TAufregende Stunde bei der Lebenshilfe: Wie Eule und Uhu bei der Therapie helfen

Eulen zum Anfassen: Falknerin Sandra Becker erklärt Dow-Werkleiter Dr. Neldes Hovestad und den Schülern der Kalle-Gerloff-Schule, welche Wirkung ihre Eulen auf Menschen haben. Foto: Franziska Felsch
Eine ganz besondere Stunde erlebten Schüler, als Falknerin Sandra Becker mit ihren Eulen die Lebenshilfe-Einrichtung in Buxtehude besuchte. Dass Pferde oder Hunde beeinträchtigte Menschen therapieren können, ist bekannt. Aber Eulen?
Buxtehude. Sanftes Streicheln ist erlaubt - hartes Kraulen verboten: Sandra Becker gibt genaue Anweisungen, wie die Kinder der Kalle-Gerloff-Schule ihre gefiederten Schützlinge behandeln sollen. Calimero, die kleine Schleiereule ist zutraulicher als Artgenossin Hera. „Die kann schon mal eine Zicke sein, mag nicht immer angefasst werden“, sagt die 35-jährige Falknerin. Sie verweist auf die scharfen Krallen des 1,5 Kilogramm schweren Uhus. „Eine der Krallen ist wie ein Messer“, warnt sie. „Damit töten sie ihre Beute, am liebsten essen sie Stinktiere.“
Ehrfurchtsvoll ruhen die Blicke der Schüler auf dem eindrucksvollen Tier. Doch auch Hera ist wohl genau so aufgeregt wie die Schüler - erkennbar an ihrem leisen Hecheln. Während Calimero sich bereitwillig auf jede angebotene Schulter setzt, bleibt Hera skeptisch.
Dow Stade fördert tiergestütztes Angebot
Doch nach einigen Minuten landet sie auf dem Arm von Dr. Neldes Hovestad, dem Geschäftsführer der Dow Deutschland Anlagengesellschaft, Werk Stade. Das Stader Chemie-Unternehmen unterstützt das tiergestützte Angebot der Hilfsorganisation „Die Bückenbauer:innen“ mit 18.000 Euro.
Die Falknerin hatte Hovestadt zuvor einen dicken Lederhandschuh angezogen. Hera scheint ein lautloses Zwiegespräch mit dem Dow-Chef zu führen, beobachtet aber nebenbei aufmerksam ihre Umgebung. „Hera ist von einem Mann aufgezogen worden und fühlt sich darum zu Männern hingezogen“, erklärt Sandra Becker.
Therapie-Eulen sorgen für Tiefenentspannung
Trotzdem ist Achtsamkeit geboten. Starke Unruhe und laute Geräusche erschöpfen die Tiere, selbst wenn sie an Menschen gewöhnt sind, erzählt ihre Besitzerin. Umgekehrt sorgen ihre Therapie-Eulen aber auch für Tiefenentspannung, denn sie strahlen eine Ruhe aus, die sich auch bei den Anwesenden im Raum einstellt. „Unser Hugo hat mal ein hyperaktives Kind zum Schlafen gebracht.“
Die Falknerin ist überzeugt: „Eulen und Käuze sehen in die Seele des Menschen, nehmen ihnen die schlechte Energie, helfen bei Traumata und lösen Blockaden.“ Darum besucht Sandra Becker mit ihren Tieren auch Hospize, Altenheime, oder private Veranstaltungen, Kindergärten, Schulen und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen - wie die Kalle-Gerloff-Schule in Buxtehude.
Dass die „Eulen-Stunde“ so große Begeisterung auslöst, fasziniert auch Anke Bsteh. Sie ist Teil der Geschäftsführung „Die Brückenbauer:innen/Trauernetzwerk für Norddeutschland“ - einer Organisation, die im Landkreis Stade wertvolle Unterstützung in Form von tiergestützten Angeboten leistet.
Angebote sind kostenlos
Dazu gehören individuelle Angebote für schwer erkrankte und behinderte Kinder. Die Angebote sind kostenfrei und werden von Susanne Lemke geleitet, der Fachkraft für tiergestützte Therapie und Pädagogik, die bei den Besuchen in der Buxtehuder Lebenshilfe dabei ist.
Für das Projekt, das dieses Jahr begonnen hat, hatte Anke Bsteh 2023 die Dow angefragt - die das Vorhaben gerne und großzügig unterstützen. „Wir sind froh dieses Projekt begleiten zu dürfen, denn es beweist, dass Tiere vielen Menschen eine wichtige psychosoziale Unterstützung bieten können“, sagt Dow-Werksleiter Hovestad.
„Mit der tiergestützten Begleitung können wir Kindern, Jugendlichen und Eltern helfen, ihren Alltag zu erleichtern. Hier spenden Tiere Ruhe und Trost“, sagt er. Er fände es bemerkenswert, dass „Hunde, Katzen, Pferde - und wie heute gesehen auch Eulen - nachhaltig stärken“. Hier würden Tiere Freude schenken und die Kinder in eine andere Welt abtauchen lassen, so Hovestad. „Es sind oftmals genau diese Kontakte, die wohltuende und kraftspendende Impulse geben und darüber hinaus auch von Schmerzen ablenken können.“

Calimero und Hera sorgen in der Runde für Wohlbefinden. Foto: Franziska Felsch

Staunende Blicke auf Falknerin Sandra Becker und ihren Uhu Hera. Foto: Franziska Felsch