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TAus Resthof wird „Klöördeel“: Das plant Familie Hucht in Drochtersen

Die Huchts vor ihrem denkmalgeschützten Neuerwerb an der Sietwender Straße gegenüber dem neuen Drochterser Feuerwehrgerätehaus. Im hinteren Teil des Resthofs lebt die Familie seit einem Monat.

Die Huchts vor ihrem denkmalgeschützten Neuerwerb an der Sietwender Straße gegenüber dem neuen Drochterser Feuerwehrgerätehaus. Im hinteren Teil des Resthofs lebt die Familie seit einem Monat. Foto: Knappe

Deborah und Florian Hucht haben ein altes Hofensemble in Drochtersen gekauft - und schon einen Plan, was sie damit anstellen wollen. Das steckt hinter dem Projekt „Klöördeel“ in der Tenne.

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Von Katja Knappe
Montag, 14.04.2025, 09:50 Uhr

Drochtersen. Die beiden engagierten Hamburger legen ein rasantes Tempo vor. So rasant, dass in der illustren Runde, in der unter anderem etliche Verwaltungsspitzen der Region zur Vergabe von Leader-Fördermitteln abstimmen, so manche Augenbraue in die Höhe zuckte, als Deborah und Florian Hucht den Zeitrahmen für ihr Projekt Klöördeel (Farbendiele) vorstellten.

„Das ist ein spannendes Objekt, an das sie sich da ran trauen“, sagte Holger Falcke, Samtgemeindebürgermeister von Oldendorf-Himmelpforten: Noch ist die Diele der Tenne eine zugige Scheune, deren kaputtes Reetdach mit blauer Folie abgedeckt ist. Doch schon im Herbst 2025 soll hier ein Keramik-Malstudio eröffnen - so lautet der Plan der Huchts. „Sportlich“ - diese Vokabel hören die beiden öfter.

75.000 Euro aus dem Leader-Programm

Die Klöördeel-Idee überzeugte: Die lokale Arbeitsgruppe für die EU-Leader-Förderung stimmte auf Krautsand einhellig dafür, den Innenausbau der Diele des Wohnwirtschaftsgebäudes mit 75.000 Euro zu fördern. Insgesamt planen die Huchts nur für den barrierefreien Innenausbau der Diele - ohne die Reetdachsanierung - mit knapp 180.000 Euro.

Es fehlen momentan noch Zusagen (18.750 Euro) für die nötige Kofinanzierung, hier warten die Huchts noch auf Förderung entweder aus der Bingo-Denkmalschutzstiftung oder aus kommunalen oder Landes-Töpfen. Knapp 85.000 Euro verbleiben einschließlich Mehrwertsteuer als Eigenanteil nur für den Innenausbau der Diele.

Das Bemalen von Gebrauchs- und Dekokeramik sei einfach und beliebt - selbst bei Menschen, die sonst nicht kreativ tätig seien, erläutert Deborah Hucht. Die zahlenden Gäste bemalen in Kursen Keramik-Rohlinge - etwa Geschirr oder saisonale Deko-Gegenstände -, die dann glasiert und gebrannt werden.

Weil die Klöördeel ein inklusiver Raum werden soll, sind günstige Konditionen für Gruppen, Vereine, Schulen und Kitas vorgesehen. Keramik-Mal-Studios liefen etwa in Hamburg, Berlin oder Buxtehude sehr erfolgreich, so Hucht.

Kooperation mit touristischen Akteuren der Region

Die denkmalgeschützten Räumlichkeiten der Klöördeel sollen grundsätzlich für kreative und handwerkliche Zwecke, Workshops und Ausstellungen zur Verfügung stehen. Zielgruppe sind Einheimische und Touristen jedes Alters sowie mit Einschränkungen.

Die Eheleute wollen die Kurse, das Brennen und den Versand der Keramik zunächst selbst übernehmen. Innerhalb der ersten zwei Jahre soll aber mindestens ein Arbeitsplatz für eine externe Person geschaffen werden.

Idealisten - aber keine Traumtänzer

Das sind die Visionen von Deborah und Florian Hucht. Sie berät Unternehmen bei der Suchmaschinenoptimierung, er arbeitet als Grafikdesigner. Außerdem bloggen sie übers Gärtnern.

