TArthrose im Knie - und nun? Buxtehuder Spezialist klärt auf

Jährlich werden in Buxtehude 400 bis 500 Knieprothesen eingesetzt. Foto: Florian Schuh/dpa-tmn
Wenn die Beschwerden so stark sind, dass das Knie den Alltag bestimmt, rät der Buxtehuder Mediziner Dr. Hans-Wolfram Körner zu einem künstlichen Kniegelenk. Aber wie läuft die Operation ab und wie lange hält das neue Knie? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Buxtehude. Mehr als 200 Menschen wollten vor kurzem den Vortrag über Knieprothesen hören. Doch so viel Platz bietet der Hörsaal im Buxtehuder Elbe Klinikum nicht. „Da passen vielleicht 130 Leute rein, und die saßen schon auf dem Flur“, sagt Körner, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Sportmedizin. Es gab einen Zusatztermin.
Das Interesse verwundert nicht: Buxtehude gehört zu den führenden Kliniken auf diesem Gebiet, ist seit Jahren als Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung zertifiziert. „Das sind die höchsten Weihen, die man erzielen kann“, sagt Körner. Jährlich werden in Buxtehude 400 bis 500 Knieprothesen eingesetzt.

Das chirurgische Team um Dr. Hans-Wolfram Körner (3. von links). Foto: Martin Elsen
Körner stellt immer wieder fest, dass die Patienten viele Fragen zum Thema haben: Wann sollte man über ein künstliches Kniegelenk nachdenken? Wie läuft die Operation ab? Wie lange hält die Prothese? Körner kennt diese Fragen nur zu gut.
Was ist der häufigste Grund für ein künstliches Kniegelenk?
Arthrose. In Deutschland leiden bis zu acht Millionen Menschen an dieser Gelenkerkrankung, die auch das Knie betrifft. Ein Sportunfall, Übergewicht oder ein ausgeprägtes X- oder O-Bein können dazu führen, dass die Knorpelschicht, die das Gelenk schützen soll, verschleißt. „Das ist wie bei einem Autoreifen“, sagt Körner, „wenn der abgenutzt ist und man nur noch auf der Felge fährt, sollte man über eine Operation nachdenken.“
Wann kommt ein neues Knie infrage?
Die Arthrose allein ist nicht ausschlaggebend. „Es gibt Menschen, die laufen trotz Arthrose beim Altstadtlauf mit“, sagt Körner. Aber wenn konservative Therapien nicht mehr helfen und die Beschwerden so stark sind, dass man seinen Alltag nur noch nach dem Knie ausrichtet, kann der Zeitpunkt gekommen sein. Nur sollte man nicht zu lange warten. Denn je weiter die Arthrose fortgeschritten ist, desto mehr Begleitschäden treten an Muskulatur und anderen Gelenken auf.
Wie finde ich eine geeignete Klinik?
Bei der Suche hilft die Plattform endocert.de. Dort finden sich zertifizierte Endoprothetikzentren, die bestimmte Qualitätskriterien erfüllen, neben Buxtehude und Stade sind darunter auch Buchholz, Winsen/Luhe oder Lüneburg. Die AOK rät, sich vor der Operation gut zu informieren. Denn in den besten Kliniken kommt es im Anschluss selten zu Komplikationen und Folge-OPs, wie eine Auswertung von rund 137.000 Kniegelenkersatz-Operationen von AOK-Versicherten ergab.
Wie läuft die Operation ab?
Laut Körner haben die meisten Patienten eine falsche Vorstellung: „Viele glauben, dass wir den Knochen oberhalb und unterhalb der Kniescheibe wegschneiden und dann ein Eisengelenk einsetzen.“
Dem sei aber nicht so. Knochen, Bänder und Sehnen bleiben, wo sie sind. Stattdessen wird die kaputte Gelenkfläche mit einer Säge geglättet und die Prothese als eine Art Metalloberfläche mit einem speziellen Zement am Knochen befestigt. „Wir versuchen, das Knie so wiederherzustellen, wie es im gesunden Zustand einmal war“, sagt Körner. Mit Hilfe einer Planungssoftware erzielen die Mediziner möglichst genaue Ergebnisse.
Muss gleich das ganze Knie ersetzt werden?
Körner und sein Team haben den Anspruch, nur so wenig künstliches Material wie möglich zu verwenden. Denn anhand von Röntgen- und MRT-Aufnahmen lässt sich feststellen, ob nur bestimmte Teile des Knies betroffen sind. „Ist die Arthrose zum Beispiel nur unterhalb der Kniescheibe vorhanden und das Hauptgelenk ansonsten in Ordnung, dann setzen wir eine Teilprothese ein“, sagt Körner. Das Elbe Klinikum hat Hunderte von Voll- und Teilprothesen in verschiedenen Größen auf Lager.
