TBrennholz bleibt teuer: Wie es um das Holzgeschäft in der Region steht

Geschlagene Baumstämme markieren, wie hier im Jahr 2022, steht für Melanie Offermanns aktuell nicht auf der Tagesordnung. Foto: Ahrens (Archiv)
Die Energiekrise ließ die Preise für Brennholz im letzten Winter in die Höhe schießen. Überall waren die Lager leer. In diesem Jahr machte das Wetter der Forstwirtschaft zu schaffen. Gibt es überhaupt noch Brennholz - und zu welchem Preis?
Harsefeld/Deinste. Das Telefon von Revierleiterin Melanie Offermanns steht nicht mehr still. Unzählige Anfragen für Brennholz erreichen die Försterin des Bereiches Rüstje - und sie hat leider eine enttäuschende Antwort: Jetzt Brennholz zu kaufen, zumindest bei ihr, ist quasi unmöglich. Die Holzernte müsste jetzt auf Hochtouren laufen, doch im Wald sind keine Maschinen zu sehen. Der Grund ist mal wieder das Wetter.
Etwa 200 Namen stehen schon auf der Warteliste des Forstamts Harsefeld. „Den Nächsten mache ich gar keine Hoffnung mehr“, sagt Offermanns. Die Arbeit in der Forstwirtschaft - und damit auch die Holzernte - wurde in den vergangenen Wochen massiv durch die Massen an Niederschlag behindert.
Hohe Auflagen für Wälder der Landesforsten
„Wir können die Böden nicht befahren.“ Die wuchtigen Maschinen dürfen ohnehin nur auf den vorgesehenen Gassen durch den Wald fahren. Zusätzlich gilt die Auflage, dass die Spuren nicht tiefer als 15 bis 20 Zentimeter sein dürfen. Der Lehm-Anteil in den Wäldern auf der Geest sei verhältnismäßig hoch, die Böden würden schnell schmierig und nicht mehr tragfähig. „Der Boden ist das Wichtigste im Wald“, betont Offermanns. Alles erwachse daraus, die Luftkapillaren müssten unter allen Umständen geschont werden. Nur so könne in Zukunft noch Holz im Wald angebaut werden.

Die schweren Maschinen brauchen im Wald einen tragfähigen Boden. Foto: Ahrens (Archiv)
Der Schutz für die Zukunft geht auf Kosten der derzeitigen Ernte. „Uns sind die Hände gebunden“, sagt Offermanns. Die Wälder der niedersächsischen Landesforsten sind zertifiziert. Für private Wälder gelten weniger hohe Auflagen, sagt Offermanns. Thomas Schultz bezieht für seinen Brennholz-Handel in Deinste Holz aus privaten und staatlichen Wäldern. „Holz haben wir genug“, sagt er.
Im letzten Winter explodierte die Nachfrage nach Brennholz wegen der gestiegenen Öl- und Gaspreise. Schultz musste einen Bestellstopp verhängen, er war ein halbes Jahr im Voraus ausgebucht. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 hätten seine Kunden gut drei Wochen nach Bestellung ihr Holz bekommen. Im letzten Winter verzweifelten die Menschen auf der Suche nach Holz, Diebstähle mehrten sich.
Preise weiterhin auf hohem Niveau
In diesem Winter ist die Lage entspannter: Die Nachfrage nach fertigem Kaminholz sei zurückgegangen, Schultz kann alle Kunden bedienen. Der Januar sei - wie vor den Krisen ab 2020 - wieder ruhig, die meisten Kunden seien bereits eingedeckt. Einige hätten womöglich auch noch Reserven aus den Massenkäufen des letzten Winters. Schultz kennt auch Landesforsten, die vor kurzem noch Holz verkauften. „Viele haben letztes Jahr angefangen, Holz zu schlagen, bevor es so nass wurde.“

Thomas Schultz kann seine Kunden inzwischen wieder direkt bedienen. Foto: Ahrens (Archiv)
Was sich laut Schultz allerdings nicht entspannt hat, sind die Preise. „Irgendwann geht es nicht mehr günstiger.“ Das Holz sei im Einkauf nach wie vor teuer, auch der Strom zum Aufbereiten müsse teuer bezahlt werden. Außerdem treibe die Maut die Preise in die Höhe: Seit 1. Dezember gilt auf deutschen Autobahnen und Bundesstraßen ein deutlich höherer Aufschlag. Im Sommer müssen dann auch Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen mehr zahlen. Das würde für Brennholz-Kunden höhere Kosten für die Anlieferung bedeuten, sagt Schultz. Aktuell liege der Preis für einen Schüttraum-Meter Buche bei etwa 145 Euro.
Krieg und Krise machen sich noch immer bemerkbar
Laut Preisermittlung des Magazins Land&Forst spielen auch Krieg und Krise noch immer eine Rolle. In einer Tabelle, die die Preismeldungen der Forstämter der Landwirtschaftskammer beinhaltet, liegen die Preise für ungespaltene Buche aktuell bei 40 bis 55 Euro pro Raummeter. Dem Statistischen Bundesamt zufolge sind die Preise für Rohholz im November um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen - damals waren die Preise aber um knapp 24 Prozent angestiegen. Vom Vorkrisen-Niveau sind sie also noch weit entfernt.
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Wenn Melanie Offermanns im Revier Rüstje Holz schlagen könnte, hätte sie sich zunächst nur auf Buche konzentriert. Der Markt werde derzeit mit Schadholz der Eichen überschwemmt. In vielen Wäldern wütet der Prachtkäfer und sorgt für viele kranke Eichen, die weichen müssen. „Der Holzmarkt ist international“, so Offermanns. Obwohl die Landesforsten eine staatliche Einrichtung sind, müssen sie wirtschaftlich planen. Wenn weltweit günstiges Schadholz von kranken oder umgestürzten Bäumen auf dem Markt ist, lohnt der Einschlag nicht. Die gesunden Eichen wurden über 120 Jahre von Förster-Generationen herangezogen.
Für Kaminholz spielt Eiche laut Thomas Schultz aber immer noch eine untergeordnete Rolle: Zwar habe das Holz den gleichen Heizwert wie Buche. „Aber Buche hat weniger Asche und brennt schöner.“