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Sanierungsstau

TAlarmstufe Rot in Buxtehude: Grundschule am Stieglitzweg droht der Abriss

Das Hauptgebäude der Stieglitzschule könnte saniert werden, das würde aber sehr teuer werden. Ob das auch wirtschaftlich ist, ist unsicher.

Das Hauptgebäude der Stieglitzschule könnte saniert werden, das würde aber sehr teuer werden. Ob das auch wirtschaftlich ist, ist unsicher. Foto: Wisser

Wie ist der Zustand der Buxtehuder Grundschulen und der dazugehörigen Sporthallen? Nicht gut, ist eine dramatische Untertreibung. An manchen Standorten sind Abrisse realistisch.

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Von Karsten Wisser
Sonntag, 01.12.2024, 15:50 Uhr

Buxtehude. „Heute gibt es viele Informationen“, warnte Buxtehudes Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt die Politik und Besucher bei der gemeinsamen Sitzung von Schulausschuss und Bauausschuss schon einmal vor. Das Büro Luchterhandt aus Hamburg hatte sich in den vergangenen Monaten nämlich alle sieben Buxtehuder Grundschulstandorte angeschaut.

In Kombination mit wachsenden Schülerzahlen, pädagogischen Notwendigkeiten und den Erfordernissen des Ganztagsunterrichts soll ein auf mindestens zehn Jahre ausgelegter Masterplan entstehen. Er soll die Frage beantworten, wie die Grundschullandschaft in Zukunft aussieht.

Ampel zeigt, wie gut oder schlecht die Schulstandorte sind

Die Fachleute hatten sich gemeinsam mit Eltern, Verwaltung und Schulpersonal zudem in Workshops zusammengesetzt, um die Bedürfnisse und Ideen aufzunehmen. Die Ergebnisse wurden für die fünf Grundschulen und die beiden Nebenstellen im Ampel-Schema mit Grün, Gelb und Rot eingeordnet.

„Wir haben bemerkt, wie viel Empathie und Engagement die Mitarbeiter der Verwaltung in die Schulen stecken“, sagte Ralf Mose von Luchterhandt. Er hatte sich gemeinsam mit seiner Kollegin Lisa Laub um die bauliche Substanz der Schulen gekümmert. Hanne Banduch hatte zuvor die Rahmenbedingungen skizziert.

Grundschule am Stieglitzweg droht der Abriss

Das, was die drei am Ende in die Kategorie Rot einordneten, wird das Handeln und die Finanzen der Stadt Buxtehude über Jahre hinaus prägen. Größte Negativ-Überraschung ist der Zustand der Grundschule am Stieglitzweg. Sie ist im Grunde abgängig. Alle Pavillons und die Sporthalle sind in einem sehr schlechten Zustand.
Die Pavillons an der Grundschule Stieglitzweg sind in einem schlechten Zustand. Sie werden mittelfristig abgerissen werden müssen.

Die Pavillons an der Grundschule Stieglitzweg sind in einem schlechten Zustand. Sie werden mittelfristig abgerissen werden müssen. Foto: Wisser

Auch das Hauptgebäude ist im roten Bereich und nur mit viel Geld zu retten. Ob das überhaupt wirtschaftlich wäre, steht infrage. Es droht mittelfristig der Abriss großer Teile oder der ganzen Schule. Rot heißt Handlungsbedarf in den nächsten drei Jahren.

Dramatisch schlecht ist generell der Zustand der Sporthallen an den Grundschulen. Neben der im Stieglitzweg sind die Sporthallen an den Grundschulen Rotkäppchenweg und Altkloster in der Kategorie Rot eingeordnet und müssen ersetzt werden. Als Ralf Moser die Turnhalle der Altklosteraner Nebenstelle Hedendorf als die beste an den Grundschulen in Buxtehude bezeichnete, ging ein Raunen durch das Publikum.

Hedendorf hat die beste Turnhalle in Buxtehude

Hintergrund: In der Hedendorfer Halle regnet es seit Jahren durch. Sie hat aber den Vorteil, dass sie mit einem neuen Dach noch viele Jahre benutzt werden kann. 130 Besucher nahmen an der Sitzung in der Aula der Integrierten Gesamtschule Buxtehude teil.

