TBremerhaven macht Ernst mit Schotter-Aus: Gärten müssen zurückgebaut werden

Der mühevoll gestaltete Schottergarten von Ina Schwerdt muss bis Ende 2026 zurückgebaut werden, damit eine wasserdurchlässige Fläche entstehen kann. Foto: Hornbostel
Flächen voller Bruchstein haben sich in den vergangenen Jahren als pflegeleichter Grünflächenersatz etabliert. Bis Ende 2026 müssen laut Baudeputation aber alle Schottergärten zurückgebaut werden. Die Entscheidung stößt auf viel Kritik.
Bremerhaven. Bunte Blumenbeete, Rindenmulch oder doch lieber ein Schottergarten? Wer sich für letzteres entschieden hat, muss sich bald darum kümmern, den Schotter wieder loszuwerden. „Und wer bezahlt das?“, fragen sich Schottergartenbesitzer aus Bremerhaven. Einige Senioren machen sich außerdem Sorgen darüber, wer sich in Zukunft um die Pflege der neuen Gartenflächen kümmert. „Dann sollen die auch herkommen und selbst das Unkraut zupfen“, sagt ein Anwohner des Stadtteils Schiffdorferdamm.
Auch in Schottergärten gibt es Lebewesen
Vor dem Haus von Swenja Kloss ist eine große Fläche mit Steinen bedeckt. Mittendrin befinden sich auch einige Pflanzen. Dass sich in ihrem Vorgarten kein Leben befindet, kann Kloss nicht bestätigen. „Unter den Steinen leben auch kleine Tiere“, erzählt sie. Im Sommer seien viele Bienen und andere Insekten in ihrem Schottergarten zu finden. Von dem Begriff „Schottergarten“ hält Kloss außerdem nichts. „Es ist eine Frechheit, das als Schottergarten zu bezeichnen“, findet sie. Schotter ist für sie so etwas wie Schrott, in ihrem Vorgarten befindet sich teurer Basalt.

Familie Kloss aus Bremerhaven hat sich viel Mühe bei der Gestaltung ihres Vorgartens gegeben. Doch auch der teure Basalt muss bis Ende 2026 weggeschafft werden. Foto: Hornbostel
Einige Häuser weiter wohnt eine Familie, die namentlich nicht genannt werden will. Die beiden Rentner halten ebenso wenig von der Abschaffung der Schottergärten wie auch Swenja Kloss. „Ich bin über 70, ich kann mich nicht mehr um einen Garten kümmern“, erzählt der Mann. Seine Frau findet zudem, dass Schottergärten ordentlich aussehen. Alternativen wie Rindenmulch sprechen sie optisch nicht an. „Unser Schottergarten bleibt“, ist sich das Paar einig.
Sorge um anfallende Kosten
„Wir finden das Verbot nicht gut“, sagt Ina Schwerdt aus Leherheide. Der Schottergarten vor ihrer Haustür beinhaltet einige Pflanzen und Beete, das reicht aber nicht, um von dem neuen Verbot verschont zu bleiben. Auch ihr Vorgarten muss bis zum Ende des Jahres 2026 komplett verändert werden.
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Umwandlung in einen naturnahen Garten kann sich lohnen
Schwerdt hat sich ebenfalls für einen Schottergarten entscheiden, da dieser pflegeleicht ist und keine Gartenarbeit anfällt. Auch sie fragt sich, was der Rückbau Ihres Schottergartens für Kosten mit sich bringen wird.
Gründe für das Verbot sind für viele unverständlich
Neben der Frage nach den Kosten für einen Rückbau der Schottergärten fragen sich die Besitzer auch, was der Beschluss bringen soll. Viele sehen keinen Sinn hinter dem Verbot. Eine Schottergarten-Besitzerin aus Leherheide hat einen großen, grünen Hintergarten. Hier wachsen Gras, Blumen und verschiedene Pflanzen. Vor Ihrem Haus hat sie Beete voller Stein. „Weil es schick und gepflegt ist“ begründet sie diese Entscheidung. Trotz der grünen Fläche hinter ihrem Haus wird auch sie ihren Vorgarten wahrscheinlich komplett umgestalten müssen.
Was soll das Verbot bringen?
In Bremerhaven gilt ab Juli das Verbot von Schottergärten. Laut Ralph Saxe, umweltpolitischer Sprecher der Grünen und Abgeordneter der Bremischen Bürgerschaft, soll aus Bremerhaven eine „Schwammstadt“ werden. Also eine Stadt, in der die Bebauung Oberflächenwasser aufnimmt. Schottergärten würden das Gegenteil davon bewirken. Besitzer bereits bestehender Schottergärten haben bis Ende 2026 Zeit, ihre Schottergärten in ein grünes Gartenbeet umzuwandeln. Wer das nicht macht, begeht eine Ordnungswidrigkeit.