T„Auf Karls Erlebnis-Dorf freut sich die ganze Region“

In diesem Frühjahr soll es in Loxstedt losgehen: Karls-Erlebnis-Dorf-Betreiber Robert Dahl (links) und Loxstedts Bürgermeister Detlef Wellbrock freuen sich darauf. Foto: Seelbach
Mitte Mai will Karls Erlebnis-Dorf seine Türen öffnen. Was der Freizeitpark für die Region bedeutet, erzählt Loxstedts Bürgermeister Detlef Wellbrock im Interview.
Herr Wellbrock, Sie sind seit bald 20 Jahren Bürgermeister von Loxstedt. Was war das wichtigste Ereignis in Ihrer Amtszeit?
Da gab es einige. Wir haben viele Kitas und Feuerwehrhäuser gebaut, der Rathaus-Anbau mitsamt Bürgersaal ist entstanden, das Gewerbegebiet Loxpark in Stotel. Und natürlich der Sport-Park in Loxstedt, der ja mein Baby war. Darüber hinaus waren viele emotionale Momente und Begegnungen mit Menschen in der ganzen Welt ein Höhepunkt. Dazu zähle ich die Partnerschaft mit Ollainville und die Fußballnationalmannschaft der Bürgermeister.
Ich hätte gedacht, es wäre die Ansiedlung von Karls Erlebnis-Dorf. Das ist schließlich eine Trumpfkarte für Loxstedt. Die Bagger sind schon angerückt, die Eröffnung des Freizeitparks ist für den 15. Mai geplant …
Ja. Das ist für uns eine tolle Ansiedlung. Auf dieses Erlebnisdorf freut sich die ganze Region. Das wird uns hier einen großen Mehrwert bringen. Karls Erlebnis-Dorf steigert die Lebensqualität hier an der Küste, bietet über 100 Arbeitsplätze. Vor allem aber macht es uns hier attraktiv. Das wird jede Menge Besucher in die Region locken.
Mit wie vielen Besuchern rechnen Sie?
Bei Karls geht man davon aus, dass alle Interessierten aus einem Umkreis von einer Autostunde Entfernung anreisen werden. Hinzu kommen noch die Touristen, die an der Nordseeküste Urlaub machen. Das dürften aufs ganze Jahr bezogen zwischen 350.000 und 400.000 Besucher sein. Das ist enorm viel.

Die Bagger sind angerückt auf dem ehemaligen Famila-Gelände südlich von Bremerhaven. Ab Montag wird auch die Straße "Zur Siedewurt" ausgebaut. Foto: Hansen
Das bringt auch viel Verkehr…
Darauf sind wir vorbereitet. Auf dem Areal, das Karls gekauft hat, sind in einem ersten Schritt zwei Parkflächen geplant worden, die den anfallenden Verkehr aufnehmen werden. Aktuell planen wir jetzt aber auch noch eine zusätzliche dritte Parkfläche auf dem Grundstück nebenan, um auch in Spitzenzeiten ausreichenden Parkraum zur Verfügung stellen zu können.
Auch die Zufahrtsstraßen werden ausgebaut, oder?
Ja, die Straße „Zur Siedewurt“ wird deutlich verbreitert, so dass sich dort künftig zwei Lkw begegnen können. Außerdem bekommt die Straße einen kombinierten Rad- und Fußweg. Auch die Kreuzung B6 / Siedewurt wird mit Ampel und Abbiegespuren ausgebaut.
Loxstedt war lange der Klassenprimus unter den Kommunen im Kreis. 2025 plant die Gemeinde zum ersten Mal seit Jahren ein siebenstelliges Defizit ein und muss sich für ihre Investitionen kräftig verschulden. Im vergangenen Jahr haben Sie im NZ-Interview vor zu hohen Schulden gewarnt. Jetzt wird die Gemeinde Ende des Jahres mit 32 Millionen Euro in der Kreide stehen, 10 Millionen mehr als heute. Sind diese Schulden nicht zu hoch?
Das ist viel. Aber wir liegen damit immer noch weit unter dem Landesdurchschnitt. Entscheidend ist aber, dass wir mit dem Geld nur notwendige Dinge schaffen, wie Kindergärten, Turnhallen oder Feuerwehrhäuser.
Jetzt stehen wieder notwendige Dinge an. Sie müssen die drei Grundschulen in der Gemeinde zu Ganztagsschulen ausbauen, weil ab 2026 jeder Grundschüler das Recht auf eine Ganztagsbetreuung hat. 25 Millionen Euro hatten Sie dafür mal veranschlagt.
Stimmt. Aber ich habe auch immer betont, dass wir neu überlegen müssen, wenn der Bund und Land uns mit den Kosten dafür weitgehend allein lassen.
Das tut der Bund ja, mit mehr Geld ist wohl nicht zu rechnen. Was machen Sie jetzt?
Wir fangen in diesem Jahr mit dem Ausbau zur Ganztagsschule an. Die Schulen in Stotel und Bexhövede werden saniert und bekommen Anbauten mit Mensa und neuen Räumen. Wir haben die Pläne für beide Schulen abgespeckt, nachdem klar war, dass nicht mehr Geld aus Berlin kommen wird. Trotzdem stecken wir zusammen 5 Millionen Euro in diese Schulen.
Und was ist mit Loxstedt? Dort wollen Sie eigentlich eine neue Schule bauen.
Was wir in Loxstedt machen, steht noch nicht fest.
Sie haben ja auf den Schulentwicklungsplan des Kreises gewartet, weil die Grundschule und das Schulzentrum des Kreises nebeneinander liegen und man eventuell gemeinsam etwas planen könnte.
Ja, das wäre möglich. Die 30.000 Quadratmeter große Fläche neben dem Kreissportplatz ist im Grunde die einzige Fläche im Ort, auf der wir oder auch der Kreis im Rahmen eines gemeinsamen Campus bauen können.
Heißt das jetzt, dass die Gemeinde doch allein etwas plant?
Nein, nicht unbedingt. Wir werden dieses Jahr gemeinsam mit dem Landkreis prüfen, wo die Reise insgesamt hingehen kann.
Okay, da werden wir im nächsten Jahr hoffentlich mehr erfahren. Ein anderes Thema, das vielen unter den Nägeln brennt, ist der Ausbau des schnellen Internets. Mit Hilfe des Bundesprogramms sollen nun auch die kleinen Dörfer in der Gemeinde Glasfaser bekommen. Wann wird es so weit sein?
Die Versorgung mit schnellem Internet ist eine riesige Kraftanstrengung für die Kommunen. Kreis und Gemeinde geben viel Geld dafür aus, damit auch die Orte, die für die Internet-Anbieter nicht attraktiv sind, angeschlossen werden. Die Finanzierung dieses sogenannten „Graue-Flecken-Programms“ ist jetzt gesichert. Der Kreis ist dabei, diese Aufgabe auszuschreiben. Wir hoffen, dass wir im Frühjahr Angebote von Anbietern bekommen und das dann in die Umsetzung geht.
Loxstedt gibt 1,5 Millionen Euro dafür aus, damit auch die Einwohner der kleinen Dörfer schnell im Internet surfen können. Das wurde im Gemeinderat einstimmig beschlossen – wie überhaupt das Allermeiste einstimmig beschlossen wird. Man hat das Gefühl, im Loxstedter Rat ist man sich fast immer einig. Woran liegt das?
Meine Maxime ist: Wir machen gemeinsam kommunale Politik. Das heißt, wir setzen uns bei den zentralen Themen frühzeitig zusammen, tauschen uns aus, schauen, wie wir gemeinsam einen Weg finden, etwas umzusetzen. Wenn wir an die Öffentlichkeit gehen, in den Ausschuss oder in den Gemeinderat, haben wir diesen Weg in der Regel gefunden. Das mag dann für die Presse langweilig sein, weil es keinen großen Schlagabtausch gibt. Aber die Diskussionen finden natürlich statt.

