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TBerühmtes Dressing: Das ist die Firma hinter der Sylter Salatfrische

Dressing-Unternehmer und Gastronom Thomas Hauschild zeigt zwei Produktneuheiten, die seit Februar auf dem Markt sind: die Salatsoßen Alpenwürze und Kürbiskern.

Dressing-Unternehmer und Gastronom Thomas Hauschild zeigt zwei Produktneuheiten, die seit Februar auf dem Markt sind: die Salatsoßen Alpenwürze und Kürbiskern. Foto: Sulzyc

Gastronom Thomas Hauschild hat die Sylter Salatfrische erfunden. Seit 20 Jahren mischt der Familienbetrieb aus Neu Wulmstorf den Markt für Salatsoßen und Puddings erfolgreich auf. Was steckt dahinter?

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Von Thomas Sulzyc
Donnerstag, 13.06.2024, 11:50 Uhr

Landkreis Harburg. Gastronom Thomas Hauschild (59) hat eine erstaunliche Karriere hingelegt. Vor 20 Jahren erfand er in seinem Neu Wulmstorfer Restaurant Zum Dorfkrug die Sylter Salatfrische.

Das Dressing mit dem Zwiebelaroma schaffte es aus der Küche in die Supermärkte. Inzwischen ist der Familienbetrieb, die Zum Dorfkrug Produktions- und Handelsgesellschaft, ein namhafter Lebensmittelhersteller in Deutschland.

Familienbetrieb wächst zweistellig

Laut dem Statistikportal Statista erwartet der Markt für Lebensmittel in Deutschland bis 2028 ein jährliches Umsatzwachstum von 4,11 Prozent. „Wir wachsen zweistellig“, sagte Thomas Hauschild während einer Unternehmensführung aus Anlass des 20-jährigen Bestehens der Sylter Salatfrische. Wie viele andere mittelständische Unternehmer nennt er keine Gewinn- oder Umsatzzahlen.

Dabei sind die wirtschaftlichen Bedingungen nicht günstig. Die Preise für Zutaten sind gestiegen. Der Strompreis in Deutschland gilt als besonders hoch. „Wir haben die zusätzlichen Kosten aber nicht vollständig an die Verbraucher weitergegeben“, sagt Hauschild. Die Menschen müssten sich die Produkte ja noch leisten können.

Gläser im Milchflaschen-Design

Glas sei deutlich teurer geworden, sagt Thomas Hauschild. Das Material spielt bei der Vermarktung eine wichtige Rolle. Die Salatsoßen und Puddings seines Unternehmens kommen in Glasflaschen daher, die dem Design einer Milchflasche nachempfunden sind. Das wirkt besonders frisch und kommt bei den Verbrauchern an.

250 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen im Restaurant, in der Produktionsstätte im Neu Wulmstorfer Gewerbegebiet und auf dem eigenen landwirtschaftlichen Betrieb nahe dem Dorf Wulmstorf, genannt Landhof. Der wurde 2020 in Betrieb genommen und liefert Milch für die Puddings und Soßen, zudem Fleisch für das Restaurant.

Puddings als Reaktion auf Ehec-Krise

Die Idee einer eigenen Milchproduktion entstand bereits 2011. In diesem Jahr kam es in Deutschland zu einem Ehec-Ausbruch. Tausende Menschen erkrankten an blutigen Durchfallerkrankungen, 53 starben an dem Darmkeim. Gurken, Tomaten und Salat gerieten unter Verdacht, der Auslöser zu sein. Als Ursache galten am Ende Bockshornkleesamen aus Ägypten.

Die Salatkrise sei schlecht für einen Dressinghersteller gewesen, sagt Thomas Hauschild. Das Unternehmen entschied, zusätzlich Puddings und Vanillesoße herzustellen. „Das Thema Milch war geboren.“

Auf dem 30 Hektar großen Landhof bei Neu Wulmstorf hält die Familie Hauschild 120 Milchkühe.

