TSo entsteht das Kuhldown-Eis im Gasthof zur Post in Wangersen

In einem Nebengebäude des Gasthofs zur alten Post in Wangersen steht die Truhe, in der Marina Brinkmann Eis in verschiedenen Geschmacksrichtungen anbietet. Foto: Hennings
Mittwochs herrscht in der kleinen Küche des Gasthofes zur Post in Wangersen gut gelaunte Geschäftigkeit, denn in der Mitte der Woche wird produziert. Dann entsteht bei Kuhldown jede Menge sahniges, fruchtiges oder aromatisches Eis.
Ahlerstedt. 37 verschiedenen Sorten hat das Team um Marina Brinkmann inzwischen auf der Liste, wobei einige nur saisonal in den Eistruhen zu finden sind. „Im Herbst gibt es Kürbiseis und zur Adventszeit auch Bratapfel oder Pflaume-Zimt“, erklärt die Chefin.
Am Anfang war es eigentlich eine Schnapsidee, erinnert sich Marina Brinkmann. „Mein Mann Timo und ich saßen mit unseren Nachbarn zusammen. Christoph und Sandra Brinkmann haben 120 Milchkühe in Weidehaltung. Die beiden haben eine enge Bindung zu ihren Kühen und wünschten sich schon lange, dass aus ihrer Milch nicht nur ein Massenprodukt für den Supermarkt entsteht. Und plötzlich stand die Idee mit dem Eis im Raum.“
Ein guter Zeitpunkt, um eine Förderung zu bekommen
Aus der Idee wurden konkrete Pläne. Nun wollte es der Zufall, dass Wangersen als Teil der Gemeinde Ahlerstedt zu der Zeit in das Modellvorhaben „Soziale Dorfentwicklung“ aufgenommen worden war und dadurch auch die Möglichkeit einer Förderung im Raum stand. „Bei den Kosten für eine Eismaschine in Höhe von rund 60.000 Euro wollten wir diese Gelegenheit unbedingt wahrnehmen“, erinnert sich Marina Brinkmann.

Landwirtin Sandra Brinkmann kennt jede ihrer 120 Kühe bei Namen. Jetzt warten die Milchlieferantinnen ungeduldig darauf, endlich wieder auf die Weide zu kommen. Foto: Hennings
Am 10. September 2021 wurde der Plan dem Gremium vorgestellt. „Die fanden die Idee super, meinten allerdings, dass wir nur noch fünf Tage Zeit hätten, um den Antrag auf Förderung für das Jahr 2022 zu stellen.“ Geschafft hat es das Ehepaar Brinkmann trotz der knappen Zeit, einen Geschäftsplan inklusive der Kostenvoranschläge für Maschinen und Umbauten aufzustellen.
Das Eislabor im traditionsreichen Wangerser Gasthof
Entstanden ist das Eislabor namens Kuhldown im Gasthof zur Post in Wangersen. Er ist seit 1905 im Besitz der Familie Brinkmann. „Als mein Mann den Betrieb vor 15 Jahren übernommen hat, stand für ihn fest, dass die Kneipe weiterbetrieben werden sollte“, erinnert sich die gebürtige Haaßelerin, denn sie war immer ein Treffpunkt für die Dorfbewohner und sollte es, wenn auch begrenzt, bleiben.

Versuch gelungen: Aus der Avocadomasse wurde cremiges Eis. Foto: Hennings
Das Ehepaar baute um, renovierte und beschloss nach einiger Überlegung, nur einmal in der Woche regulär zu öffnen und ansonsten auf Bestellung Gäste zu bewirten. „Wir haben hier Geburtstagsfeiern und Jubiläen, Grünkohlessen und Konfirmationen. Das läuft sehr gut.“
Neue Geschmacksrichtungen ergänzten nach und nach das Angebot
Das Eis sollte eigentlich eine Ergänzung sein, aber es entwickelte sich viel mehr. „Anfangs wollten wir nur die drei Klassiker Schokolade, Vanille und Erdbeere anbieten, aber das reichte uns schnell nicht mehr“, erinnert sich Marina Brinkmann lachend.
Gastronomie
T Die Kugel Eis wird immer teurer
Es wurde experimentiert und ausprobiert, abgeschmeckt und wieder verworfen. „Zum Probieren kommen Nachbarn und Freunde. Einige Sorten überzeugen sofort, andere schaffen den Geschmackstest nicht.“ Heute gibt es viele verschiedene Geschmacksrichtungen, von denen einige zunächst ungewöhnlich klingen. „Gurke-Dill ist im Sommer der Renner“, erklärt die Eisproduzentin.
Frische Zutaten aus der Region werden zu cremigem Eis
Wichtig sind Marina Brinkmann die Zutaten für ihr Eis. Sie sind frisch und möglichst regional. Die Rohmilch von Familie Brinkmann ist so schnell da, dass die Kühlkette auf dem kurzen Weg durch das Dorf gar nicht unterbrochen wird. „Wir pasteurisieren die Milch direkt bei uns in der Küche. Dadurch braucht sie nur einmal hoch erhitzt zu werden.“
Zur Bindung der Milch wird Eigelb verwendet, und davon braucht es einige. „Für 40 Liter Milch brauchen wir rund 350 Eier, bei denen wir Eigelb und -weiß voneinander trennen. Die Eier kommen aus Freilandhaltung und ebenfalls direkt aus der näheren Umgebung“, erklärt Marina Brinkmann.
Von der Eismaschine direkt in die großen und kleinen Töpfe
Die Eisbasis, der nur noch der Zucker und die Aromen untergemischt werden, kommt dann in die Eismaschine, wo die Masse rührend unter den Gefrierpunkt heruntergekühlt wird. Das dauert nur einige Minuten und dann kommt die cremige Masse aus der Maschine, die gleich in 140-, 500- oder 1000-Millilitertöpfe per Hand von dem Kuhldown-Team gefüllt wird. Anschließend werden die Portionen noch einmal in den Schockfroster geschoben und sind dann bereit für den Verkauf.

Mitarbeiterin Stephie füllt das frisch produzierte Eis in die kleinen Becher, die es in den Hofläden gibt. Foto: Hennings
Obwohl es nur wenige Stellen gibt, an denen das Eis aus Wangersen bisher gekauft werden kann, wächst die Zahl der Liebhaber. „Wir haben aktuell nicht vor, die Produktion hochzufahren. Zu Spitzenzeiten kommen 120 Liter Eis während unseres Produktionstages aus der Maschine, und das ist gerade noch so zu bewältigen. Mehr soll es nicht werden“, versichert Marina Brinkmann und füllt die neue Sorte Avocadoeis in kleine Schälchen zur Verkostung durch ihre beiden Mitarbeiterinnen.