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Interview

TAlexander Klaws: „Winnetou zu spielen, ist eine meiner größten Herausforderungen“

Längst im Norden angekommen: Alexander Klaws.

Längst im Norden angekommen: Alexander Klaws. Foto: Lisa Drewes

Neun Wochen als Winnetou liegen in diesem Sommer bereits hinter Karl-May-Star Alexander Klaws. Und mittendrin kam auch noch sein drittes Kind zur Welt. Wie er all das managt.

Von Emily Höpner Sonntag, 18.08.2024, 09:00 Uhr

Hamburg. Er war der erste DSDS-Sieger, hangelte sich schon als Tarzan durch Hamburgs Neue Flora und sorgt seit 2019 als Winnetou für volle Ränge am Bad Segeberger Kalkberg. Beim Gespräch hinter den Kulissen der Karl-May-Spiele erzählt der 40-Jährige von seiner bewegten Karriere, dem Leben in Hamburg, seiner Liebe zum Fußball – und der kürzlichen Geburt seines dritten Kindes.

Alexander, warum hast Du Dich dazu entschieden, die Rolle des Winnetou anzunehmen?

Warum nicht? Das ist die kurze Antwort. Es ist eine sehr große Rolle, die ich hier spielen darf. Ich strebe immer nach der nächstgrößten Herausforderung, und wenn eine der bedeutendsten Theaterrollen auf einen zukommt und jemand von dieser Bühne anfragt, muss man nicht lange nachdenken.

Ich liebe die Herausforderung, ich liebe all das, was diese Bühne mit sich bringt. Eine Rolle, die schon so viele vor mir gespielt haben, noch mal ein Stück weit neu zu erfinden – von der Agilität her, von der Art und Weise, wie man sie anlegt, zusammen mit den tollen Kollegen, der ganzen Crew – das sind alles so tolle Vorzeichen, da wäre ich ja wahnsinnig, wenn ich da Nein sagen würde.

Das sind genau die Entscheidungen, die Momente, warum ich Schauspieler geworden bin: Damit man den Leuten etwas präsentieren kann, was vor mir in der Art noch nie jemand mit dieser Rolle gemacht hat. Das ist zumindest mein Anspruch.

Wie intensiv bereitest Du Dich auf Deine Rollen vor?

Zu jeder Rolle, die ich spiele, gehört eine sehr gute Vorbereitung. Es gibt keine Rolle, bei der ich zur Probe gehe und sage: „So, lass mal machen, ich bin ready.“ Was ich damit sagen möchte, ist: Vorbereitung ist das A und O, ob es textlich oder körperlich ist. Zu dem, was ich leicht aussehen lasse, gehört gute Vorbereitung.

Für mich hat jede Rolle auch eine Körperlichkeit: Bei „Jekyll & Hyde“ bin ich sehr drahtig. Das war schon eine Challenge, zu wissen, dass ich im Sommer Winnetou bin, aber davor noch Jekyll spiele. Ende des Jahres haben wir Wiederaufnahme von „Jekyll & Hyde“. Wenn ich da so durchtrainiert bin wie jetzt, passen mir die Sachen alle nicht mehr (lacht).

Im Ernst: Ich bin wirklich ein sehr körperlicher Schauspieler und lasse das alles sehr nah an mich heran. Bei Tarzan hatte ich beim Anblick der Hanteln körperliche Schmerzen und auch jetzt habe ich noch ein paar Blessuren von „Let’s Dance“, dabei ist das schon zehn Jahre her. Da merke ich, dass man gucken muss, wie man sich vorbereitet und auch, wie man regeneriert. Ich möchte ja immer noch mit meinen Söhnen Fußball spielen und hier die ein oder andere Rolle spielen.

Du bist ja jetzt hier im Norden heimisch geworden.

Ja, absolut, man hört es sogar ein bisschen (lacht). Ganz ehrlich, ich habe heute viel mit Freunden telefoniert, weil wir zwei Wochen keinen Kontakt hatten, da wir uns vor der Geburt unseres dritten Kindes eingeigelt haben. Und die sagen auch, dass ich den nordischen Slang schon total verinnerlicht habe.