Beide sind Idealisten - aber keine Traumtänzer. Bei den Planungen unterstützt maßgeblich Florian Huchts Vater Josef, ein Architekt. Die Huchts wollen rasch verschiedene Standbeine entwickeln, vor allem mit der Vermietung von Ferienwohnungen, um für den Erhalt des Hofensembles Einnahmen zu generieren.

Kreativ-Projekte sind beiden nicht neu: „Wir haben ein paar Erfahrungen mit solchen Angeboten, haben auch schon Bastel- und Upcycling-Projekte geleitet“, erzählt Deborah Hucht. Ende 2024 hatten sich die beiden Hamburger entschlossen, das leerstehende Hofensemble an der Sietwender Straße zu kaufen.

Das Ensemble besteht aus sechs baufälligen Gebäuden und steht insgesamt unter Schutz. Die Hauptgebäude sind die etwa um 1841 errichtete Tenne, die Kruppscheune und der Pferdestall - diese drei sind zudem als Einzelgebäude denkmalgeschützt.

Die Kruppscheune soll zum Seminarhaus werden, im Pferdestall sind sechs Ferienwohnungen geplant. In der Tenne ist im Wohntrakt das neue Zuhause der Huchts. Anfang des Jahres starteten die Renovierungsarbeiten: Elektrik und neuer Putz waren fällig.

Seit gut einem Monat lebt die Familie auf dem Hof

Das Kinderzimmer für den fünfjährigen Sohn und die Küche waren zuerst fertig. Vor gut einem Monat zog die Familie in ihr neues Domizil. Außerdem sind in der Tenne zwei Ferienwohnungen vorgesehen. Sie sollen bis zum Sommer fertig sein.

In der rund 250 Quadratmeter großen Diele stapeln sich momentan noch Umzugskartons und Baumaterialien. Die beiden seitlichen Mistgänge, in den früher das Vieh stand, bleiben samt Trennwänden erhalten. In den Mistgängen sind unter anderem die Brennkammer für die Keramik und Sanitärräume geplant. Das Reetdach der Tenne soll erneuert werden.

Etliche Jahre, 15 vielleicht, werde die Sanierung des Hof-Ensembles sicher dauern, sagt Deborah Hucht. Die Huchts müssen jetzt noch diverse Anträge und ein Baugesuch für die Umnutzung des Gebäudes stellen. Sie hoffen, dass im Mai/Juni die Fördermittel-Freigaben da sind. Wenn dann alle Handwerker loslegen, sollte die Klöördeel im Oktober eröffnen, hoffen sie. „Und wenn es Frühjahr wird, ist es auch nicht so schlimm“, sagt Deborah Hucht.

Blick in die künftige Klöördeel: Noch stapeln sich hier Umzugskartons und Haushaltsgegenstände der Familie sowie Arbeitsmaterialien. Die Diele mit mehr als 200 Quadratmetern soll künftig Platz bieten für Keramik-Malkurse und andere Kreativ-Veranstaltungen.

Blick in die künftige Klöördeel: Noch stapeln sich hier Umzugskartons und Haushaltsgegenstände der Familie sowie Arbeitsmaterialien. Die Diele mit mehr als 200 Quadratmetern soll künftig Platz bieten für Keramik-Malkurse und andere Kreativ-Veranstaltungen. Foto: Knappe

Keramik bemalen ist ganz einfach, entsprechende Kurse sind sehr beliebt, sagt Deborah Hucht. Hier zwei schlichte Motivtassen, die sie selbst einmal fabriziert hat. In der Drochterser Klöördeel in der Tenne sollen nach dem Innenausbau Keramik-Malkurse stattfinden können.

Keramik bemalen ist ganz einfach, entsprechende Kurse sind sehr beliebt, sagt Deborah Hucht. Hier zwei schlichte Motivtassen, die sie selbst einmal fabriziert hat. In der Drochterser Klöördeel in der Tenne sollen nach dem Innenausbau Keramik-Malkurse stattfinden können. Foto: Knappe

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