wie auch die anderen Eltern die Lehrkräfte der Grundschule als „unendlich engagiert“ erlebt und ihre Pädagogik schätzt.Trotzdem hat sich Unmut aufgestaut.
2017, als Bahrs Sohn eingeschult wurde, hatte die Grundschule 160 Kinder. Der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund lag bei 30 bis 40 Prozent. Kein Problem, sagt er: „Die pädagogische Arbeit lief gut, es gab Musik, Laternelaufen, Besuche beim Bauern, eine gute Elterngemeinschaft.“ Seine Tochter lerne mit Begeisterung Türkisch, das als Unterrichtsfach angeboten wird. Doch inzwischen hat die Schule 220 Schüler, einen Migrantenanteil von 60 bis 70 Prozent - und eine Lehrkräfteversorgung von 61 Prozent. Weil das bei Grundschulen nicht sein darf, wird durch Abordnungen von anderen Schulen auf 100 Prozent aufgestockt.
Langes Hickhack um den Spielplatz
„Die Schule gibt sich Mühe, wir haben tolle Lehrkräfte. Aber bei 15 von anderen Schulen abgeordneten Lehrkräften, die ständig rein- und rausgehen, ist die Arbeit schwierig“, erklärt Bahr. Aufgrund einer veränderten Bevölkerungsstruktur seien im vergangenen Schuljahr 58 Kinder aus nicht einheimischen Familien eingeschult und kurz darauf wieder abgeschult worden, in einer einzigen Klasse sogar insgesamt 13 Kinder. Das mache sich im sozialen Miteinander bemerkbar - zum Beispiel durch mehr Prügeleien.
Schicksalsschlag
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Aktueller Stein des Anstoßes ist für die Eltern aber der Spielplatz auf dem Schulhof: „Das ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.“ Dass die Spielgeräte 2020 aus Sicherheitsgründen abgebaut werden mussten, nutzte die Schule als Chance. Als Bewegte Schule bewarb sie sich um eine Förderung von AOK und Kultusministerium für eine neue Schulgelände-Planung. Das klappte: Ein Architekturbüro erstellte ein barrierefreies Konzept mit vielen Bewegungsanreizen für das gesamte Schulgelände.

Liebevoll nach dem pädagogischen Konzept der Bewegten Schule gestaltet: ein Klassenraum in der Grundschule Bützfleth. Foto: Richter
Die Stadt Stade bekam das Konzept und erstellte eine eigene Planung - nur für den Spielplatz. Im Juni 2024 sollte er fertig sein. Doch die Sache verzögerte sich. Auch in den Sommerferien wurde die beauftragte Firma nicht fertig. Als das Frühjahr 2025 ins Gespräch kam, wollten die Eltern das nicht hinnehmen.
Ortsbürgermeister Christoph von Schassen nahm sich der Sache an. Daraufhin wurde der Spielplatz im Herbst freigegeben - mit Einschränkungen: Nach Regenphasen muss er immer wieder teilweise gesperrt werden, Wasser steht auf der Fläche. Wie Stadtrat Carsten Brokelmann erklärt, werde geprüft, ob die Firma aufgrund von Drainagemängeln zur Gewährleistung herangezogen werden kann.
Finanzlage schlecht - Eltern enttäuscht
Thomas Paur, stellvertretender Elternsprecher, sagt, dass die Eltern auch enttäuscht sind, dass das Konzept für das gesamte Schulgelände nicht umgesetzt wird. „Das umzusetzen, ist eine Kostenfrage, es hängt davon ab, ob dafür Mittel zur Verfügung stehen“, sagt Brokelmann. Selbst ein mehrjähriger, stufenweiser Umsetzungsplan sei angesichts der aktuellen Finanzlage „nicht realistisch“. Immerhin: Lüftungsanlagen, nach denen die Elternvertreter ebenfalls fragen, sind für 2025 in der neuen Sporthalle geplant, und auch Rampen für Rollstuhlfahrer auf dem Schulhof seien geplant und werden wahrscheinlich im Frühjahr kommen.
Ein weiteres Ärgernis ist für die Elternvertreter das Gelände hinter der Turnhalle: Dort wuchern Brombeeren, die Fluchtwege sind nicht frei, lose Steine sind Stolperfallen. „Wir wünschen uns, dass die KBS da durchgehen, das Unkraut entfernen und die Wege sichern. Dann würden wir Eltern mit anpacken, um das schöner zu gestalten“, sagt Thomas Paur.
Hoffnung auf das Startchancen-Programm
Das dürfte klappen: Laut Brokelmann wird die Gebäudewirtschaft sich mit Elternvertretern und Schulleitung zusammensetzen. Die Grundschule Bützfleth ist Startchancen-Schule, also eine von etwa 4000 Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schüler, die von Bund und Ländern mit 20 Milliarden Euro gezielt unterstützt werden sollen. Auch acht Stader Schulen sollen profitieren. Die endgültige Förderrichtlinie steht aber erst im Februar oder März. Dann könnten Stadtverwaltung, Grundschule und Eltern sich zusammensetzen, um zu sehen, was für Maßnahmen ins Konzept passen.
Eine gute Nachricht für Bützfleths Kinder hat Brokelmann auch: Der Spielplatz am Flethweg soll zum attraktiven Ortsspielplatz für mehrere Altersgruppen ausgebaut werden. Ein Landschaftsplanungsbüro ist schon mit ersten Entwürfen beauftragt. 2025 werde ein Planungsjahr, eine Umsetzung 2026 sei realistisch.