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Dow & Co.

TAuch der FDP-Chef kann Stades Industrie keine großen Hoffnungen machen

Ein Mitarbeiter der Dow Stade bei der Arbeit (Symbolbild).

Ein Mitarbeiter der Dow Stade bei der Arbeit (Symbolbild). Foto: Fehlbus

Wie steht es um die Zukunft der Chemie-Industrie in Stade? Und wie kommen die Unternehmen durch die Energiepreiskrise? Diese Fragen trieb Christian Dürr, FDP-Fraktionschef im Bundestag, in die Hansestadt. Es geht um Chancen - und um Risiken.

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Von Lars Strüning
Samstag, 25.11.2023, 11:50 Uhr

Stade. Am Abend vorher ein Interview in der „Tagesschau“, am Abend nach dem Besuch in Stade live bei Anne Will. Finanzexperte Christian Dürr ist in Zeiten von Schuldenbremse, Verfassungsgerichtsurteil und massiven Haushaltsproblemen bundesweit ein gefragter Gesprächspartner. Zwischen den öffentlichkeitswirksamen Auftritten bekam er in Stade Einblicke in das wahre Leben.

Dr. Neldes Hovestad ist Werkleiter der Dow in Stade. Er spricht für viele Unternehmen aus der energieintensiven Chemie-Branche, wenn er sagt, dass die nächsten zwei Jahre schwierig werden, dass die Produkte im Vergleich zur ausländischen Konkurrenz jenseits der EU nicht konkurrenzfähig sind durch die hohen Energiepreise. Dass er Planungssicherheit bräuchte. Dass der von der Bundesregierung abgelehnte Brückenstrompreis wünschenswert gewesen wäre. Dass die Dow ihre Produktionsanlagen in Stade derzeit nur zu 80 Prozent auslaste. Dürr hörte zu, hatte aber nicht wirklich eine Lösung parat.

Dürr: Wo soll der ganze Strom herkommen?

„Die Strompreise müssen runter“, sagte er. Wie? Das blieb offen. Dürr steht, ganz im liberalen FDP-Sinne, für Technologie-Offenheit. Wenn der Straßenverkehr komplett elektrifiziert werden sollte, stehe der Industrie noch weniger Strom zur Verfügung. Wo solle der herkommen?, frage er rhetorisch. Dürr: „Es ist Quatsch, dass sich alles wie automatisch elektrifizieren lässt.“

Im Gespräch über den Stader Hafen und den Industrie-Park: Dow-Werkleiter Dr. Neldes Hovestad (links) und FDP-Spitzenpolitiker Christian Dürr.

Im Gespräch über den Stader Hafen und den Industrie-Park: Dow-Werkleiter Dr. Neldes Hovestad (links) und FDP-Spitzenpolitiker Christian Dürr. Foto: Lars Strüning

Der FDP-Mann setzt auf eine Vielfalt der Lösungen: auf LNG und Wasserstoff, auf Ammoniak und synthetische Kraftstoffe für die Verbrenner-Maschinen. Als kleinen Erfolg wertet er, dass jetzt endlich nahezu klimaneutraler HVO-Diesel aus pflanzlichen Ölen und Fetten zugelassen wurde.

Kommen die Unternehmen im Stader Industriepark gut über die Runden, sieht Neldes Hovestad viele Chancen. „Wir sind bombastisch aufgestellt“, sagte er dem Besucher aus Berlin. Das seeschifftiefe Wasser der Elbe, die 380-kV-Leitung mit grünem Offshore-Strom, der neue Hafen mit Terminal für verflüssigte Gase wie LNG, die Salzkavernen der Dow in Harsefeld-Ohrensen als möglicher Wasserstoffspeicher, die 50-jährige Erfahrung im Umgang mit Chemikalien und die entsprechenden Fachkräfte, der Überschuss von 50.000 Tonnen Wasserstoff im Jahr, all das seien sehr gute Standortfaktoren.

Dow verlängert Vertrag mit Olin und betreibt Hafen

Die Dow wird wohl den neuen Energie-Hafen betreiben, der im Dezember in Betrieb genommen werden soll. Außerdem steht das Unternehmen in Kontakt mit ansiedlungswilligen Betrieben. Auf dem 550 Hektar großen Gelände auf Bützflethersand ist noch viel Platz. Gerade erst hat die Dow die Partnerschaft mit dem Chemie-Unternehmen Olin im Industrie-Park bis 2035 verlängert.

Da würde es passen, wenn das Industriegleis aus der Innenstadt verlegt und parallel zum Autobahnbau erneuert werden würde. Doch seit Jahren ruht das Projekt. Bund, Land und Deutsche Bahn können sich nicht einigen, wer die Investitionskosten übernimmt. Mit dieser Problematik konfrontierte Stadtbaurat Lars Kolk den FDP-Politiker. Für Dürr liegt die Lösung auf der Hand: Die DB Netz sieht er in der Pflicht, schließlich gehe es um ihre Bahn-Kunden. Dürr: „Der Bau von Industriegleis und Autobahn ist kongenial.“ Er wolle das Thema in Berlin anschieben.

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