Zähl Pixel
Kommunalpolitik

TBaljes neue Bürgermeisterin Rike Feil ist eine Team-Playerin

Rike Feil tritt zum 1. November das Bürgermeisteramt in Balje an.

Rike Feil tritt zum 1. November das Bürgermeisteramt in Balje an. Foto: Susanne Helfferich

Drei Jahre vor der nächsten Wahl hat Hermann Bösch sein Bürgermeisteramt niedergelegt. Für seine erste Stellvertreterin Rike Feil war das Timing nicht perfekt - denn eigentlich passte das Amt ihr gerade gar nicht in den Plan.

author
Von Susanne Helfferich
Dienstag, 31.10.2023, 17:50 Uhr

Balje. Obwohl Hermann Bösch nach der letzten Kommunalwahl bereits angekündigt hatte, im Laufe der Ratsperiode Platz für Jüngere machen zu wollen, kam sein Rücktritt zum 1. November für alle überraschend.

Selbst die eigene Fraktion hatte zum jetzigen Zeitpunkt nicht damit gerechnet und war auf die Frage, wer denn nun Nachfolger wird, nicht vorbereitet. Seine Stellvertreterin Rike Feil zögerte. Sie hatte sich gerade auf die Stelle der Coworking-Koordinatorin der Leader-Region Kehdingen-Oste beworben; mit Erfolg. Andererseits waren drei von vier Kindern schon groß, die Jüngste mit 15 sehr selbstständig. „So gibt es wieder Freiräume, sich anders zu engagieren“, so die 48-Jährige.

Lesen Sie auch:

Rike Feil ist Pragmatikerin: „Wir müssen ja einen Bürgermeister haben“, sagt sie mit Überzeugung. Hätte niemand kandidiert, wäre sie als Stellvertreterin kommissarisch ins Amt gerutscht. Keine befriedigende Lösung. Bei der Beratung in der Fraktion erklärt sie dann: Ich mache es, aber nicht allein. „So wie Hermann kann das sowieso keiner machen“, sagt sie im TAGEBLATT-Gespräch.

Über das Ehrenamt in die Ratspolitik

Die 48-Jährige kam über das Ehrenamt zur Ratspolitik. Mit 21 besuchte sie ein Seminar der Evangelischen Akademie in Loccum. Der Referent machte deutlich: Ihr müsst die Gesellschaft mitgestalten. Als Mutter von vier Kindern gestaltete sie mit: im Elternbeirat, kochte mit Kindern bei den Landfrauen, bot im Sportverein Kinderturnen an. 2016 sprach Hermann Bösch sie an, ob sie in die Ratsarbeit einsteigen wolle. Sie wollte und zog für die CDU in den Rat.

Dabei ist sie kein CDU-Mitglied.

„Ich bin parteilos und würde mir auch wünschen, dass der Rat, wie in anderen Gemeinden auch, über eine Bürgerliste besetzt wird. Dann hätten wir auch bei der letzten Wahl alle Sitze besetzen können“, sagt sie und ergänzt: „Wahrscheinlich wären mehr Leute zur Kandidatur bereit, wenn sie sich nicht einer Partei anschließen müssten.“

Mitgestalten auf Augenhöhe

Auch setzte sich Rike Feil mit den Herausforderungen für die Landwirtschaft auseinander. Aufgewachsen auf dem elterlichen Hof Bockhorst in Stade arbeitet sie seit 20 Jahren im Milchviehbetrieb ihres Mannes Thomas mit. Sie engagierte sich im „Dialog auf Augenhöhe“ des Niedersächsischen Landfrauenverbandes und nahm an „Transparenz schaffen“ des Landvolks teil. Projekte, die letztlich zum Niedersächsischen Weg führten, mit dem Ziel, Landwirtschaft und Naturschutz an einen Tisch zu setzen.

Mitgestalten auf Augenhöhe. Das will sie nun als Bürgermeisterin. Eine Voraussetzung war, dass Ratsvorsitz und Verwaltungsführung künftig getrennt werden. Hermann Bösch war 17 Jahre lang beides: Bürgermeister und Gemeindedirektor. Ernst Hülsen, der seit vielen Jahren als Verwaltungsvertreter die Baljer Ratsarbeit begleitet, übernimmt den Posten des Gemeindedirektors. Die zweite Voraussetzung: Die politische Arbeit wird auf alle Schultern innerhalb der Fraktion verteilt.

Wichtige Projekte vom Vorgänger angeschoben

Das Gute ist, viele Projekte wurden von Hermann Bösch noch angeschoben: Das neue Feuerwehrgerätehaus, ein weiteres Baugebiet hinter der Volksbank und die Dorferneuerung mit Gestaltung der Ortsmitte beim Dorfgemeinschaftshaus, künftiger Feuerwehr und Schule und Kita.

Lesen Sie auch:

Mindestens zwei Projekte schreibt sich Rike Feil auf die Agenda: zum einen mehr Betreuungsplätze für Kinder. Mit dem Baugebiet Faulenhofe-Ost konnten junge Baljer in der Gemeinde gehalten werden. Aber nun haben sie Kinder und die müssen betreut werden. Der einzügige Kindergarten ist voll belegt. „Räumlich bekämen wir eine Erweiterung hin, aber es fehlen Erzieher“, sagt die künftige Bürgermeisterin. Daher könne auch über eine Tagespflegestelle nachgedacht werden.

Und sie möchte eine bessere Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr. „Mit dem Bus ist man von Balje bis Stade anderthalb Stunden unterwegs. Wieso schafft es der ÖPNV nicht über die Brücke nach Cadenberge, wo man in die Bahn steigen kann?“, fragt sie.

Weitere Artikel