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TArian bleibt verschwunden - So viele Menschen werden im Kreis Stade vermisst

Der sechsjährige Arian wird noch immer gesucht.

Der sechsjährige Arian wird noch immer gesucht. Foto: Sina Schuldt/dpa

Seit einem Monat ist der sechsjährige Arian jetzt bereits verschwunden. Der Junge ist kein Einzelfall: So viele Menschen wurden im Kreis Stade in diesem Jahr schon bei der Polizei als vermisst gemeldet.

Von Redaktion Donnerstag, 23.05.2024, 11:50 Uhr

Landkreis. Der sechs Jahre alte autistische Arian aus Elm seit dem 22. April verschwunden. Mit der bisher bundesweit größten Suchaktion, die sich auch auf den Kreis Stade erstreckte, suchten bis zu 1200 Einsatzkräfte nach dem Jungen.

In der vergangenen Woche schickten die Ermittler noch einmal Spezialisten auf die Oste und befragten Anwohner – vergeblich. Noch zwei Monate lang wird jetzt eine Ermittlungsgruppe tätig sein. Der Polizei liege ein „Berg von Hinweisen“ vor, die jetzt abgearbeitet würden.

Wie viele Menschen werden im Kreis Stade vermisst?

Auch im Kreis Stade verschwinden Menschen: In diesem Jahr wurden bereits 47 Menschen als vermisst gemeldet, berichtete Polizeisprecher Rainer Bohmbach auf TAGEBLATT-Nachfrage. Allerdings seien alle Fälle aufgeklärt worden. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 259 Vermisstenfälle im Landkreis, so Bohmbach.

„Es handelt sich hier bei den Zahlen auch nur um die gemeldeten Vermisstenfälle“, sagte der Polizeisprecher, „die Zahlen spiegeln allerdings in keinster Weise die dann am Ende tatsächlich verschwundenen Personen wider.“ Heißt: Nicht jede Person, die bei der Polizei als vermisst gemeldet wurde, war wirklich verschwunden. So gab es im Jahr 2022 sogar 354 Vermisstenfälle, die sich laut Rainer Bohmbach aber auch alle wieder geklärt hätten. Die meisten Menschen tauchten am Ende wieder auf, zumal bestimmte Personen immer wieder als vermisst gemeldet werden würden, so Bohmbach.

1380 Vermisstenfällte in ganz Niedersachsen

In Niedersachsen gelten derzeit annähernd 1380 Menschen als vermisst. Nahezu die Hälfte sind Erwachsene, wie das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen Anfang Mai mitteilte. Rund 470 der Vermissten sind Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren, circa 230 Kinder bis 14 Jahre. Die Zahlen verändern sich dem LKA zufolge täglich, weil neue Fälle dazukommen und Fahndungen gelöscht werden. Fahndungen lösche man beispielsweise, wenn ein Vermisster aufgefunden werde, sagte eine Sprecherin des LKA.

Dem LKA zufolge kehren Vermisste in der Regel im Zeitraum zwischen einem Tag und drei Tagen zurück nach Hause oder werden aufgegriffen. Kinder seien oft nur wenige Stunden weg. Die Behörde führt keine Statistik, die erklären kann, warum Menschen verschwinden. „Erfahrungsgemäß kann jedoch festgestellt werden, dass Jugendliche vorrangig aus Abenteuerlust oder aufgrund von Streit im näheren Familienkreis ihr gewohntes Umfeld verlassen“, teilte das LKA mit.

Menschen gelten als vermisst, wenn sie ihr gewohntes Umfeld verlassen haben, ihr Aufenthaltsort unbekannt ist und wenn angenommen werden kann, dass sie in Gefahr sind. Bei Minderjährigen wird grundsätzlich angenommen, dass sie in Gefahr sind, wenn sie vermisst werden. Das regelt die sogenannte Polizeidienstvorschrift.

Bundeskriminalamt: „Täglich werden jeweils etwa 200 bis 300 Fahndungen neu erfasst“

In ganz Deutschland gelten fast 10.000 Menschen als vermisst. Das Bundeskriminalamt (BKA) erfasste zu Monatsbeginn 9554 Frauen und Männer mit unklarem Aufenthaltsort.

Das teilte eine Behördensprecherin in Wiesbaden mit. 70 Prozent der Vermissten seien Männer, männliche Jugendliche oder Jungen.

Verschwunden sind den Angaben zufolge 1845 Kinder unter 13 Jahren. Unklar sei zudem, wo sich 3458 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren aufhielten.

„Täglich werden jeweils etwa 200 bis 300 Fahndungen neu erfasst, etwa die gleiche Anzahl wird wegen Erledigung gelöscht“, teilte die Sprecherin mit. Dem Bundeskriminalamt zufolge klärt sich etwa die Hälfte der Vermisstenfälle innerhalb der ersten Woche auf. Binnen Monatsfrist seien es 80 Prozent der Fälle. „Der Anteil der Personen, die länger als ein Jahr vermisst werden, beträgt etwa 3 Prozent.“

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