TAn Stackmanns geheimen Orten: Wo Buxtehuder sonst keinen Zutritt haben

Auf 300 Fahrten pro Tag transportiert der Lastenaufzug im Modehaus Stackmann normalerweise Warenpakete. Bei der Insider-Tour dürfen die Gäste zusammen mit Kaufhaus-Seniorchef Dieter Stackmann im Aufzug fahren. Foto: Sulzyc
Im Lastenaufzug fahren und der Buxtehuder Kaufhaus-Dynastie aufs Dach steigen: Bei der Stackmann-Insider-Tour ist das möglich. Ein Rundgang mit dem Seniorchef.
Buxtehude. Über 25.000 Quadratmeter erstreckt sich die Gesamtfläche des Modehauses Stackmann. Davon sind 15.000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Zu den übrigen 10.000 Quadratmetern haben Kunden und Kundinnen normalerweise keinen Zutritt. Bei einer Führung öffnete das Unternehmen jetzt ausnahmsweise die Türen zu den geheimen Orten.
Stackmann-Insider-Tour nennt sich die Veranstaltung - eine Neuauflage nach der Premiere im Jahr 2019. 18 Euro pro Person kostet die Teilnahme, Verpflegung auf die Hand und Getränke inklusive. Ursprünglich waren drei Besuchergruppen mit insgesamt 45 Menschen geplant. Aber das Interesse ist riesig. Am Ende gehen 120 Teilnehmer und Teilnehmerinnen in fünf Gruppen auf ihnen bisher unbekannten Wegen durch das Kaufhaus.
2,4 Millionen Besuche pro Jahr im Kaufhaus
Eine Gruppe führt Seniorchef Dieter Stackmann. „Ich erzähle viele Geschichten, die älteren Datums sind“, warnt der 77-Jährige vor dem Start sein Publikum. Aber zunächst hört es aktuelle Zahlen zum Unternehmen: 280 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, davon ein Drittel in Vollzeit. 2,4 Millionen Besuche im Kaufhaus pro Jahr.
Im Mitarbeiter-Casino haben Kaufhausgäste keinen Zutritt - hier beginnt die Insider-Tour. Gegen 17.15 Uhr steht die Kantine leer. Kein Duft, keine Speisekarte lässt erahnen, was es an diesem Tag wohl zu essen gab. Rib-Eye-Steak soll ein Gericht gewesen sein.
Das kostet ein Mittagessen für Mitarbeiter
Wer hier speisen darf, ist von den steigenden Verbraucherpreisen spürbar entlastet: 4 Euro kostet ein warmes, frisch gekochtes Mittagessen. Ein Vorteil, den das Unternehmen seinen Beschäftigten bietet. Verblüffung ist in den Gesichtern der Tour-Teilnehmer zu sehen. Zwei Mahlzeiten stehen am Tag zur Auswahl, eine Terrasse mit Blick auf die Dächer der Altstadt inklusive.
Die Chefetage ist das nächste Ziel. „Ich habe das größte Büro“, sagt Dieter Stackmann. „Aber nur, weil ich auf ein Signal meines Sohn warte, dass wir tauschen.“ An den Wänden sind technische Zeichnungen und Bilder mit Buxtehuder Stadtansichten befestigt. Zweckmäßig, kein Prunk.
Ob er alle Beschäftigten duze, fragt jemand den Senior-Kaufhauschef. „Nein“, antwortet Dieter Stackmann, „ich bin für das Sie.“
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Nahezu papierfrei läuft das Geschäft, erfahren die Gäste im Druckerraum. 50 Drucker wurden früher im Kaufhaus genutzt. Heute sind es nur noch acht. Ob Stackmann mit künstlicher Intelligenz arbeite, möchte ein Gast in der Marketing-Abteilung wissen. Antwort: „Kleine Helferlein“ kämen zum Einsatz, in die Software integriert seien sie.
Picobello aufgeräumt sind die Schreibtische - der Grund dürfte die Besuchertour sein. Da fallen die übereinander gestapelten Matratzen, Tische, Regale und Sitzmöbel auf, zu denen Dieter Stackmann die Tür öffnet. Jubiläumslager heißt intern der Ort. Hier bewahrt das Unternehmen ausrangierte Möbel aus der Kaufhausausstellung auf. Der Name geht auf die Entwicklungsgeschichte des seit 1919 stets gewachsenen Kaufhauses zurück.

Ausrangierte Möbel lagern im „Jubiläumslager“, wie es intern heißt. Der Name hängt mit den Erweiterungsbauten des Kaufhauses zusammen. Foto: Sulzyc
Hinauf auf das Dach geht es. Keinen atemberaubenden Ausblick erhalten die Gäste - stattdessen Haustechnik. „So haben wir gute Luft im Laden“, erklärt Dieter Stackmann. Rohre trennen Kalt- und Warmwasser. 250.000 Kubikmeter pro Stunde rauschen durch.

