TAus für Bettelampeln in Stade: Woran die Umsetzung noch scheitert

An sogenannten Bettelampeln bekommen Fußgänger und Radfahrer nur grünes Licht, wenn sie vorher den Sensor berühren. Foto: Stehr
Dass ein Antrag der Linken in Stade auf breite Unterstützung stößt, ist ungewöhnlich. Im Fall der Bettelampeln sind sich aber alle einig. Nur die Verwaltung ist anderer Meinung.
Stade. Stader Ratsmitglieder verschiedener Fraktionen wollen gemeinsam mit dem Fahrrad auf Jagd nach Bettelampeln gehen. Der Vorschlag für eine gemeinsame Radtour kam im Ausschuss für Stadtentwicklung, Klima und Umwelt von Kristina Kilian-Klinge und Felix Kruse (CDU).
Vorangegangen war eine Diskussion um die von der Fraktion Die Linke beantragte Abschaffung aller Bettelampeln im gesamten Stader Stadtgebiet bis Ende 2025. Dabei handelt es sich um Ampeln, an denen Fußgänger und Radfahrer erst nach Knopfdruck grün bekommen.
Wer aus den Seitenstraßen kommt, muss drücken
Wie berichtet, fordert die Linke im Sinne einer klimaschutzfreundlichen und nachhaltigen städtischen Verkehrspolitik die Einführung von Ampelschaltungen mit regulär wechselnden Grünphasen. Entlang der Hauptstraßen würden die Ampeln aus den einmündenden Nebenstraßen derzeit nur durch Anforderung grün.
Mit dem Auto löst man diese Anforderung aus, indem man über die eingelassene Induktionsschleife fährt. Fußgänger und Radfahrer müssen aber auf einen Knopf drücken. Was dabei nicht passe: Wenn man auf den Bettelknopf drücke, werde es auch für die Autos grün, aber nicht umgekehrt.
Radfahrer können Bettelknöpfe teilweise legal gar nicht erreichen
Wer mit dem Fahrrad aus einer Nebenstraße komme und auf der Fahrbahn fahre, könne den Bettelknopf zudem legal gar nicht erreichen. Die Ampel bleibe rot, bis ein Auto auf die Induktionsschleife fahre. Radfahrer müssten über rot zum Bettelknopf oder über den Gehweg fahren. Das sei zum Beispiel an der Kreuzung Brauerstraße/Harsefelder Straße oder Streuheidenweg/Harburger Straße der Fall. Die Linke wünscht sich außerdem die Installation weiterer Sensoren, die auf Radfahrer reagieren, so wie an der Gründelstraße und neu an der Harsefelder Straße/Sachsenstraße.
In der Diskussion im Ausschuss wurde deutlich: Auch CDU/WG, SPD und Grüne sind schwer genervt von Bettelampeln und wollen diese schnellstmöglich abschaffen. „Danke, dass Sie das Thema aufgebracht haben“, so Kai Koeser (SPD) in Richtung Tristan Jorde, Fraktionsvorsitzender der Linken.
Karin Aval von den Grünen brachte im Sinne eines sicheren Radverkehrs noch das Thema Rechtsabbiegepfeile für Autofahrer ins Spiel. Diese seien potenziell gefährlich für Radfahrer, nämlich dann, wenn der abbiegende Autofahrer einen Radler übersehe. Den Abbiegepfeil an der Harburger Straße in Höhe des Lidl-Marktes zu beseitigen, sei bereits geplant, teilte Nils Jacobs von der Stadtverwaltung mit.
Ganzheitliche Optimierung der Ampelanlagen steht kurz bevor
Grundsätzlich begrüße die Stadtverwaltung das Ziel des Antrags der Linken, betonte der Erste Stadtrat Lars Kolk. Er warb dennoch dafür, den Antrag abzulehnen. Die Verwaltung stehe kurz davor, die Planung einer ganzheitlichen Optimierung der Ampelanlagen abzuschließen. Ergebnisse sollen im Juni im Bauausschuss vorgestellt, erste Maßnahmen ab August/September 2025 umgesetzt werden.
Vorher Bettelampeln abzuschaffen würde bedeuten, dass zweimal hohe Kosten anfallen – sowohl für die Abschaffung als auch für die Umsetzung möglicher weiterer Maßnahmen. Außerdem herrsche Personalmangel bei den Firmen, die die Ampeln umstellen können, so Kolk. Eine schnelle Umsetzung könne somit ohnehin nicht gewährleistet werden.
Die Linke kritisiert in diesem Zusammenhang, dass die Planung zur Optimierung der Ampeln schon seit Ende 2022 läuft und trotzdem erst eine Ampel umgestellt wurde: die an der Hansebrücke Süd. Fußgängerfreundliche längere Grünphasen wurden ebenfalls nur bei einer Ampel umgesetzt. Am Fußgängerüberweg von der Bahnhofstraße in die Holzstraße haben Fußgänger und Radfahrer jetzt zehn statt sechs Sekunden grünes Licht. Kosten: 4000 Euro.
Das Thema soll im öffentlichen Bauausschuss am Donnerstag, 3. April, um 18 Uhr im Rathaus erneut beraten werden. Dann wollen die Ausschussmitglieder auch die Ergebnisse ihrer Radtour vorstellen.