Auf dem 30 Hektar großen Landhof bei Neu Wulmstorf hält die Familie Hauschild 120 Milchkühe. Foto: Zum Dorfkrug Produktions- und Handelsgesellschaft mbH & Co. KG

120 Milchkühe hält der Dorfkrug auf dem eigenen, 30 Hektar großen Landhof. Dazu kommen 60 bis 80 Schweine (Bunte Bentheimer) in Freilandhaltung. Die Kühe liefern alle zwei Tage 14.000 Liter Milch für die Produktion. Die frische Kuhmilch wird im Werk in Neu Wulmstorf zu haltbarer Milch verarbeitet.

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Unter den Kühen ist auch das Angler Rotvieh, eine vor dem Aussterben bedrohte alte Rasse. „Sie geben eine besonders gehaltvolle Milch für guten Pudding“, sagt Lea Hauschild, die im Familienbetrieb verantwortlich für den Hof ist. Die 26-Jährige hat ökologische Landwirtschaft studiert. Der Landhof mit Hofladen, Besucherführungen, Spielplatz und kleiner Alpaka-Herde ist ein beliebtes Ausflugsziel. Während der Fußball-Europameisterschaft gibt es dort Public-Viewing.

Lea Hauschild mit Kuh Talia (Angler Rotvieh). Der Landhof, für den sie im Familienbetrieb verantwortlich ist, produziert Milch und Fleisch für das Restaurant Zum Dorfkrug.

Lea Hauschild mit Kuh Talia (Angler Rotvieh). Der Landhof, für den sie im Familienbetrieb verantwortlich ist, produziert Milch und Fleisch für das Restaurant Zum Dorfkrug. Foto: Sulzyc

Thomas Hauschild und seine Frau Silke haben noch zwei Söhne. Lasse (22) studiert Marketing, Linus (18) wird ein Studium aufnehmen. Beide helfen im Betrieb mit.

Werk in Neu Wulmstorf füllt 110.000 Flaschen am Tag ab

Nur wenige Kilometer entfernt, im Neu Wulmstorfer Gewerbegebiet, befindet sich noch ein Betriebsgrundstück. In der Produktionsstätte mit eigenem Labor bewegen sich die Flaschen klirrend über das Laufband. „110.000 Flaschen am Tag werden hier abgefüllt“, sagt Produktionsleiter Florian Dzuiballe.

Innerhalb einer Stunde werden 1800 Flaschen Salatsauce abgefüllt. Der Produktionsprozess ist automatisiert. Lediglich 30 Mitarbeiter sind in der Produktion beschäftigt, sie arbeiten in drei Schichten.

Im Werk in Neu Wulmstorf werden innerhalb einer Stunde 1800 Flaschen Salatsoße abgefüllt.

Im Werk in Neu Wulmstorf werden innerhalb einer Stunde 1800 Flaschen Salatsoße abgefüllt. Foto: Zum Dorfkrug Produktions- und Handelsgesellschaft mbH & Co. KG

Insgesamt 26 unterschiedliche Produkte stellt das Unternehmen Zum Dorfkrug mittlerweile her: zwölf Salatsoßen, sechs Grützen, fünf Puddings, jeweils eine Vanillesoße, Kartoffelsalatsoße und Tomatensoße.

Das sind die neuen Dorfkrug-Kreationen

Drei neue Kreationen hat Produktentwickler Ole Schiller im Februar auf den Markt gebracht: die Salatsoße Alpenwürze für den süddeutschen Geschmack, eine nussig-würzige Kürbiskern-Salatsoße und eine Heidelbeergrütze. „Bis ein neues Produkt etabliert ist, dauert es zwei bis drei Jahre“, sagt Thomas Hauschild.

Nur noch selten kocht er in seinem Restaurant. „Viel Schreibtischarbeit, viele Meetings“, beschreibt er seine heutige Arbeit als Unternehmer. „Da hat sich leider viel verschoben.“

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