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Wahlkampf

TGewalttätige Auseinandersetzung am AfD-Stand in Harsefeld: Ein fliegendes Ei und eine blutige Nase

Der AfD-Stand an der Marktstraße in Harsefeld.

Der AfD-Stand an der Marktstraße in Harsefeld. Foto: Kania

Erst flog ein Ei, dann flogen die Fäuste: An einem AfD-Stand in der Harsefelder Marktstraße ist es zu Handgreiflichkeiten gekommen. Was genau ist passiert? Und durfte die Partei dort überhaupt Wahlkampf betreiben?

Von Susanne Laudien Dienstag, 28.05.2024, 11:50 Uhr

Harsefeld. Wenige Wochen vor der EU-Wahl häufen sich gewaltsame Übergriffe im Wahlkampf, wie kürzlich in Leipzig und Dresden. Auch in Harsefeld kam es jetzt zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung.

An einem Pavillon des AfD-Kreisverbandes Stade in der Marktstraße wurde am Sonnabend Werbung verteilt. Dann wurde nach Angaben der Partei ein rohes Ei auf den Stand geworfen, es folgte ein Handgemenge.

In den sozialen Netzwerken veröffentlichte die AfD ein Foto des mutmaßlichen Eierwerfers, das ihn mit blutiger Nase zeigt. Darunter der Kommentar: „Dieser Clown griff gerade unseren AfD-Wahlstand in Harsefeld an. Das war für ihn keine gute Idee, da unsere Reservisten dies kurzerhand unterbunden haben.“

AfD-Presseerklärung zu „ein paar Notwehr-Watschen“

In einer Presseerklärung vom Sonntag geht die AfD detaillierter auf den Vorfall ein: „Mit dem sofortigen beherzten Eingreifen unserer Bundeswehr-Reservisten zur Verhinderung weiterer Eierwürfe hatte der ‚Demokratieretter‘ anscheinend nicht gerechnet. Ein paar Notwehr-Watschen später wusste er, das war keine gute Idee. Nach dem schnellen Erscheinen der Polizei wurde unsere Anzeige gegen den Angreifer noch vor Ort aufgenommen.“

Das TAGEBLATT wollte von der AfD wissen, wie es genau zu der Eskalation gekommen ist. Matthias Alpers, AfD-Mitglied im Harsefelder Samtgemeinderat und im Gemeinderat Ahlerstedt, äußerte sich zur Anfrage der Redaktion. Er wäre nicht beteiligt gewesen, aber Zeuge des Vorfalls. Es war Notwehr, er habe auch Eidotter abbekommen. Als weitere Ei-Würfe verhindert werden sollten, sei es zum Handgemenge mit dem Eiwerfer gekommen.

Zwei Anzeigen wegen Körperverletzung

Polizei-Sprecher Rainer Bohmbach sagt zu dem Vorfall: „Ein 26-jähriger Mann aus Buxtehude soll am Sonnabendvormittag um 10.15 Uhr offenbar ein Ei in Richtung des AfD-Standes geworfen haben, jedoch wurde niemand getroffen.“

Danach sei es zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen einem AfD-Mitglied und dem mutmaßlichen Eierwerfer gekommen. Beide Personen hätten dabei Verletzungen erlitten. Den Rettungsdienst lehnten sie ab. Die Polizei habe von beiden eine Anzeige wegen Körperverletzung aufgenommen. Derzeit werden noch Zeugen befragt, um den Fall aufzuklären und ihn der Staatsanwaltschaft zu übergeben.

Oberstaatsanwalt Kai Thomas Breas äußerte sich zu dem Verfahren: „Wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind, wird die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob es zur Anklage kommt.“ Wechselseitige Körperverletzungen seien generell nicht ungewöhnlich, so Breas. Allerdings handele es sich hier um einen politisch motivierten Hintergrund, sodass dieser Vorfall in einer Spezialabteilung durch einen Staatsanwalt entschieden werde.

Politische Veranstaltungen auf Gemeinde-Grundstück

Heiko Kania vom SPD-Ortsverein Harsefeld war vor Ort, als die Polizei den Vorfall aufnahm. Er wandte sich hinterher an Samtgemeindebürgermeisterin Ute Kück und Fleckenbürgermeisterin Susanne de Bruijn, um zu klären, ob die Veranstaltung dort überhaupt hätte stattfinden dürfen.

Kania bittet in seiner E-Mail um Überprüfung und Stellungnahme: „Der AfD-Pavillon blockierte eine Parkbucht, die meiner Kenntnis nach der Kommune Harsefeld gehört“, schrieb Kania an die Samtgemeindebürgermeisterin.

Ordnungsgemäß angemeldete Wahlveranstaltung

Aus seiner Zugehörigkeit zum Rat des Fleckens Harsefeld (2016 bis 2021) sei Kania bekannt, dass die Samtgemeinde Harsefeld die Nutzung kommunaler Einrichtungen für parteipolitische Veranstaltungen untersage. Zur Kommunalwahl 2021 sei ihm die zugesagte Nutzung des Ratssaales zur Aufstellungsversammlung der Wahlbewerber für den SPD-Ortsverein Harsefeld mit dieser Begründung untersagt worden.

Auf TAGEBLATT-Nachfrage sagte Bernd Meinke, Vize-Chef im Harsefelder Rathaus: Ein ordnungsgemäßer und bewilligter Antrag der AfD habe für die Wahlveranstaltung in der Marktstraße vorgelegen. Allen Parteien werde das gleiche Recht auf Gemeinde-Fläche für parteipolitische Veranstaltungen gewährt. Ausgeschlossen hiervon seien laut Beschluss allerdings das Harsefelder Rathaus und die Schulen.

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