„Die Menschen haben vor 100 Jahren besser gebaut als in den 60 und 70ern“, beschrieb Stadtbaurätin Michaela Springhorn ein Problem, das sich durch die ganze Buxtehuder Schullandschaft zieht. Das sei auch eine Verpflichtung, jetzt nachhaltig zu bauen. Exemplarisch für die schlechte Bauqualität steht die Grundschule Altkloster. Während die 124 Jahre alten Gebäude zu erhalten sind, sind die meisten anderen Gebäude marode. Auch die Altklosteraner Nebenstelle Hedendorf hat Probleme in der Bausubstanz. Hier sind die Anbauten kritisch.

Altkloster: Je älter, desto besser sind die Gebäude

Denkbar wäre in Altkloster der Abriss der Sporthalle, der Pausenhalle, der Gymnastikhalle und des zweigeschossigen Ergänzungsbaus am Eichholz. „Es könnte ein identitätsstiftender Ansatz sein, die drei alten Hauptgebäude, im Hinblick auf eine langfristig nachhaltige Standortentwicklung, vollumfänglich zu sanieren und durch Neubauten neu zu organisieren“, so das Büro Luchterhandt. Allerdings stehen auch die historischen Gebäude im Ampel-Schema auf der Grenze von Gelb auf Rot.

Es kann sich lohnen, die alte Bausubstanz der Grundschule Altkloster zu erhalten. Die meisten anderen Gebäude sind marode.

Es kann sich lohnen, die alte Bausubstanz der Grundschule Altkloster zu erhalten. Die meisten anderen Gebäude sind marode. Foto: Wisser

In Ordnung in dem Sinne, dass sie die Gebäude weiter nutzen können, sind die Grundschule Harburger Straße und Rotkäppchenweg ohne Turnhalle. Das gilt auch für die Nebenstelle in Ottensen. Für alle Grundschulen gilt, dass sie nur eingeschränkt barrierefrei sind. Über energetische Sanierung wurde noch gar nicht gesprochen. Hier dürfte keine Schule moderne Standards erreichen.

Eine ganz neue Grundschule ist schon gesetzt

Aktuell besuchen 1600 Kinder in 75 Klassen die Buxtehuder Grundschulen. 2035 werden es 1750 Kinder in 80 Klassen sein. Da alle Grundschulen ihre gesetzlich vorgegebene Maximalgröße von vier Klassen pro Jahrgang erreicht haben, leitet sich daraus die Notwendigkeit ab, ohnehin eine neue Grundschule zu bauen. „Wir müssen viele lose Enden zusammenknüpfen“, beschrieb Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt die Gesamtsituation.

Die fünf Schulleitungen der Grundschulen stellen ihre pädagogischen Konzepte vor: Ulrike Janssen (Altkloster), Bianca Prigge (Stieglitzweg), Peter Gehrmann (Neukloster), Alla Martschenko (Harburger Straße) und Heike Welle (Rotkäppchenweg).

Die fünf Schulleitungen der Grundschulen stellen ihre pädagogischen Konzepte vor: Ulrike Janssen (Altkloster), Bianca Prigge (Stieglitzweg), Peter Gehrmann (Neukloster), Alla Martschenko (Harburger Straße) und Heike Welle (Rotkäppchenweg). Foto: Wisser

Die Begleitumstände der gemeinsamen Sitzung waren allerdings ungewöhnlich. Zwei externe Sicherheitsleute waren vor dem Eingang der IGS postiert. Die Tür zur Aula wurde um Punkt 19 Uhr geschlossen und mehrere Menschen wurden danach nicht reingelassen. „Das ist ein unglaublicher Vorgang“, beschwerte sich die Buxtehuderin Ingrid Buttler gegenüber dem TAGEBLATT. Sie war mit anderen von der verschlossenen Tür betroffen.
Im Gespräch: Die Landtagsabgeordnete und Ratsfrau Birgit Butter und der Buxtehuder Schulelternratsvorsitzende Marc Höper.

Im Gespräch: Die Landtagsabgeordnete und Ratsfrau Birgit Butter (CDU) und der Buxtehuder Schulelternratsvorsitzende Marc Höper. Foto: Wisser

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