Wie lange hat es gedauert, bist Du Dich in Hamburg wohlgefühlt hast?

Ich fühle mich in Hamburg richtig zu Hause, man hat alles vor der Haustür, das Meer ist eine Stunde entfernt. Wir haben viele Freunde, die hierher gereist sind oder die wir hier gefunden haben. Aber wenn ich in Münster bei meinen Eltern oder Freunden aus Kindertagen bin, dann ist es so, als wäre ich nie weg gewesen. Meine Frau als Schweizerin hat mit dem Kalkberg zumindest einen Berg vor der Tür, bei dem sie sich zu Hause fühlen kann (lacht).

Deine Frau und Du sind kürzlich zum dritten Mal Eltern geworden. Was bedeutet die Geburt Eures Babys für Deine Rolle bei den Karl-May-Spielen?

Gar nichts. Die Shows werden ganz normal zu Ende gespielt. Nach der Show hat es für die Leute, die ein Autogramm haben oder ein Foto machen wollen, vielleicht den negativen Effekt, dass ich auf die 5, 10 oder teilweise auch 20 Minuten verzichte und sofort nach Hause fahren muss.

Du bist Fan von Borussia Dortmund: Wie groß ist Deine Fußballleidenschaft und die Liebe zum BVB?

Meine Leidenschaft zum Fußball ist sehr groß. Natürlich fiebere ich richtig mit und bin kein Fan, der nur wegen der Stadionwurst da ist und dem sonst alles egal ist. Das wäre ja langweilig. Ich bin emotional total mit dem BVB verbandelt und kenne viele Legenden, die ich mittlerweile auch als meine Freunde betiteln darf. Im Sommer haben wir den Song „Die gelbe Wand“ aufgenommen, das kommt jetzt auch in englischer Sprache raus. Es gibt weltweit Zigtausende Fanclubs, die gefragt haben, was das für ein Song ist und die gesagt haben, dass sie es auch auf ihrer Sprache haben wollen.

Warst Du auch schon mal beim HSV oder bei St. Pauli im Stadion?

Ja, natürlich, ich war auch beim Derby dabei, als St. Pauli fast im gegnerischen Stadion aufgestiegen wäre – das wäre die Höchststrafe gewesen. Der BVB hat eine Fanfreundschaft mit dem HSV und St. Pauli, von daher ist man da auch sehr eng verbunden und es ist eine sehr traditionelle Fanszene, das mögen wir immer sehr.

Du hast jetzt sogar einen Song, der bei den Karl-May-Spielen gespielt wird …

Ich strecke musikalisch wieder ein bisschen meine Fühler aus, nicht nur mit dem BVB-Song, sondern auch am Kalkberg. Wir haben den Song aber auch noch nicht an die große Glocke gehängt, weil wir erst mal gucken wollten, was passiert. Ich habe es bei der Premiere filmen lassen, um zu schauen, wie es wirkt. Einen Song zu schreiben, der auch die nicht erfreulichen Thematiken der aktuellen Zeit einfängt, sie aber irgendwie verpackt in eine Melodie und so etwas Tolles bei den Leuten erzeugt, das war die Herausforderung.

Inwiefern?

Musik soll schöne Emotionen entfachen, und das haben wir mit diesem Song versucht – sowohl mit der Thematik des Stücks als auch mit dem, was uns alle angeht und wo jeder Einzelne sich an den eigenen Schopf packt, um etwas zu bewirken. Man hat es jetzt bei der EM gesehen: Fußball und Musik sind die kulturellen Sachen, die uns, gerade in Zeiten wie diesen, immer wieder zusammenschweißen. Ich glaube, die Corona-Zeit war für viele anstrengend, weil sie separiert und gespalten hat, und ich hoffe, dass EM, Sommer, Sonne, Musik – und Karl May – wieder etwas reparieren können.