Die Bagger sind angerückt auf dem ehemaligen Famila-Gelände südlich von Bremerhaven. Ab Montag wird auch die Straße "Zur Siedewurt" ausgebaut. Foto: Hansen
Hinter verschlossenen Türen.
Sie finden im Vorfeld statt. Es ist für mich ein großes Privileg, dass wir vertrauensvoll zusammenarbeiten. Wir schauen gemeinsam, was für die Menschen hier gut ist und wohin wir als Gemeinde wollen. Ich bin davon überzeugt, dass das eines unserer Erfolgsrezepte ist.
Ist das gut, wenn wenig gestritten wird?
Streit ist nichts, was gut ist. Diskussionen und Austausch für den richtigen Weg sind das Rezept. Wenn man in der Öffentlichkeit Position bezieht, hat das den großen Nachteil, dass man von diesen Positionen oft nicht wieder abrücken mag. Das heißt, die Chancen, aufeinander zuzugehen und eine Lösung zu finden, schrumpfen.
Wenn es bei Ihnen mal Sand im Getriebe gibt, kommt der aus den Reihen der Bürger. Wie im Herbst, als die Bürger empört Unterschriften sammelten, weil die Gemeinde den Abholservice für das Herbstlaub eingestellt hatte. Fanden Sie den Protest berechtigt?
Ich konnte das absolut nachvollziehen. Wenn die Gemeinde seit über zehn Jahren einen solchen Service anbietet, den die Bürger gerne in Anspruch nehmen, und dieser Service fällt plötzlich weg, findet man das nicht gut.
Haben Sie das auch den empörten Bürgern gesagt?
Ja. Aber ich habe auch gesagt, dass es richtig war, den Abholservice zu streichen. Wir schreiben rote Zahlen und müssen Dinge einsparen. Und die Laubabfuhr ist eine freiwillige Aufgabe, das heißt, wir sind als Gemeinde nicht dazu verpflichtet. Schon gar nicht zu dem Rundum-Service, den wir in den vergangenen Jahren angeboten haben. Für mich ist das ein Beispiel, aus dem man lernen kann. Die Zeiten werden schwieriger, und wir müssen sehen, was geht und was nicht mehr geht. Das heißt, wir müssen enger zusammenrücken und uns gegenseitig unterstützen, anstatt Ansprüche zu formulieren. Nur wenn wir uns gemeinsam für Dinge einsetzen und uns als Bürger auch verantwortlich fühlen, haben wir als Gesellschaft eine gute Perspektive.
Das klingt nach einem guten Schlusswort. Eine Frage hab ich aber noch: Sie sind der dienstälteste Bürgermeister im Cuxland. Seit 2006 „regieren“ Sie in Loxstedt. In zwei Jahren läuft Ihre Amtszeit ab. Sie werden dann 61 sein. Werden Sie wieder antreten?
Ehrlich gesagt, ich weiß es noch nicht. Ich werde das - wie immer - mit meiner Familie und unserer Politik besprechen, in aller Ruhe.

Detlef Wellbrock, Bürgermeister der Gemeinde Loxstedt Foto: Grotheer