Den schönsten Ausblick aus dem Modehaus Stackmann bieten die Fenster im Trainerraum für Auszubildende. Aus dem Fenster sieht man die Dächer der Altstadt, das Rathaus und die St.-Petri-Kirche. Foto: Sulzyc
Den schönsten Ausblick aus dem Kaufhaus böte der Raum, der den Auszubildenden und ihren Ausbildern vorbehalten ist. Aus den Fenstern sieht man die Dächer der Altstadt, das Rathaus und die St.-Petri-Kirche.

Das Modehaus Stackmann betreibt eine Näherei. Vier Mitarbeiterinnen sind dort tätig. Foto: Sulzyc
Das Modehaus betreibt eine Näherei. Vier Mitarbeiterinnen sind dort tätig. „Arbeiten, die etwas mehr Zeit erfordern, vergeben wir an einen Spezialbetrieb in Horneburg“, sagt Dieter Stackmann.

Nähgarn in vielen Farbnuancen bietet das Atelier des Modehauses Stackmann. Vier Näherinnen arbeiten dort. Foto: Sulzyc
1,1 Millionen Teile haben 2024 die Logistikabteilung durchlaufen. 300 Mal am Tag bewegt sich deshalb der Lastenaufzug, in dem die Tourgäste exklusiv fahren dürfen. Wer deshalb Tausende Modeartikel zu sehen erwartet hat, wird enttäuscht. Einige Pakete befinden sich im Lager, die Regale sind überwiegend leer. Die Tagesarbeit sei bereits erledigt, Ware treffe ab 6 Uhr ein. 150.000 unterschiedliche Artikel befänden sich im Haus.
Auf seine Energiegewinnung ist das Unternehmen stolz. Deshalb öffnet Dieter Stackmann die Tür zum Keller: Rohre und Messinstrumente sind zu sehen. Das Kaufhaus nutzt Geothermie, das ist im Erdinneren gespeicherte Wärme. Diese Energie kann zum Heizen, Kühlen und zur Stromerzeugung verwendet werden.
Stackmann sei an einem Forschungsprojekt beteiligt, als einzige Handelsimmobilie in diesem Ausmaß: Heizung und Kühlung von 20.000 Quadratmeter Fläche mit Erdwärme aus 152 Metern Tiefe. Ein Effekt: „Wir brauchen kein Erdgas mehr im Haus“, sagt Dieter Stackmann.
Darum ist das Parkhaus so wichtig
Der Bau des Parkhauses sei überlebenswichtig für das Unternehmen gewesen. Grund: Lediglich 20 Prozent der Kundschaft seien aus Buxtehude. Weitere 40 Prozent würden das Kaufhaus aus Horneburg und dem Alten Land aufsuchen. Die übrigen 40 Prozent kommen von weiter her.
650 Stellplätze bietet das Parkhaus. „Wir haben weit über 1000 Ein- und Ausfahrten pro Tag“, sagt Dieter Stackmann. Mit 14 Stromladesäulen biete das Parkhaus den größten öffentlichen Ladepark im Landkreis Stade.

Dieter Stackmann (2. von rechts) führt die Besuchergruppe bis zu dem 1961 errichteten Wohnhaus seiner Familie. Im Garten produzieren sieben Bienenvölker Honig, den das Kaufhaus vermarktet. Foto: Sulzyc
Bis in den Garten des 1961 errichteten Wohnhauses der Familie Stackmann führt die Tour. Nahe dem Kaufhaus, am früheren Stadtgraben, liegt es. Sieben Bienenvölker produzieren im Garten Honig. Bis September werden 90 Kilo erwartet. Das Naturprodukt wird das Modehaus selbst vermarkten. Eine Idee seines Sohnes Fabian, sagt Dieter Stackmann.
Nach mehr als zwei Stunden endet die Tour zu den geheimen Plätzen der Buxtehuder Kaufhaus-Dynastie. „Eine Neuauflage wird es auf jeden Fall geben“, kündigt Marketingleiterin Ines Schmidt an. Wann, sei noch nicht bekannt.
Diese Idee verfolgt Stackmann mit der Tour
Die Insider-Tour ist Teil einer Strategie, Menschen für den stationären Einzelhandel zu begeistern. Kaufhauschef Fabian Stackmann sagt: „Wir möchten mit diesen Führungen zeigen, dass hinter Stackmann nicht nur Mode und schöne Dinge stehen, sondern vor allem Menschen. Uns ist es wichtig, nahbar zu sein, Einblicke zu geben und echte Erlebnisse zu schaffen.“

Auf 300 Fahrten pro Tag transportiert der Lastenaufzug im Modehaus Stackmann normalerweise Warenpakete. Bei der Insider-Tour dürfen die Gäste zusammen mit Kaufhaus-Seniorchef Dieter Stackmann im Aufzug fahren. Foto: Sulzyc
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