Zurück zum Anfang Deiner Karriere: Bist Du zum DSDS-Casting eigentlich aus Neugierde gegangen oder mit dem Ziel, zu gewinnen?

Das eine schließt ja das andere nicht aus. Ich glaube, ich habe das immer ein bisschen in mir, das kann man nicht lernen, sondern man hat es im Blut und lebt es einfach. Es war vieles im Unterbewusstsein, denn ich wusste damals nicht, was mich erwartet. Das war einfach nur ein Casting und es hieß, dass man eine Runde weiterkommen kann. Man wusste nicht, wer in der Jury sitzt, anders als die, die da heute hinfahren. Die Fragestellung von RTL in den Zeitungs-Annoncen lautete damals: „Was macht dich speziell als Musiker und Sänger?“.

Das, was man heute weiß, wusste man damals nicht und dementsprechend ging es mir auch nur darum, mich zu präsentieren, mein Herz auf der Casting-Bühne zu lassen und zu hoffen, dass ich die Leute berühre. Das ist passiert und der Rest ist Geschichte. Wichtig ist, dass ich vorhatte, mit dem, was ich mit mir bringe, zu überzeugen und nicht mit irgendwelchen gemachten Geschichten.

Im Nachhinein hat man viel über mich gesagt, wie „Der ist ja so Schwiegermutters Liebling“ – aber alle Sachen, die mir dort angekreidet wurden, sind eigentlich meine Stärken. Wo andere umgekippt sind und Skandale kreiert haben, um im Gespräch zu bleiben, habe ich immer versucht, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren und mit dem, was mich ausmacht, die Leute zu berühren. Und, wenn das nicht klappt, muss ich eben etwas anderes machen. Bisher hat es immer gereicht.

Karl May ist ja so eine Art „Traumwelt“, in die man entführt wird. Wenn Du zurückblickst auf den Tag, an dem Du zu dem Casting gefahren bist und jetzt den Winnetou spielst, ist das auch so ein traumhaftes Gefühl?

Ja, aber während ich den genieße, bin ich schon am Pläneschmieden. Ich bin nicht der, der sich zurücklehnt und einen Haken hinter das macht, was er erreicht hat. Für mich geht die Reise immer weiter und die Träume sind ja auch Träume, weil danach schon die nächste Herausforderung wartet. Ich bin nie fertig mit dem, was mich ausmacht, sondern versuche, mich täglich neu zu erfinden.

Zur Person: Seit fünf Jahren spielt er den Winnetou

Alexander Klaws wurde am 3. September 1983 in Ahlen geboren und wuchs in Sendenhorst bei Münster auf. Er hat eine Schwester. Bekannt wurde er 2003 als erster Gewinner der RTL-Show „Deutschland sucht den Superstar“. 2006 war er das erste Mal als Musical-Darsteller am Berliner Theater des Westens in der Rolle des Alfred in „Tanz der Vampire“ zu sehen. Es folgten weitere Hauptrollen, unter anderem in den Musicals „Tarzan“, „Jesus Christ Superstar“ und „Ghost“. Aktuell spielt er in Darmstadt die Hauptrolle im Musical „Jekyll & Hyde“. Zudem ist er seit 2019 bei den Karl-May-Spielen in der Hauptrolle des Winnetou zu sehen. Mit seiner Frau und seinen Söhnen wohnt der leidenschaftliche Fußball- und BVB-Fan im Nordosten seiner Wahlheimat Hamburg.

Bitte ergänzen Sie...

Mein Lieblingsort in Hamburg ist … das Alstertal.

Meine Traumreise ginge nach … überall, wo Sonne, Wärme und Wasser ist.

Eine Freude macht man mir mit … Freizeit mit Familie und Freunden.

Mich nervt … Unordentlichkeit.

Vater zu sein bedeutet für mich … das ist die wichtigste und bedeutendste Rolle.

Der Held meiner Kindheit und Jugend war … tatsächlich Winnetou.

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