Bein-Amputation auf Feld: Mähdrescher-Drama vor Gericht

Ein junger Mann verlor bei einem Arbeitsunfall mit der Erntemaschine in Hohen Luckow bei Rostock beide Beine. Foto: Bernd Wüstneck/dpa
Das Drama auf einem Acker bei Rostock ließ vor einem Jahr niemanden kalt. Nun muss sich ein Kollege des Opfers vor Gericht verantworten.
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Rostock. Über ein Jahr nach der Amputation beider Beine eines Landwirts wegen eines dramatischen Arbeitsunfalls mit einem Mähdrescher unweit Rostocks muss sich an diesem Mittwoch ein 26-Jähriger vor dem dortigen Amtsgericht verantworten. Dem Kollegen des Geschädigten wird fahrlässige Körperverletzung vorgeworfen.
Nach früheren Angaben wollte der damals 25-jährige Geschädigte mit einer Schaufel eine Störung am Mähdrescher beheben und war in den Trichter des Kornspeichers gerutscht. Wenn sich niemand auf dem Fahrersitz befindet, schaltet sich die Maschine eigentlich aus. Ermittler vermuten, dass der Sicherheitsmechanismus umgangen worden sein könnte. Zunächst ist ein Verhandlungstag angesetzt. Es wird mit einer Entscheidung am Mittwoch gerechnet.
Ein langwieriger Rettungseinsatz auf dem Feld unter widrigsten Bedingungen rettete dem Landwirt das Leben.
Nach Bein-Amputation: Mähdrescher-Opfer meldet sich zu Wort
Die Familie die jungen Mannes hatte wegen der riesigen Anteilnahme einen Spendenaufruf geschaltet. Das Haus des Mannes musste behindertengerecht umgebaut werden. Binnen kurzer Zeit kamen Hundertausende Euro zusammen.
Von so viel Hilfsbereitschaft „überwältigt“ meldete sich auch der Verunfallte selbst unter der Spendenkampagne zu Wort. Er sei inzwischen auf einem deutlichen Weg der Besserung. „Ich möchte Euch hier nun von Herzen für die wahnsinnige Unterstützung sowie Euren Rückhalt danken“, schrieb der junge Mann und weiter: „Derzeit arbeite ich daran, mir mein altes Leben Stück für Stück zurückzuholen. Eure Spenden sowie euer Rückhalt werden mich dabei sehr bei der Neugestaltung meines Wohn- und Lebensumfeldes unterstützen!“
Ihn hätten zahlreiche E-Mails und Nachrichten erreicht. Auch von anderen Schicksalsschlägen habe er erfahren. Die jeweiligen Opfer sprachen ihm Mut zu. Er könne das, was passiert ist, immer noch nicht in Worte fassen. „Jede Handlung in unserem Leben, kann das Leben so schnell verändern“, ist in einem weiteren Post zu lesen: „Bitte passt auf euch auf. Ich hoffe, jeder einzelne erfährt Hilfe und die Familie ist für euch da.“
Gerade aus der Landwirtschaft seien zahlreiche Reaktionen gekommen. „Landwirtschaft verbindet. Und Landwirtschaft betrifft uns alle, auch indirekt alle“, schrieb der 25-Jährige weiter. (dpa/tip)