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Verkehr

TBahnreaktivierung: Pläne für Rotenburger Strecke auf dem Abstellgleis

Vom Bremervörder Bahnhof direkt nach Rotenburg mit dem Zug durchfahren? Für diese Pläne haben sich die Perspektiven bis auf weiteres verdunkelt...

Vom Bremervörder Bahnhof direkt nach Rotenburg mit dem Zug durchfahren? Für diese Pläne haben sich die Perspektiven bis auf weiteres verdunkelt... Foto: Rolf Borgardt

Das Ziel, dass zwischen Rotenburg und Bremervörde sowie Tostedt und Zeven Personenzüge fahren, ist in weite Ferne gerückt, auch wenn weiter Gesprächsbedarf besteht.

Von Holger Heitmann Donnerstag, 10.04.2025, 05:50 Uhr

Um 10.34 Uhr in Rotenburg in den Zug steigen, um 10.39 Uhr in Waffensen aussteigen oder bis 11.22 Uhr nach Bremervörde durchfahren, dieses Modell macht die Landesverkehrsgesellschaft (LNVG) auf, um es eigentlich gleich wieder zu schließen. Denn das Ergebnis, das die LNVG kürzlich dem niedersächsischen Lenkungskreis fürs Bahnstreckenreaktivierungsprogramm vorgestellt hat, besagt, dass eine Reaktivierung der Strecke „strukturell für den Schienenpersonennahverkehr voraussichtlich nicht förderfähig“ ist.

Mit diesem Urteil sei Rotenburg-Bremervörde in der Prioritätenliste „leider in der untersten Kategorie“, erklärt Malte Diehl vom Fahrgastverband Pro Bahn, der dem Lenkungskreis angehört. Er weiß auch, warum: „Die zu erwartenden Fahrgastzahlen für die Strecke könnten ein K.-o.-Kriterium sein.“

Zu wenig Fahrgäste

In der Nutzen-Kosten-Analyse der LNVG ist die Rede von 300 bis 400 zusätzlichen ÖPNV-Nutzern pro Werktag. Das gilt als viel zu wenig für eine Reaktivierung der Strecke für den Personenverkehr. Die prognostizierten Investitionskosten für die Infrastruktur von 49 Millionen Euro seien im moderaten Bereich. Dennoch liegt der Bewertungsindex im Minus, müsste aber klar im Plus sein, damit das Land beim Bund einen Förderantrag für eine Reaktivierung stellt.

Bahn-Fan Diehl kann die Berechnung der Fahrgastprognose nicht entkräften, da das Gebiet zwischen Rotenburg und Bremervörde weder dicht besiedelt sei noch große Pendler- und Touristenströme erwarten lässt. Kurz: Die Kosten wären im Rahmen, der Nutzen aber gering.

Beide Strecken landen in der letzten Kategorie

Anders sieht es laut Diehl für die Strecke Zeven-Tostedt aus. Auch die ist in der LNVG-Analyse in der dritten und damit schlechtesten Kategorie gelandet. Auf dieser Linie geht die LNVG von zusätzlichen 479 bis 645 Fahrgästen pro Werktag aus, Diehl hält diese Schätzung allerdings für zu gering. „Ich kann diese Fahrgastzahlen nicht nachvollziehen.“

Die Bahnstrecke Zeven-Tostedt wäre attraktiver als die bestehende Buslinie, „die ist nicht so toll“, und würde Zeven zudem in Tostedt einen Anschluss an die Bahnverbindung Bremen-Hamburg verschaffen. Anders als die LNVG sieht Diehl die Buslinie Zeven-Bremen, die eine längere Fahrzeit hätte als die Bahnverbindung Zeven-Tostedt-Bremen, nicht als Konkurrenz. Zumal es bisher häufig hieß, der Busverkehr könnte eine Ergänzung sein oder eben durch neue Bahnstrecken entlastet werden.

Auch Erster Kreisrat Torsten Lühring fände es „sehr bedauerlich“, wenn Zeven beim Schienenpersonenverkehr außen vor bliebe. Es gebe kaum ein Mittelzentrum wie Zeven, das nicht entsprechend angebunden sei. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Lühring kündigt an: „Wir werden uns die Ergebnisse noch mal ansehen, es wird sicherlich weitere Streckenreaktivierungsuntersuchungen geben.“

Auch Lenkungskreismitglied Diehl hat noch Fragen an die LNVG, unter anderem wegen der großen Unterschiede zwischen zwei Berechnungsversionen, die die LNVG parallel veröffentlicht hat. Zum Beispiel liegen die Betriebskosten für die Strecke Zeven-Tostedt in einer Version bei 3,3 Millionen Euro jährlich, in der anderen bei knapp 9 Millionen, für Rotenburg-Bremervörde reicht die Differenz zwischen 4 und 10 Millionen. Und auch Verkehrsminister Olaf Lies (SPD), seit kurzem designierter Ministerpräsident, kündigte an: „Wir werden alle Strecken im Blick behalten.“

Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen

Die Untersuchungsergebnisse der LNVG würden im Lenkungskreis erörtert und könnten sich auch noch ändern, durch veränderte Siedlungsstrukturen, Engagement vor Ort oder auch Änderungen in der Bewertungsmethodik. Man brauche die Reaktivierungen, um den künftigen Mobilitätsbedarf zu decken, so Lies, und von der künftigen Bundesregierung sei Geld für die Instandsetzung zu erwarten.

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