Merkt man etwas während der Operation?
Laut Körner bekommt der Patient eine Vollnarkose oder eine Spinalanästhesie, bei der nur die Beine betäubt werden, der Patient aber durch eine Art Schlafmittel nichts von der Operation mitbekommt. Die Operation dauert in der Regel eine bis eineinhalb Stunden.
Was ist bei Allergien?
„Heute gibt es gar nicht so wenige Patienten, die allergisch auf Metall oder Knochenzement reagieren“, sagt Körner. Bei Auffälligkeiten wird ein Allergietest durchgeführt. In diesem Fall bekommt der Patient eine hypoallergene Prothese.
Was passiert nach der Operation?
Nach dem Aufwachen wird das Knie mobilisiert. Das heißt, der Patient kann mit Hilfe eines Physiotherapeuten aufstehen, das Knie voll belasten und nach Belieben bewegen, strecken und beugen. „Fast Track heißt das Stichwort für eine schnelle Rückkehr in den Alltag“, sagt Körner. Gehhilfen braucht nur, wer sich unsicher fühlt.
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Nach fünf bis sechs Tagen wird der Patient entlassen. Dann beginnt die Reha. Diese Anschlussheilbehandlung besteht unter anderem aus Krankengymnastik, Lymphdrainage und Bewegungstherapie.
Wann kann man wieder Treppen steigen und Auto fahren?
Laut Körner können die Patienten bei der Entlassung in der Regel selbstständig gehen und Treppen steigen. Bis sie wieder Auto fahren und sicher die Pedale bedienen können, dauert es aber mindestens sechs Wochen. „Dann hat sich die Muskulatur in der Regel erholt und man ist aus dem Gröbsten raus“, sagt Körner. Schwellungen und Schmerzen sind bis dahin abgeklungen. Nach etwa einem halben Jahr hat man sich an das neue Knie gewöhnt.
Wie lange ist man krankgeschrieben?
Man sollte je nach beruflicher Belastung mit sechs bis zwölf Wochen rechnen.
Kann man mit dem neuen Knie noch Sport treiben?
Laut Körner sind die meisten Patienten um die 75 Jahre alt - da erübrigt sich die Frage häufig. Wer aber vor der Operation viel Sport getrieben habe, könne das ruhig weitermachen. Bewegung sei generell wichtig, um Muskeln, Bänder und Sehnen zu stärken und damit der Prothese Halt zu geben. Spazierengehen, Radfahren oder Gymnastik können helfen. Jedoch sollte man Sportarten mit größeren Sprungbelastungen vermeiden.
Welche Probleme können nach der Operation auftreten?
Der Eingriff gilt als sehr sicher. In seltenen Fällen könne es im Anschluss zu einer bakteriellen Infektion oder einer Bewegungseinschränkung kommen, sagt Körner. Wie aus dem Endoprothesenregister Deutschland hervorgeht, das die Qualität bei künstlichen Gelenken sicherstellen soll, gehört die Buxtehuder Klinik auf diesem Gebiet zu den führenden in Deutschland.
Wie lange hält die Prothese?
Studien zeigen, dass die meisten Patienten langfristig mit ihrem neuen Knie zufrieden sind. Doch die Lebensdauer der Prothese ist begrenzt. „Ein Kniegelenk ist ein Verschleißteil, wie ein Autoreifen: Der eine fährt Rallye Dakar, der andere geht nur noch vom Sofa zum Kühlschrank“, sagt Körner. Im Schnitt hält eine Knieprothese 20 bis 25 Jahre.
Setzen bald nur noch Roboter neue Knie ein?
Diese Frage beantwortet Körner bei seinen Vorträgen immer wieder. Denn inzwischen wird in einigen Krankenhäusern wie in Bremervörde mit Hilfe eines Roboterarms operiert, der mit einer Fräse oder Säge ausgestattet ist und präzise Ergebnisse erzielen kann. „Allerdings ist der Roboter nur so gut wie sein Operateur“, sagt Körner. Das könnte sich in einigen Jahren durch künstliche Intelligenz ändern, und der Roboter trifft im Operationssaal eigene Entscheidungen.

Dr. Hans-Wolfram Körner und sein Team setzen pro Jahr bis zu 500 Knieprothesen ein. Foto: Martin Elsen
Wir versuchen, das Knie so wiederherzustellen, wie es im gesunden Zustand einmal war.