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Kolumne

TAu Backe: Das klebrige Harz ist im Handball Fluch und Segen zugleich

Die Hand voll Backe: Für Handballer ist nur Tore werfen schöner.

Die Hand voll Backe: Für Handballer ist nur Tore werfen schöner.

Handballer lieben sie, Verantwortliche für Sporthallen hassen sie: Backe. Warum das Klebe-Harz Handballherzen höher schlagen lässt und es gleichzeitig ein Problem ist.

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Von Pauline Meyer
Mittwoch, 10.09.2025, 15:55 Uhr

Buxtehude. Nichts im Handballsport ist so heiß geliebt und umstritten wie die Backe. Das zeigt sich nicht nur im aktuellen BSV-Hallen-Eklat - das weiß ich auch aus eigener Erfahrung.

25 Jahre lang habe ich beim MTV Tostedt, unter anderem in der Oberliga, auf der Platte gestanden, und das klebrige Harz selbst erst lieben lernen müssen.

Von Blamagen und Kunstwürfen

Als ich das erste Mal mit Backe gespielt habe, landete der Ball öfter auf den Füßen meiner Mitspielerin, als in ihren Händen. Die Backe, ein Naturharz, verhilft dem geschulten Spieler zu besserem Grip, mehr Präzision, einem härteren Wurf und ist nützlich bei Trickwürfen.

Wer das Abrollen des klebrigen Balles aber nicht gewohnt ist, läuft nicht nur Gefahr, sich Blasen zuzuziehen, sondern auch, sich auf dem Spielfeld zu blamieren.

Offene Fingerkuppen

Als meine Mannschaft irgendwann regelmäßig mit Backe trainieren durfte, habe ich das Teufelszeug lieben gelernt. Auch wenn sich Harzklumpen in meinen Haaren verfangen haben, Hände und Trikots dreckig und die Fingerkuppen offen waren.

Harz gehört dazu

In den Profi-Ligen ist das Harz nicht mehr wegzudenken, der Backe-Topf ein festes Teammitglied. Das Geräusch - ein sattes Frapp-Frapp-Frapp -, das beim Auftragen auf den Ball entsteht, ist Musik in den Ohren eines jeden Handballers. Eines jeden? Zumindest bei denen, die regelmäßig damit trainieren.

Die Amateure stehen - wie auch einst meine Mannschaft - nicht selten vor dem Problem mit der Klebe. Denn in vielen Hallen herrscht striktes Backe-Verbot.

Der Grund: das Haftmittel klebt nicht nur an Bällen, Händen und Trikots, sondern auch an Böden, Bänken und Toren. Und die Reinigung ist aufwändig und teuer.

Babyöl gehört in jede Handball-Tasche

Was an den Händen leicht mit Babyöl und von Trikots mit einem Waschmittel zu entfernen ist, bekommt man nur maschinell oder mit speziellen Reinigern vom Boden.

Wasserlöslich ist Backe nicht. Ausweichmöglichkeiten, wie selbstklebende Bälle und synthetische Haftmittel, gibt es zwar, doch echte Alternativen sind das nicht. Die Klebekraft des Naturharzes ist, sobald man sich daran gewöhnt, ein richtiger Vorteil auf dem Spielfeld.

Was dieser Sport noch zu bieten hat, zeigt sich, mit dem Griff in den Pott: Den Ball noch knapp mit einer Hand fangen, ihn mit Wumms im Netz versenken oder - sofern beherrscht - mit Geschick um den gegnerischen Torwart ins Tor zu drehen: Das alles macht die Backe möglich und den Handball deutlich attraktiver.

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